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Kirche in WDR 3 | 29.08.2024 | 07:50 Uhr

Dinner mit dem Abt

Dinner mit dem Abt

Normalerweise schreibt sie Drehbücher für eine Seifenoper. Jetzt aber hat die Kölnerin Nina Brunetto ein Buch geschrieben. Und das ist ungewöhnlich für eine 34-Jährige Großstadtpflanze: „Dinner mit dem Abt“ heißt es und die Unterzeile verrät, dass es nicht um einen Krimi geht, sondern um ihre Lebensgeschichte: „Mein Umweg zum Glauben“. Ein Kloster spielt dabei eine Rolle. Näher: Das Kloster Münsterschwarzach am Main, nahe Würzburg. Da war Nina Brunetto aufgetreten. Neben ihrem Job als Drehbuchautorin ist sie nämlich auch Jazz-Sängerin. Und in Münsterschwarzach fand vor einem Jahr eine religiöse Buchmesse statt, da hat sie gesungen.

Alle Beteiligten der Buchmesse sind im Mai 2023 zum Abendessen eingeladen, also auch Brunetto. Dabei besetzen die Mönche die Tische gezielt und wahllos. Das wirbelt dieses „ah – hier geh ich hin, den kenn ich“ mächtig durcheinander. Mächtig aufgeregt ist Brunetto, denn sie sitzt ausgerechnet am Tisch des Abtes, also direkt neben dem Vorsteher der Klostergemeinschaft. Sie ist keine Christin. Weiß nicht, worüber sie mit dem Abt sprechen soll. Der Abt aber entschuldigt sich erstmal, dass er nicht bei der Lesung war, bei der sie gesungen hatte. Und als sie sich schließlich als Atheistin outet, zitiert er, für sie überraschend, seinen Ordensgründer:


Sprecherin:

Der Abt antwortete mit der Regel des Heiligen Benedikts: „alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; denn er wird sagen: ‚Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen‘ So sagt es unser Leitsatz. Und das gilt für alle, egal, wer sie sind, welcher Religion sie angehören oder nicht angehören…ich gebe zu, das muss man erst mal lernen, manchmal ist das gar nicht so einfach“[1]


Fünf Monate nach diesem Essen lässt sich Nina Brunetto taufen. Da muss also etwas passiert sein. Und genau darüber schreibt sie in dem Buch „Dinner mit dem Abt“. Brunetto fragt sich im Grunde immer wieder: Wie konnte ich 34 Jahre alt werden, in Deutschland leben und nicht feststellen, wie spannend das Christentum ist, was für Ressourcen in dieser Religion stecken – ganz konkret für mein Leben? Zur Taufe lädt sie dann ihre Freunde und Familie, mehrheitlich aus Kreativszene, mehrheitlich kirchenskeptisch, wie folgt ein:


Sprecherin:

„Ich möchte der Hoffnungslosigkeit, dem Pessimismus und Egoismus mit den christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung entgegenwirken. Ich möchte Licht sein, Strahlkraft haben, im Dunklen vorangehen, für andere da sein. Lange dachte ich, ich sei Atheistin, brauche und kennen keinen Gott, will keine Kirche, nichts davon. Aber an irgendetwas Höheres habe ich immer schon geglaubt, ich wollte es nur nicht sehen. Heute erkenne und bewundere ich die Arbeit vieler, die für ihre Gemeinden und Menschen überall auf der Welt eintreten, die das Licht für andere sind, wenn es am dringendsten gebraucht wird.“[2]


Was für ein starkes Glaubensbekenntnis!

Nina Brunetto lässt sich dann evangelisch taufen. Zu viele Dinge in der katholischen Kirche kann sie nicht mittragen. Stichwort: Frauenordination, Stichwort: Umgang mit queeren Menschen, Stichwort: die Machenschaften in der Kölner Amtskirche. Aber: Vielleicht brauchte es die Begegnung mit einem, der aus dem anderen Lungenflügel der Kirche kommt. So nenne ich gerne die Orden. Ja: die katholische Kirche „atmet“ nicht nur durch die bischöflich verfasste Kirche, also dieser Struktur, die vor Ort in den Pfarreigemeinden beginnt und über den Bischof hin zum Papst reicht. Die Kirche hat über all die Jahrhunderte wesentliche Inspirationen durch den anderen Lungenflügel bekommen: Die Orden. Und dass die Erfahrung benediktinischer Gastfreundschaft einen wachen Geist von heute noch derart treffen kann, dass der Wunsch reift, Christin zu werden, das finde ich stark. In ihrer Taufeinladung offenbart Brunetto eine elementar wichtige Ressource des Christlichen: Die Kraft, zu hoffen. „Der Gott unseres Glaubens ist der Grund unserer Hoffnung, nicht der Lückenbüßer für unsere Enttäuschungen“[3] heißt es in dem wunderbaren Schlusstext der Würzburger Synode von 1975.

Und diese Kraft zu hoffen wünsche ich auch Ihnen. Ihr Klaus Nelißen aus Köln.


[1] https://www.vier-tuerme.de/dinner-mit-dem-abt-mein-umweg-zum-glauben, S. 20

[2] Ebd, S. 205f.

[3] https://weltkirche.katholisch.de/dokumente/Gemeinsame_Synode_1975_-_Unsere_Hoffnung.pdf

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