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Kirche in WDR 3 | 28.08.2024 | 07:50 Uhr

Der Algorithmus des Abendlandes

Der Algorithmus des Abendlandes

Vom „Untergang des Abendlandes“ ist immer wieder mal zu hören. Und dabei ist das Abendland ja schon einmal untergegangen. Die meisten Historiker machen das an einem Datum fest: Im Jahr 529 schließt in Athen Platons Akademie. Die berühmtesten Philosophen der Antike haben dort gelehrt. Und als Kaiser Justinian Platons Akademie schließen lässt, sehen die meisten Historiker die Antike beendet. Das Mittelalter bricht an, das oft als das „Finstere“ bezeichnet wird.

Und wissen Sie was? Im Jahr 529 schließt nicht nur Platons Akademie. In Montecassino, unweit von Rom, gründet Benedikt von Nursia im selben Jahr sein erstes Kloster. Damit startet die benediktinische Bewegung innerhalb der Kirche. Eine der wirkmächtigsten spirituellen Lebensformen weltweit. Und nicht nur das: Die Klöster spielten eine zentrale Rolle dabei, dass Europa zu dem wurde, was wir heute gemeinhin als „Abendland“ bezeichnen. Benedikt von Nursia wird verehrt als „Patron Europas“. Und das aus einem Grund: Mit seiner Ordensregel hat er den Algorithmus geschrieben, der das Wissen Europas für Jahrhunderte kultiviert hat. Sie haben richtig gehört: Ich benutze einen Terminus aus der Computersprache. Laut Definition ist ein Algorithmus „eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems und einer Klasse von Problemen“[1].

Und was anderes ist eine Klosterregel als eine Handlungsvorschrift?

Die Klasse von Problemen war enorm in der Zeit, als Benedikt seine Regel schrieb: Das römische Reich bröckelte nicht nur, es versank unter den Augen der damaligen Zeitgenossen. Die Barbarenstürme der Völkerwanderungen wirbelten die alte Ordnung der Antike durcheinander. Nicht nur für Recht und Ordnung hatte das zentrale Konsequenzen, sondern auch für den Wissenstransfer. Ein Beispiel: Irgendwann wussten die Kölner nicht mehr, wie die 130 Kilometer lange Wasserleitung der Römer aus der Eifel funktionierte[2]. Als die Germanen diese im Jahr 260 zerstörten, mussten die Kölner wieder die dreckige Rheinbrühe trinken, Krankheiten und Elend inklusive.

Als Benedikt sein Kloster gründet, sind nicht nur die Aquädukte ausrangiert, auch die alten Römerstraßen werden hinfällig. Die „Datenautobahnen“ der Antike sind in großen Teilen gekappt. Die Pionierarbeiten der Römer siechen. Doch mit den Benediktinern treten neue Pioniere auf den Plan. Und sie hüten das Wissen in ihren Bibliotheken. In ihren Schreibstuben kopieren die Benediktiner nicht nur fleißig das Wissen der alten Zeit: In den Klöstern werden zentrale Erfindungen gemacht, die nicht nur technisch oder medizinisch überlebenswichtig waren für das Europa der Nach-Antike, viele Erfindungen aus den Klöstern schmeckten auch.

Meine Zeit reicht nicht, um alle Dinge aufzuzählen, die die Benediktiner erfunden haben. Aber ein paar seien genannt: Die Erfindung der Wassermühle. Die Erfindung des Räderuhrwerks. Hochverdient sind die Benediktiner in der Landwirtschaft, z.B. in der Erfindung des schweren Pflugs.

Wer mehr über den Innovationsreichtum der Mönche erfahren will, dem empfehle ich dringend das wunderbare Buch „Der unendliche Faden – Reise zu den Benediktinern, den Erbauern Europas“[3]. Ein herrlicher Roadtrip zu bedeutenden Klöstern Europas. Der Italiener Paolo Rumiz entdeckt darin seinen Landsmann, Benedikt von Nursia als veritablen Patron Europas. Und für ihn ist klar, welche Erfindung der Benediktiner in Zeiten der Abgesänge auf das Abendland vielleicht die wichtigste ist für eine gedeihliche Zukunft in Europa: Die Benediktinische Gastfreundschaft, in der jeder Gast willkommen ist, weil in jedem und jeder Christus anklopfen könnte. Er schreibt: „Das Abendland hat noch nie gesiegt, in dem es in fremde Länder einmarschiert ist. Es ist immer wieder auferstanden, wenn es die Fremden aufgenommen und die Reihen geschlossen hat. Das ist die Lehre Benedikts“ (S. 28)

Vielleicht könnte die benediktinische Gastfreundschaft tatsächlich als Werte-Kompass dienen für das gemeinsame Haus Europa.

Dass Sie in ungastlichen Zeiten Ihren Kompass klar haben, das wünscht Klaus Nelißen aus Köln.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Algorithmus

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Eifelwasserleitung

[3] https://www.folioverlag.com/Der-unendliche-Faden/9783852568058

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