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Kirche in WDR 3 | 18.03.2025 | 07:50 Uhr
Lieblingszeitschrift
Guten Morgen!
Ein Griff auf den Stapel im Wartezimmer eines Augenarztes: Da liegen die üblichen Verdächtigen: Frauen- und Garten-Zeitschriften, Nachrichtenmagazine…. aber die da kenn ich nicht: Eine Zeitschrift für eine berühmte Motorradmarke. So ein richtiges Kultmotorrad! - Warum eigentlich nicht? Ich erinnere mich daran, dass mein Großvater viele Jahre so eine Maschine in der Garage stehen hatte und sie wie einen Schatz gehütet hat. Ich greife also danach. Gut, dass ich hier eine Weile warten muss, denn es ist wirklich faszinierend… Ein ganzes Heft voll mit technischem Grundwissen, Geschichte und persönlicher Leidenschaft; ein wahres Füllhorn für alle, die sich für diese legendäre Motorradmarke interessieren.
Da wird über jedes Schräubchen gefachsimpelt; wann es erfunden wurde, von wem eingebaut, wann es in Serie gegangen ist und wie sich Motoren weiterentwickelt und sich in die moderne Zeit transformiert haben. … Und dazu viele faszinierende Einzelschicksale, die mit der Marke untrennbar verbunden sind. Für außenstehende Nichtmotorradfahrer eher ein Buch mit sieben Siegeln. Es liest sich in weiten Teilen fast wie eine Fremdsprache. Apropos Fremdsprache: Ich denke, ob es Menschen mit dem Bibellesen vielleicht ähnlich geht? Wie passt dieser große Stoff mit den vielen komplizierten Personen, Städte-Namen und den Geschichten, die dazu noch tausende von Jahren alt sind mit meinem persönlichen Leben zusammen? Es handelt sich um ein großes „Räderwerk“ an bedeutsamen Details. Ist also “in der Bibel lesen“ auch nur etwas für Leute, die an Spezialwissen interessiert sind? Und heißt das: Wer nicht gleich versteht, ist draußen?
Jeder der eine Fachzeitschrift zur Hand nimmt, interessiert sich ja zumindest ein bisschen dafür. Und auf einmal fühlt man sich dann verbunden mit vielen anderen, die sich genauso für dieses Thema interessieren. Das ist der Reiz: sein Wissen, seine Leidenschaft, seine Liebe mit anderen zu teilen... Die Bibel ist ein Buch, das viele Menschen, die glauben, auf der ganzen Welt verbindet. Wir erzählen einander die biblischen Geschichten weiter, tauchen in sie ein und schütteln vielleicht auch manchmal den Kopf. Denn an manchen Stellen ist sie wirklich so kompliziert wie ein Bericht über die technischen Raffinessen bei einem speziellen Motorrad. Bestimmt gibt’s bei den Lesern von Motorradmagazinen auch viele, die überfordert sind mit den Details, die dort geschildert werden. Das Heft wird aber trotzdem gekauft. Denn es ist ja doch ein tolles Gefühl, wenn ich zum Kreis der Liebhaber und Liebhaberinnen dazu gehöre. Seltsam. Hier in der Praxis liegen so viele verschiedene Magazine auf dem Tisch; sorgfältig ausgewählt, damit für jede und jeden was dabei ist.
Und die Bibel? Sie erzählt doch davon, was das Leben heil macht. Heilung! Dafür interessieren sich viele Menschen. Gerade beim Arzt! Warum habe ich eigentlich noch nie eine Bibel im Wartezimmer eines Arztes gesehen? Sie müsste doch eigentlich zur natürlichen Grundausstattung gehören: Übrigens: Bei Risiken und Fragen wenden Sie sich gerne an das geistliche Personal Ihrer Gemeinde, positive Nebenwirkungen wie Hoffnung und Zuversicht sind ausdrücklich erwünscht.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag, Ihre Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze