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Kirche in WDR 3 | 17.09.2024 | 07:50 Uhr
Gottes Telefonnummer
Guten Morgen!
Kennen Sie die Telefonnummer von Gott? Früher, bei uns in der Jugendgruppe, war das ein geflügeltes Wort: „Gottes Telefonnummer? Na klar, 5015.“ Jeder wusste, was gemeint war.
Die Idee, dass man Gott anrufen kann, ist immer wieder Thema in Geschichten oder Filmen oder Witzen. So wie in diesem Gag aus einer Zeit, als es noch keine Telefonflatrates gab: Der Papst telefoniert von Jerusalem aus mit Gott und wundert sich, dass das so günstig ist. „Vom Vatikan aus würde es ein Vermögen kosten“, sagt er. „Naja“, antwortet der Rabbiner. „Für uns ist es halt ein Ortsgespräch.“
Unvergessen auch die Szene aus dem Film „Der Club der toten Dichter“. Mitten in einer ernsten Schulversammlung klingelt das Telefon. Ein Schüler geht ran, unter den strengen Blicken des Schulleiters. Der Schüler: „Herr Direktor, es ist für Sie. Es ist Gott persönlich.“
In dem Film „Bruce Allmächtig“ können die Menschen Gott per E-Mail anschreiben und von dem Künstler Maurizio Cattelan gibt es eine Skulptur mit einem Telefon, das direkt mit Gott verbunden sein soll. Und es wären noch viele andere Beispiele aus Kunst und Kultur zu nennen, in denen Menschen direkt mit Gott sprechen können. Dahinter steckt wohl eine große Sehnsucht, die oft humorvoll aufgegriffen wird. Es ist die Sehnsucht des Menschen, dem Göttlichen irgendwie näher kommen zu können.
Aber zurück zu 5015, Gottes Telefonnummer. Wir haben sie damals, als Jugendliche, den Psalmen der Bibel entnommen, den alten Liedern des Volkes Israel. Und da heißt es, in Psalm 50, Vers 15: „Gott spricht: Rufe mich an in der Not!“ Daher also 5015. Ganz klar. Durch diese Eselsbrücke mit der Telefonnummer habe ich diesen Vers bis heute nicht vergessen. Und er ist ein ganz besonderer Vers für mich geworden. Ich übersetze ihn für mein Leben so: Ich kann Gott in der Not anrufen. Gewiss nicht nur in der Not, aber vielleicht besonders dann. Denn in der Not wird es manchmal eng. Da traue ich mich nur, noch mit wenigen zu sprechen. In der Not habe ich Angst oder Schmerzen oder Trauer. Die kann oder will ich nicht mit jedem teilen. Und in manchen Situationen des Lebens hatte ich schon das Gefühl, die Menschen um mich herum sind es leid, sich immer wieder meine Probleme anzuhören.
Gott kann ich aber jederzeit anrufen. Dazu brauche ich kein Telefon und keine Videokonferenz. Ich brauche nur die Hände zu falten.
Und dann lese ich, dass es in Psalm 50, Vers 15 noch weitergeht: „Rufe mich an in der Not, dann will ich dich erretten und du sollst mich preisen!“
Gott verspricht hier: „Ich höre dir nicht nur zu, ich helfe dir auch.“ Und so habe ich es im Leben auch schon oft erfahren. Wenn auch manchmal erst rückblickend. Leider ist die Rettung, so wie ich sie mir vorgestellt habe, manchmal auch ausgeblieben. Und trotzdem: Gottes Versprechen „Ich höre dir zu und helfe dir“, das trägt mich durch’s Leben. Allein schon, dass ich mich an ihn wenden kann – das hilft mir.
Probieren Sie es auch mal aus: 5015.
Ihr Pfarrer Bernd Becker aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
