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Kirche in WDR 3 | 23.08.2024 | 07:50 Uhr
Antwort sofort
Guten Morgen!
Nach einem Abend-Gottesdienst in der Antoniterkirche - mitten in der Kölner City - gehe ich mit anderen Gottesdienstbesuchern durch das Portal der Kirche wieder hinaus. Eine schöne und klare Ruhe hatte sich innerhalb der Kirche ausgebreitet, und auch draußen auf der Schildergasse hat sich der Tagestrubel gelegt, und die Menschen haben ihren Schritt scheinbar verlangsamt. Auch hier kehrt Ruhe ein. Bis…… ja bis ich zwei Schritte aus der Tür bin und hinter mir eine laute, schneidende Stimme in ein Smartphone schreien höre:
„Ich werde nicht warten… Ich will jetzt eine Antwort, und zwar sofort. Du redest jetzt mit mir, jetzt, jetzt, jetzt!“
Und schon ist die Anruferin in einer Gasse zur Einkaufsstraße hin verschwunden… Ich bilde mir ein, sogar einen kleinen Luftzug gespürt zu haben, als sie vollkommen entnervt an uns vorbeifegte.
Merkwürdig fühlt sich das an: Wir, die wir gerade aus einer Abendandacht kommen, vielleicht dort auch eine Kerze angezündet und ein stilles Gebet gesprochen haben, fallen wieder mitten hinein in das normale Leben außerhalb der Kirchenmauern.
Die junge Frau hatte wohl rein zufällig hinter der Kirchentür gestanden, und sie hatte offensichtlich ein dringendes Problem mit ihrem Freund oder einer anderen Person zu klären. Sie lässt keinen Zweifel aufkommen: Die Antwort, auf die sie wartet, die muss einfach jetzt kommen. Rede jetzt oder schweige für immer.
Merkwürdig fühlt sich diese Szene deshalb an, weil wir, die wir gerade aus einer Andacht kommen, ja vielleicht auch um so etwas wie eine Antwort gebeten haben. Von Gott! Ob es uns schnell genug geht mit seiner Antwort?
Ein Gebet kann ja wie ein Gespräch sein. Ich ordne im Reden meine eigenen Gedanken, Gefühle und Anliegen und bringe sie vor Gott. Und hoffe, dass er antwortet.
Wie soll es denn jetzt weitergehen? Wohin mit meinem Kummer oder mit meiner stillen Freude über etwas Schönes? Was sagst du dazu, Gott?
Eigentlich ein nachvollziehbarer Wunsch: dass Gott auf mein Gebet doch bitte schnell und eindeutig antworten soll.
Natürlich ist mir klar, dass es so 1 :1 nicht gehen wird. Dass die Antwort auf mein Gebet vielleicht kommt, aber eben nicht im Schnellverfahren. Vielleicht kommt sie sogar in einer Form, die völlig rätselhaft ist.
Ich kann für mich sagen: Ich hoffe auf Antwort. Manchmal bitte ich: Gott gib dich in meinem Leben zu erkennen. Oder schlag mir doch die Richtung vor, in die es gehen soll.
Und es wird Tage geben, da fällt es mir einfacher und Tage, wo es schwerer ist, ein Gebet zu sprechen.
An manchen Tagen bete ich sogar nur dafür, dass ich überhaupt beten kann. „Gottvertrauen“ heißt – ich gehe davon aus, dass Gott mir zuhört und dass er irgendwann auf seine Weise antworten wird. Ich wünsche mir dann auch, dass es mir gelingt, ihm zuzuhören! Ich hoffe einfach immer wieder neu, dass ich mit ihm in – so gut es geht- in Verbindung bleiben kann.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ihre Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
