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Kirche in WDR 3 | 09.09.2024 | 07:50 Uhr
Catharina Damen: Heilige Anfängerin
Einen schönen Montag-Morgen Ihnen allen.
Montag. Die Arbeitswoche beginnt. Auch wer nicht berufstätig ist, merkt es deutlich: Mehr Autos auf den Straßen; Kinder, die zur Schule gehen; Geschäfte haben geöffnet, die Arztpraxen auch. Eine neue Woche fängt an.
Und weil für mich heute meine Woche hier im Radio mit Ihnen anfängt, erzähle ich Ihnen gern von einem Anfang, der mir viel bedeutet. Dabei lernen Sie mich auch ein bisschen kennen.
Catharina heißt die Anfängerin, ja, genau wie ich. Catharina Damen heißt sie. Geboren Ende des 18. Jahrhunderts in einem minikleinen Häuschen hinter dem Deich an der Maas im Süden der Niederlande.
Eine kleine Träumerin. Mit ihr könne man nichts anfangen, soll der Vater mal gesagt haben. Und doch hat sie ein ziemliches Projekt begonnen: Sie hat einen katholischen Orden gegründet, meine Ordensgemeinschaft. Mit 14 fängt Katharina an als Haushaltshilfe in der nächsten Stadt, in Maaseik, heute Belgien.
Sie schließt sich Menschen an, die im Geist von Franz von Assisi ihren Alltag gestalten – in einer Laienbewegung. Mit ein paar dieser Frauen lebt sie zusammen. „Maseurkes op de Trepkes“, nennen die Leute sie, obwohl sie keine richtigen Ordensschwestern sind. Und dann der eigentliche Anfang: Peter van der Zandt, ein Priester, wird aus Masseik ins 22 Kilometer entfernte Heythuysen versetzt. Da lungern viel zu viele Kinder unversorgt auf der Straße herum, findet er.
Darum bittet er die Maseurkes op de Trepkes um Hilfe. Nur Catharina ist bereit, nach Heythuysen umzuziehen. Ein gewagter Anfang. Er scheint nichts mit ihr anfangen zu können, der Herr Pfarrer. Catharina bleibt trotzdem. Erst traut er ihr nur die Kirchenwäsche zu. Aber die Kinder hängen schnell an ihr. Da gibt er nach.
Ein paar Frauen schließen sich ihr an. Sie fangen an, gemeinsam zu leben. Und irgendwann wollen sie ein „richtiges“ Kloster sein. Da gilt es nicht nur, den brummigen Pfarrer zu überzeugen, sondern auch den Bischof.
Catharina zieht los. Und sie erreicht – nichts.
Auch der hochgebildete Bischof von Lüttich kann nichts anfangen mit dieser einfachen Frau. Seine berechtigten Fragen nach Geld und Personal beantwortet Catharina schlicht mit „Gott wird sorgen“. Ohne etwas zu erreichen kehrt Catharina heim – nur um nach sechs Wochen wieder loszuziehen. Gegen alle Erfolgsaussichten. – Doch das Irre passiert: Der Bischof, der sie mit dem festen Vorsatz empfing, sie abzuweisen, sagt später „man kann ihr nicht widerstehen“. Und dann sein Wort: „So mag sie denn mal anfangen“.
Enthusiasmus klingt anders. Aber: Es hat gereicht! Und Catharina fing an. Sie fingen an, unsere ersten Schwestern. Tausende Frauen habe sich in den letzten knapp 200 Jahren mit Catharina auf den Weg gemacht. Seit 34 Jahren bin ich eine von ihnen.
Hierzulande kennt man uns als Lüdinghauser oder Nonnenwerther Franziskanerinnen.
Meinen Orden gibt es also, weil Catharina „denn mal angefangen hat“, gegen alle Widerstände. Ich bewundere diese Zähigkeit anzufangen, wenn jemand glaubt: Das ist meine Aufgabe! Anzufangen, auch wenn die Kräfte scheinbar nicht reichen. Catharina hat immer wieder gesagt: „Es ist Gottes Werk, nicht das meine. Gott wird sorgen.“[1]
Auch wenn Vater, Pfarrer und Bischof nichts anfangen konnten mit ihr: Gott konnte mir ihr etwas anfangen. Dass Sie auch ein bisschen von dieser Zuversicht spüren, dass die Welt etwas anfangen kann mit Ihnen, weil da eine größere Kraft hinter Ihnen steht, was auch immer Sie anfangen an diesem Montag, das wünscht Ihnen
Ihre Schwester Katharina Kluitmann aus Münster
[1] Siehe www.Franziskanerinnen-LH.de