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Kirche in WDR 3 | 23.04.2025 | 07:50 Uhr
Zeugen
Wie gut, dass ich Zeugen hatte, als mir kürzlich der Park-Automat zwar 50 Euro einzog, aber nichts passierte. Ohne die, die mich da in meiner Misere sahen, hätte der vom Automaten-Service mir den Schein wohl nicht gegeben. „Das kann ja jeder sagen“ – war seine skeptische Antwort, als ich leicht aufgeregt beteuerte, doch die Wahrheit zu sagen. Erst als die Zeugen meine Geschichte bestätigten, nickte der Service-Mann und begann, den Automaten zu öffnen. Nach einigen Minuten des Suchens fand er tatsächlich meinen 50-Euro-Schein im Inneren des Automaten. Er reichte ihn mir zurück, und unter seiner fachmännischen Aufsicht gelang der Bezahlvorgang schließlich. Ich war erleichtert und dankbar. Gott sei Dank waren Zeugen anwesend. Da ich sonst selten auf Zeugen angewiesen bin, ist mir die Geschichte mit dem Automaten eingefallen. Wobei: auf einer ganz anderen Ebene bin ich fast schon mein Leben auf Zeugen angewiesen. Als Christ im Allgemeinen und in den Oster-Erzählungen im Besonderen verlasse ich mich auf Zeugen. Die Überlieferung der Auferstehung basiert auf den Berichten von Menschen, die Jesus nach seinem Tod erlebt haben. Diese Zeugen waren entscheidend, um den Oster-Glauben zu verbreiten und zu festigen. Viele haben diesen Zeugen Glauben geschenkt und nicht geantwortet wie mein Service-Mann beim Automaten: „Das kann ja jeder sagen“.
Die Zeugnisse der Jüngerinnen und Jünger wurden über Generationen hinweg weitergegeben und bilden das Fundament des christlichen Glaubens. Und immer wieder reihen sich Menschen ein in diese Zeugenschaft. Von Taufpatinnen und Paten, die einen Menschen auf ihrem Glaubensweg begleiten – bis zu den großen Heiligen früherer und heutiger Zeit. Die Rolle der Zeugen im christlichen Glauben ist von unschätzbarem Wert. Sie sind die Brücke zwischen den biblischen Ereignissen und dem heutigen Glauben. Und auch ich sehe mich in dieser Zeugenpflicht. Als Christenmensch und natürlich auch als Priester. Ich will Menschen erzählen, was ich Gutes erlebt habe. Nicht nur die neuesten Nachrichten von Katastrophen und dem, was Menschen anderen Menschen antun, sondern ausdrücklich von dem, was gut gelingt und erfreulich ist. „Gebt Zeugnis von der Hoffnung, die euch erfüllt" (1 Petr 3,15)“ – so schreibt es einer dieser Zeugen am leeren Grab, der Apostel Petrus. Und das will ich mir einmal mehr hinter die Ohren schreiben – und vor allem ins Herz.
Heute scheint es mir wichtig, als Christ nicht nur Zeuge eines bestimmten Glaubens zu sein, sondern auch Zeugnis von dem zu geben, was Menschen Gutes tun: Zeugenschaft für die Hoffnung, die einen erfüllt, ist eben keine fromme Paragrafenreiterei, sondern eher der Dienst einer Hebamme für das Gute und Schöne, für das „Reich Gottes“, wie Jesus es genannt hat. Und heißt, buchstäblich auch ganz profane gute Nachrichten weiterzusagen. Die guten Geschichten hervorzuholen ist gut christlich. Da wo Menschen sich Gutes erzählen, wächst Vertrauen. Als ich vor dem Automaten stand und mein 50-Euro-Schein verschluckt wurde, hätte ich nicht gedacht, dass dies meine Lehrstunde war in Sachen Zeugenschaft. Und dass ein glaubwürdiges Zeugnis bei dem Service-Mann unerlässlich war wie in der Zeugenschaft von Christenmenschen, das muss ich jetzt wohl nicht betonen. Sicherheit und Vertrauen braucht es. Im Glauben wie im Zusammenleben überhaupt. Das aber wächst nur mit Erzählungen von dem Guten, das uns widerfährt. Ich wünsche Ihnen heute Gutes, von dem Sie erzählen können.
Manuel Klashörster aus Delbrück.
