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Kirche in WDR 3 | 28.10.2024 | 07:50 Uhr
Winterzeit
Guten Morgen!
Und – auch zu früh erwacht und unterwegs heut‘ Morgen? Eigentlich wär’s jetzt ja eine Stunde später schon - hätten wir nicht gestern - wieder einmal - an der Uhr gedreht. In dem Fall: rückwärts. Willkommen in der Winterzeit! Früher Licht am Morgen, dafür wird es nachmittags ab fünf nun finster.
Seit 44 Jahren kennen wir das so in diesem Teil der Welt: Normal- und Mitteleuropäische Sommerzeit. Ende März geht’s eine Stunde vor, kurz vorm November 60 Minuten zurück.
Dreiviertel der Deutschen sind seit langem unzufrieden mit der umständlichen Uhr-Umstellerei. EU-Kommission und Europaparlament haben vor Jahren schon beschlossen, dem Ganzen bald ein Ende zu bereiten.
Fragt sich nur, wie und worauf man sich einigen soll. Der Vorschlag, es möge jeder Mitgliedsstaat frei und für sich selbst entscheiden, welche Zeit nun gelten soll, überzeugt auf Anhieb nicht. Wenn man von Düsseldorf bis nach Paris am Ende dreimal an den Zeigern drehen müsste, wäre wenig gewonnen.
Fest steht: die Normal- oder Winterzeit, in der wir uns seit gestern wieder befinden, ist bei den Deutschen unbeliebt. Glaubt man den Demoskopen, wünscht sich die Mehrheit der Menschen Sommerzeit für immer, will sagen: mehr Licht und länger Feierabend! Dafür kann es morgens gern bis zur großen Pause dunkel bleiben.
Einspruch kommt aus der Schlafforschung. Die plädiert für dauerhafte Winterzeit, weil nur die dem Licht der Sonne folge und dem Rhythmus der Natur – auch des Menschen – entspreche. Die Nacht zum Tag zu machen – aus Sicht der Medizin keine gute Idee.
Fest steht: Ob wir weiter wechseln und wandern zwischen den Zeiten oder uns eines Tages doch noch entscheiden für Winter- oder Sommerzeit – den Lauf der Gestirne ändern wir nicht. Am Ende haben die Tage ihr Maß und die Nächte ihre Länge, so viel steht fest im Wunderwerk des Universums.
„Gott, wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Heißt es in einem alten Gebet in der Bibel (Psalm 8).
Wie viele Sommer und Winter ich lebe, wie viele Stunden, Tage, Jahre mir als Lebenszeit noch bleiben und gegeben sind, in welcher Zeitzone dieses Planeten ich mein Leben verbringe – es gibt einen größeren Rahmen, der meine Zeit, meine Tage und Nächte, mein Wachen und Schlafen, mein Schaffen und Ruhen umspannt. „Meine Zeit, Gott, steht in deinen Händen.“ Sagt jemand in einem anderen Gebet der Bibel. (Psalm 31)
Das wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag – und für diese nächste, die so genannte dunkle Jahreszeit: Augenblicke, in denen mitten am Tag oder mitten in der Nacht etwas aufscheint von der Ewigkeit, die diese Zeit umschließt. Ob wir die Uhr vor oder zurückdrehen, ganz gleich und völlig egal: Jede Stunde deiner Zeit ist Gottes Zeit mit dir.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5: )
Es grüßt Sie, Ulf Schlüter aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze