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Kirche in WDR 3 | 17.08.2024 | 07:50 Uhr

Schön ist es, auf der Welt zu sein

Die Welt ist schlecht. Zumindest ist das mein Gefühl, wenn ich manche Menschen reden höre. Der Krieg am Rand Europas kostet weiterhin tausende Menschenleben, die Erderwärmung steigt, die Staatsverschuldung ebenso, dagegen sinkt das frei verfügbare Einkommen, weil alles immer teurer wird, Wohnraum ist kaum zu bezahlen, die Kriminalität bekommen wir nicht in den Griff, ständig ist mit Terroranschlägen zu rechnen, Wahlergebnisse lassen kaum noch tragfähige Regierungspolitik zu… Ich könnte so weitermachen.

Alles das ist nicht neu und auch nicht erfunden. Aber der enge Blick auf solche Fakten erzeugt Stimmung – und das nicht nur an Stammtischen. Die sterben ja auch aus… „Früher war alles besser“, höre ich schon mal als Zusammenfassung, verbunden mit einem Achselzucken: „Da kann man halt nichts machen.“

Kontrast dazu: Vor zwei Monaten begann die Europameisterschaft in Deutschland. Millionen Fußballfans versprühten gute Laune und Optimismus. Auch wenn ich nicht zur Fanszene gehöre, hatte ich Spaß an dem bunten Treiben auf Straßen und Plätzen. Krisen und Probleme waren eine Zeit lang vergessen. Irgendwie faszinierend, wie Menschen sich plötzlich verbrüdern oder verschwistern, gemeinsam singen, fiebern, hoffen und feiern. Und das, obwohl sie sich vorher nicht kennen! Das gemeinsame Ziel verbindet, über alle Barrieren hinweg. Auch noch, als unser Land im Viertelfinale raus war; den Ärger über die mögliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters und die Trauer: auch das teilten die Deutschland-Fans miteinander.

Sehr bemerkenswert finde ich, wie sich der Bundestrainer zu dem EM-Verlauf verhalten hat. Die Abschlusspressekonferenz von Julian Nagelsmann war vielleicht die Ruck-Rede, die wir hier im Land von unseren Politikern erwarten. Erstmal hält sich Nagelsmann nicht mit Schiedsrichterschelte auf. Er bedankt sich zunächst bei den Fans, weil sie die Mannschaft durch das Turnier getragen haben bis zum Aus. Und dann folgt seine Ansprache an die Menschen im Land. Nicht eine Politikerin, nicht ein Kirchenvertreter, nein, der Bundestrainer versucht, die tendenziell schlechte Stimmung der Gesellschaft zu drehen. Indem er darauf hinweist, wie gut es uns insgesamt geht. Und wie notwendig es ist, dass wir als Gemeinschaft zusammenhalten. Er sagt: „Es ist wichtig zu realisieren, in welch schönem Land wir leben, landschaftlich und kulturell. Was wir für Möglichkeiten haben, wenn wir alle zusammenhalten und nicht alles extrem schwarzmalen, dem Nachbarn nichts gönnen und von Neid zerfressen sind.“[1]

Endlich mal einer, der sich nicht mit Negativem aufhält, sondern auf das schaut, was klappt.

Natürlich, es ist nicht alles gut, und es geht nicht allen gut. Viele Menschen arbeiten in Berufen, wo sie das hautnah mitbekommen: Rettungsdienst, Polizei, Jugendamt, Krankenhaus… – wer da arbeitet, bekommt viel Not und Leid zu sehen. Das kann den Blick verengen und die Sichtweise auf das Leben verschieben. Oder im privaten Umfeld: Wenn in meiner Nähe gerade mehrere Menschen sehr krank sind, sterben oder anderweitig leiden, dann kann ich schnell meinen, das ganze Leben ist von Leid geprägt.

Wenn ich selbst mal in einem Stimmungstief bin, überlege ich, wofür ich so alles dankbar sein kann. Und hinter dem Nebel trüber Gedanken kommt doch so einiges zusammen: Ich lebe in einer echten Demokratie; davon gibt’s nicht so ganz viele auf der Welt. Bei uns muss niemand verhungern oder auf der Straße schlafen. Wir leben relativ sicher. Unser Land ist frei von Krieg – bisher. Ich erhalte medizinische Versorgung. Ich habe ein paar Menschen, die mich lieben und noch mehr Menschen, die es gut mit mir meinen. Ich kann meinen Teil dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft funktioniert. Dann gibt es die Natur, die mich gerade jetzt im Sommer beschenkt mit Wärme, Sonne und dem Anblick von Blumen.

All das habe ich nicht gemacht und habe es mir nicht verdient. Ich betrachte dies alles als Geschenk. Und dafür bin ich dankbar: den Menschen, die dazu beitragen, und meinem Schöpfer, der hinter und über allem lebt.

Ich wünsche Ihnen noch eine erfüllte Sommerzeit und einen gezielten Blick für alles Schöne. Aus Hattingen verabschiedet sich Pastoralreferent Martin Dautzenberg.


[1] Quelle: https://www.rnd.de/sport/julian-nagelsmann-die-worte-des-bundestrainers-nach-dem-em-aus-im-wortlaut-5VABYAVO5FH4ZMQPSZHY7VLFR4.html. Abgerufen am 9. Juli 2024

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