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Kirche in WDR 3 | 12.09.2024 | 07:50 Uhr
Mein Bubble-Hopping
So ein bunter Kreis von Menschen, die sich jetzt in diesem kurzen Impuls mit den gleichen Gedanken beschäftigen. Wie schade, dass ich nicht mehr mitbekomme von Ihnen, liebe Zuhörende. Ich wüsste gern, wer Sie sind, was Sie beschäftigt, was Sie freut und woran Sie gerade herumknabbern.
Das Kinderlied „Du da, im Radio“ funktioniert leider nicht so richtig. Ich rede mit Ihnen, Sie nicht direkt mit mir. Wenn ich in Sälen und Kirchen spreche, ist das anders. Dann lerne ich Menschen kennen, dann gibt es Dialog. Das mag ich sehr: einzelne kennenlernen, und auch: – eintauchen in verschiedene Kreise und Welten, in Wissensgebiete und ganz unterschiedliche Erfahrungen.
In das, was man heute oft eine „Blase“ nennt. Ich nenne dieses Vagabundieren für mich manchmal scherzhaft Blasen-Hopping. Letztens war ich zum Beispiel bei einem evangelischen Ritterorden zu Gast. Hätte nie gedacht, einmal in so einen erlesenen Kreis zu kommen. Die katholischen Malteser sind mir ein bisschen vertraut: aber die evangelischen Johanniter waren mir neu. Nach einem halben Tag hatte ich das Gefühl, von einer langen Reise heimzukommen. So fremd war mir nämlich vieles. So vieles anders, ungewohnt.
Ich liebe das. Natürlich auch, weil ich dabei allerlei lerne über fremde Lebenswelten. Ich beginne, das auch in meiner Freizeit zu pflegen. Denn immer öfter merke ich, dass meine kleine Blase mir zu eng wird. Also nur ein Spaß? Nein, sicher nicht. Mir macht es zunehmend Angst, dass Blasen sich gegeneinander abschotten und sich gegenseitig schlecht machen.
Blasen an sich sind normal. Aber ich halte es für gefährlich, wenn sie sich einigeln. Unterschiede werden dann schnell „Gegensätze“ genannt. Die anderen sind plötzlich nicht nur anders, sondern Gegner, vielleicht sogar Feinde. Zugegeben: Auch mich kostet es Mut, in eine neue Blase einzutauchen. Vor allem, wenn das mit echten Begegnungen verbunden ist.
So war es für mich fast eine Art Mutprobe, mich einer Pilgerreise zum Marienwallfahrtsort Lourdes anzuschließen. Aber: Ich hab’s getan! Und soll ich Ihnen etwas sagen? Es war großartig! Lernen auf beiden Seiten. Wir sind einander begegnet. Blasen-Hopping. Wer sich kennt, kann nicht so leicht schlecht über den anderen reden.
Wo Begegnung stattfindet, wächst Respekt, schwinden Feindbilder, weil man „von denen“ jemanden kennt. Blasen-Hopping, nicht nur in der Kirche, sondern auch zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Das täte uns gut, meine ich.
Ich bewundere Angelica, die sich als Christin im Dialog mit Musliminnen engagiert. Ich bewundere ein Workshop-Projekt, in dem Menschen unterschiedlicher politischer Überzeugungen, auch extremer, angeleitet werden, miteinander spazieren zu gehen. Ich bin sicher, dass Blasen-Hopping guttut, überall – so viele Fragen das im Einzelfall auch aufwerfen mag.
Und dabei muss es nicht immer der ganz große Schritt sein. Haben Sie vielleicht Lust, heute Blasen-Hopping im Kleinen zu probieren? Ein Lächeln für die verschleierte Frau, sei sie nun in Burka oder – wie ich oft – im Ordensgewand? Oder ein Gespräch mit dem, der mir so komisch vorkommt, weil er … Aber vielleicht ist für Sie heute auch etwas ganz Anderes dran.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen einen guten Tag. Und wie gesagt, schade, dass wir hier nur in eine Richtung reden können, findet „Die da“ im Radio, Ihre Schwester Katharina Kluitmann aus Münster
