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Kirche in WDR 3 | 19.10.2024 | 07:50 Uhr
Samstag allein
Guten Morgen,
der Samstag ist für mich immer etwas Besonderes. Nach einer hektischen Woche genieße ich die Ruhe und verbringe die Zeit mit Menschen, die mir wichtig sind. Ich treffe mich mit Freunden zu einem gemütlichen Spieleabend. Zusammensein, Lachen und die Leichtigkeit genießen. Ein schönes Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Ebenso gern verbringe ich den Samstag mit meinem Partner. Ein Spaziergang durch die Natur oder ein gemeinsamer Kinobesuch. Wertvolle gemeinsame Zeit, von der unter der Woche allzu oft viel zu wenig bleibt.
Während ich meine Samstage oft in Gemeinschaft verbringe, geht es vielen Menschen anders. Für manche kann das Wochenende eine Zeit der Einsamkeit sein. Eine Zeit, in der man die Einsamkeit stärker spürt.
Auf den Straßen wird es ruhiger. Familien und Freunde treffen sich. Wer allein ist, spürt es jetzt ganz besonders. Die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Zusammensein.
In der Bibel lese ich immer wieder, wie wichtig es ist, zusammen zu kommen. Die ersten Christinnen und Christen haben sich nicht zur zum Beten getroffen. Sie haben zusammen gegessen, sich unterhalten und gefeiert. Sie haben ihren Alltag miteinander geteilt. Sie leben eine echte Gemeinschaft. Sie teilen Sorgen und Freuden. Nicht, weil das immer einfach ist, sondern weil Gemeinschaft zum Glauben gehört.
Ich bin überzeugt, dass diese Form von Gemeinschaft auch heute noch wichtig ist. Es erinnert mich daran, wie viel wir füreinander tun können. Nicht immer muss es ein großes Event sein. Es reichen die kleinen Gesten: ein spontaner Anruf, eine Einladung, ein kurzer Sparziergang.
Vielleicht kennen auch Sie jemanden, der am Wochenende oft alleine ist. Ein kurzer Gruß kann einen großen Unterschied machen.
Und wenn ich selbst der bin, der sich manchmal einsam fühlt? Auch das kenne ich. Nicht jeder Samstagabend ist voller Lachen und Gespräche. Wenn die Woche sehr anstrengend war, dann fühle ich eine innere Leere oder habe das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich erlebe in solche Momente, wie wichtig es ist, nicht nur nach außen und auf andere zu schauen. Ich versuche dann die Stille zuzulassen. Manchmal kann ich dann in dieser Stille Gott spüren, der bei mir ist. Ein tiefes Gefühl von Trost und Geborgenheit.
Ganz egal, ob ich meinen Samstag in großer Runde, zu zweit oder alleine verbringe: Ich spüre und kann mich daran erinnern, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Nicht immer kann ich sofort spüren, dass ich eingebunden bin in Gottes große Gemeinschaft. Vielleicht ist genau dieser Samstag eine Gelegenheit, jemandem zu zeigen, dass er nicht allein ist. Oder für mich selbst zu erkennen, dass Gottes Nähe immer da ist, auch in der Stille.
Ihr Pfarrer Oliver Mahn aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze