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Kirche in WDR 3 | 16.08.2024 | 07:50 Uhr

So wahr mir Gott helfe

Haben Sie schon mal 3000 Polizisten und Polizistinnen auf einem Fleck gesehen? Wahnsinn, kann ich Ihnen sagen! Und das war nicht zur Fußball-EM oder zu einer Groß-Demo. Wobei: es hatte schon was beeindruckend Demonstratives, was ich da im März in der Arena in Köln-Deutz erlebt habe. Und zwar bei der zentralen Vereidigungsfeier der Polizei Nordrhein-Westfalen. Als Polizeiseelsorger für das Bistum Essen war ich eingeladen – aber nicht nur deshalb. Ich war auch als Vater da. Bei der Feier legen die jungen Beamtinnen und Beamten ihren Diensteid ab. Auf den Zuschauerrängen: circa 10.000 Angehörige. Zu Beginn die Ansage: „Bitte erheben Sie sich von Ihren Plätzen!“ Huch, dachte ich, das erinnert mich doch sehr an Kirche. Und wie in der Kirche, setzte Musik ein, allerdings nicht die Orgel, sondern die Band des Landespolizeiorchesters mit dem Song der Bläck Föös „Du bist die Stadt, auf die wir all‘ hier stehn“- hochdeutsche Übersetzung. Und das in Endlosschleife, denn der Einzug der 3000 Anwärterinnen und Anwärter dauerte so sieben bis zehn Minuten. Dieses Bild des nicht enden wollenden Aufmarsches und diese Musik dazu: Ich kann Ihnen sagen, Gänsehaut pur. Und Rührungstränen, die ich nur schwer verstecken konnte. Und das nicht nur, weil mein Sohn einer von den 3000 war. Großer Einzug bei einer feierlichen Messe ist nichts dagegen.

Es gab ein buntes Programm mit Musik, Showeinlagen und natürlich etlichen Reden. Und dann der Höhepunkt der Veranstaltung: Die jungen Beamtinnen und Beamten legten ihren Diensteid ab. Der lautet: „Ich schwöre, dass ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."[1] Auf diese letzten Worte kommt es mir hier an: So wahr mir Gott helfe. Diese Worte darf man beim Eid weglassen, die meisten haben sie aber gesprochen. Vielleicht weil sie ahnen, dass ihr Beruf nicht der leichteste ist. Und auch gefährlich. Da kann es nicht schaden, eine unsichtbare Macht auf seiner Seite zu haben. So oder ähnlich würden es vermutlich viele von denen ausdrücken.

Für mich bedeutet es mehr: So wahr mir Gott helfe. Das passt nicht nur zum Diensteid, diese Worte prägen mein Leben, zumindest arbeite ich dran. Ja, zum einen steckt da auch die Hoffnung drin, beschützt zu sein von Gott. So wie die Polizisten und Polizistinnen es für sich wünschen. Zum anderen erinnern mich diese Worte daran, wie begrenzt ich bin. Mein Verstand ist begrenzt, meine Talente sind begrenzt, mein Wissen und Können, meine Energie, meine Zeit. Deshalb kann ich nicht die Welt retten, ich bin nicht perfekt, ich kann nicht alles tun, was ich tun müsste. Und obendrein mache ich auch noch Fehler. So wie jeder andere Mensch auch. Und darunter müssen manchmal auch andere leiden.

Der Satz: „So wahr mir Gott helfe“, hilft mir, mit meiner Begrenzung klar zu kommen. Ich weiß halt, dass ich – leider – nicht perfekt bin. Gott sei Dank weiß ich als Christ, dass ich es auch nicht sein muss. Das entlastet mich. Denn für das, was mein Wissen und Können übersteigt, bin ich nicht mehr verantwortlich. Das macht mich weder faul noch nachlässig; ich muss mich schon anstrengen, mein Wissen und Können einsetzen, um meine Arbeit gut zu erledigen und gut mit meinen Mitmenschen auszukommen. Oder um es mal groß zu formulieren: um die Welt ein Stück besser zu machen. Aber mehr kann und muss ich dann eben nicht tun. Manchmal sage ich innerlich zu Gott: „Der Rest ist jetzt deine Sache.“

Gelegentlich erlebe ich Situationen, in denen ich meine Begrenztheit besonders spüre: wenn ich eine komplexe Veranstaltung leiten muss, oder wenn ich in ein schwieriges Gespräch gehe, zum Beispiel. Dann übersetze ich mir die Formel „so wahr mir Gott helfe“. Wenn ich dann nämlich aufbreche und die Türklinke in die Hand nehme, atme ich tief durch und sage mir: „Mit Gottes Hilfe wird es gehen.“

Ich wünsche Ihnen, dass dieser Tag ein guter Tag für Sie wird, mit Gottes Hilfe! Herzlich grüßt Pastoralreferent Martin Dautzenberg aus Hattingen.


[1] https://www.besoldung-nordrhein-westfalen.de/nordrhein_westfalen_landesbeamtengesetz_paragraf_61

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