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Kirche in WDR 3 | 28.04.2025 | 07:50 Uhr
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Wundervolle Welt
Guten Morgen!
Zwei Uhr nachts in Los Angeles. In dem dunklen Tonstudio haben endlich alle ihre Instrumente aufgebaut. Die Musiker sind Profis, das Lied haben sie erst kurz zuvor bekommen, sie können es vom Blatt spielen. Bis gerade eben haben sie die Mitternachtsrevue im Hotel Tropicana gespielt, es wurde getrunken und geraucht, entsprechend fröhlich ist die Stimmung. Die Komponisten des Liedes stehen im Regieraum, als der Toningenieur die Tonbänder anwirft und den Musikern das Zeichen gibt.
Musik: Louis Armstrong: „What a wonderful World“
Nur gute zwei Minuten ist das Stück „What a wonderful World“ von Louis Armstrong lang. Er singt von grünen Bäumen und roten Rosen, und er sagt sich selbst: Ist die Welt nicht schön?
Die Komponisten haben das Lied in der Mitte der 1960-er Jahre extra für Louis Armstrong geschrieben. Sie sagen: „Nach dem Attentat auf Präsident Kennedy, mitten im Vietnamkrieg, in einer Zeit rassistischer Gewalt in den südlichen Staaten und mit Aufruhr überall, da wollten wir einen anderen Ton anschlagen.“ (1) Ihre Wahl für den Interpreten fällt auf Louis Armstrong, weil der Jazztrompeter und Sänger ein unglaublich diverses und gemischtes Publikum hat.
Während die Musiker das Lied mitten in der Nacht einspielen, kommt der Chef der Plattenfirma dazu. Louis Armstrong ist gerade erst zu dieser Firma gewechselt. Der Chef will ein paar Fotos machen, für die Werbung, und dann hört er den langsamen Walzertakt. Da flippt er aus: So eine Schnulze will er nicht veröffentlichen, er hat auf einen schmissigen Popsong gewartet. Am Ende müssen sie ihn aus dem Studio werfen und die Tür abschließen. Am Ende wird das Lied gegen seinen Willen veröffentlicht, und er weigert sich, Werbung dafür zu machen.
Es gibt noch ein weiteres Problem: Direkt hinter dem Studio ist eine Bahnlinie. Frachtzüge donnern vorbei und ihre Pfeifen sind immer wieder auf den Aufnahmen zu hören. Armstrong, so wird berichtet, kann darüber nur lachen. Rund vier Stunden später sind die Musiker fertig.
„What a wonderful World“ ist trotz der Pfeifen der Dampfloks und auch ohne die Unterstützung des Plattenbosses weltbekannt geworden.
Louis Armstrong singt von Freunden, die sich die Hand schütteln und sich gegenseitig fragen: Wie geht’s denn so? Und er meint: In Wirklichkeit sagen sie: Ich liebe dich.
Schwierige Zeiten haben wir auch heute. Aufruhr überall, Krieg ganz in der Nähe, Zeitenwende. Wir brauchen einen offenen Blick dafür. Und wir brauchen auch die Erinnerung daran, dass die Welt, in der wir leben, wunderschön ist.
Die Blumen des Frühlings, der Gruß einer Freundin, das fröhliche Geschrei der Kinder. Ja, es ist wirklich eine wunderbare Welt.
Musik (s.o.): Louis Armstrong: “What a wonderful World”
Das findet Gott übrigens auch. Als die Welt fertig geschaffen ist, und Gott sich alles ansieht, Bäume, Tiere, Menschen, da sagt Gott: „Und siehe, es war sehr gut.“
Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag! Ihr Steffen Riesenberg, Pfarrer in Bottrop.
Quellen:
(1) https://en.wikipedia.org/wiki/What_a_Wonderful_World, Übersetzung Riesenberg.
GEMA-Angaben Musik: Louis Armstrong: „What a Wonderful World“, t+m: Bob Thiele (als George Douglas), George David Weiss, ABC Records 1967
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze