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Kirche in WDR 3 | 01.02.2025 | 07:50 Uhr
Pilger der Hoffnung
Jetzt, wenn der Weihnachtsschmuck aus unseren Kirchen hier in Kevelaer verschwunden ist, ist wirklich einmal Ruhe in Deutschlands zweitgrößtem Pilgerort. Wenige Menschen kommen unter der Woche zu uns. Und die wenigen kommen nur, um genau diese Ruhe zu genießen.
Hinter den Kulissen aber bereiten wir hier schon längst das neue Wallfahrtsjahr vor. Gruppen melden sich an. Pläne werden geschrieben. Gottesdienste und Angebote werden vorbereitet. Das alles, damit am 1. Mai die Wallfahrtszeit 2025 wieder feierlich eröffnet werden kann. Dann öffnet sich auch das mächtige Pilgerportal der Basilika wieder und die Pilgerinnen und Pilger ziehen nach ihrer Wallfahrt festlich in die Kirche ein.
Sowieso ist in diesem Jahr Pilgerjahr. Papst Franziskus hat an Weihnachten das sogenannte „Heilige Jahr“ eröffnet. Eine besonderes Wallfahrzeit, die nur alle 25 Jahre stattfindet. „Pilger der Hoffnung“ ist das diesjährige Motto – sowohl für das Heilige Jahr im Großen wie für unsere Wallfahrtsaison hier in Kevelaer.
Und
ich finde ja: „Pilger der Hoffnung“ zu sein, ist gerade ganz schön steinig. Ich
erlebe eher eine zunehmende
Hoffnungslosigkeit. Krieg und Hass.
Unüberwindbare Differenzen zwischen den Lagern in Politik, Gesellschaft und auch
in der Kirche.
„Sind wir unsere Hoffnung los?“ – Mit diesem Wortspiel sprach mich nach einer Predigt neulich mal jemand an. Und wir unterhielten uns und am Ende „wortspielte“ er noch mal: „Mit unserer Hoffnung ist was los!“.
Das trifft es ziemlich genau. Oder besser: Genau das wäre dran. Mit unserer Hoffnung muss was los sein. Sie muss zügig in Bewegung kommen und eigentlich auch anstecken. Nur so, werden wir die vielen Herausforderungen meistern, die vor uns liegen. Leichter gesagt, als getan. Was können wir schon tun?
Hundertausende Pilgerinnen und Pilger werden auch im neuen Jahr nach Kevelaer kommen. Und wie jedes Jahr beeindruckt mich ihre Energie. Ich staune über die Themen, die sie auf ihrer Wallfahrt mitbringen zu uns. Sorgen, Nöte, Ängste, Trauer, Verzweiflung… das alles wird hierher mitgebracht.
„Unsere Hoffnung bekommt Beine“, sagte mir ein Pilgerleiter, als ich ihm vom neuen Motto berichtet habe. Und das ist auch der Grund, warum ich mich auf das Wallfahrtsjahr 2025 schon jetzt freue. Auf einer Wallfahrt und im Unterwegssein können viele Kräfte und Gedanken guten Nährboden bekommen. Es ist die Bewegung, die Ruhe, die Gemeinschaft und das Gefühl vom Ankommen. Das alles macht Mut, tröstet und gibt eben auch Hoffnung.
Ob Sie in diesem Jahr nach Kevelaer kommen – das will ich Ihnen hier gar nicht aufschwatzen. Das wäre vielleicht auch ein zu frommer Wunsch. Aber ich wünsche Ihnen und ich wünsche mir, dass wir wieder in eine Suchbewegung kommen, ins Pilgern, durch eine Hoffnung hin in eine Zukunft.
Ein gutes Wochenende wünscht Ihnen Bastian Rütten aus Kevelaer.
