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Kirche in WDR 3 | 30.10.2024 | 07:50 Uhr
Weltspartag
Guten Morgen!
Und? Steht die Spardose griffbereit, ist der Besuch bei der Bank für heute fest im Tagesplan? Vermutlich werden die meisten von Ihnen jetzt denken:
Ich habe gar keine Spardose.
Wieso zur Bank? Das macht doch mein Handy.
Und:
Was redet der da?
Tja. Zu Zeiten meiner Kindheit und Jugend ist der heutige Tag ein Festtag für uns gewesen.
Es ist Weltspartag!
Flächendeckend versorgen uns im Klassenzimmer damals die Kreditinstitute mit Notizbüchlein im Sparbuchformat, mit Spardosen- und -schweinen, mit Kugelschreibern, Malstiften und Marketingartikeln aller Art. Nicht vergessen: Bald ist Weltspartag!
Und der Besuch am Sparkassen-Kassenschalter Ende Oktober ist ein vertrautes, geliebtes Ritual – vor allem, um die mehr oder weniger gut gefüllte Spardose von der Frau an der Kasse mit ihrem Schlüssel endlich öffnen zu lassen. Herausfallende Scheine und Münzen werden vor unseren Augen sorgsam gezählt und feierlich auf dem Schülersparbuch eingezahlt – unter Gutschrift der meist 98 Pfenning Zinsen, die unser Vermögen im Laufe des Jahres erwirtschaftet hat. Stolz verlassen wir die Filiale mit dem Eintrag im Sparbuch, reicher als zuvor. Auf ein Neues im nächsten Jahr. Weltspartag.
Genau vor 100 Jahren, Ende Oktober 1924 ist die Idee geboren worden, beim 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand. Das Ideal der Sparsamkeit weltweit zu fördern, ist damals das erklärte Ziel. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
Sparkassen und Banken in Deutschland bewerben und begehen den Weltspartag heute noch – immer am letzten Werktag vor dem 31., also heute. Dem Vernehmen nach geht’s dabei inzwischen eher um Kapitalanlage und Altersvorsorge, der Notgroschen habe an Bedeutung verloren. Ob mit Recht oder nicht, das kann man fragen. Wie man auch fragen kann, wie sinnvoll das Sparen vor 100 Jahren eigentlich gewesen ist – kurz nach der großen Inflation von 1923. Wo man abends für den morgens ausgezahlten Monatslohn mitunter kein Brot mehr kaufen kann. Dass Geld auf dem Konto und der Bank eine sichere Sache sei – dafür hat man damals einen starken Glauben gebraucht.
Apropos. Gut biblisch ist das Sparen gerade nicht. In Luthers Übersetzung der Bibel wird man das Wort „sparen“ vergeblich suchen. Vielleicht weil es mit mancher Versuchung einhergeht. Das Geld - der „Mammon“ - kann nach dem Herzen greifen, dann geht’s mit einem Mal ums „Immer mehr“ und „Nur für mich“. „Macht euch lieber Freunde mit dem, was ihr habt“, rät Jesus seinen Freunden. „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Harte Worte am Weltspartag.
Gott sei Dank lehrt die Bibel vor allem aber eins: Gott selbst spart an nichts – nicht bei dir und nicht bei mir. Schenkt alles her mit vollen Händen, vollem Herzen. Eine Welt voller Wunder für seine Geschöpfe – und Liebe und Barmherzigkeit im Übermaß.
Mit dem, was wirklich zählt im Leben, sparen wir besser nicht. Alles andere kann gern ins Schwein und zur Bank – solange es uns nicht beherrscht.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5 : )
Es grüßt Sie, Ulf Schlüter aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze