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Kirche in WDR 3 | 02.05.2025 | 07:50 Uhr
Athanasius
Guten Morgen!
Wieder einmal ist er in Schwierigkeiten. Die Verfolger holen auf. Ihre Segel sind größer, ihr Boot ist schneller. Bald haben sie ihn eingeholt. Hier auf dem Nil gibt es auch keine Möglichkeit, auszuweichen oder abzubiegen. So oft schon ist er entwischt, aber dieses Mal werden sie ihn sicher festnehmen.
Der Mann in der Klemme ist Athanasius, Erzbischof von Alexandrien. Er lebt im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt. Als er mit 30 Jahren Bischof wird, fängt der Ärger an, der ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringen wird. Athanasius hat einen mächtigen Gegenspieler: Arius. Die beiden streiten sich in einer wichtigen theologischen Frage: Begegnet uns Gott in Jesus Christus? Oder ist Jesus nur ein Mensch? Athanasius meint: Begegnen wir Jesus, dann begegnen wir wirklich Gott. Über diesen Streit hatte sich die Kirche entzweit, und dieser Unfrieden stört die damaligen Politiker.
Sie wollen Athanasius loswerden. Einmal schon haben sie ihn von Ägypten an die Mosel in die Verbannung geschickt. Erst als Arius stirbt, kann er wieder nach Hause. Doch der Streit geht weiter, mit Arius’ Nachfolgern. Die Legende sagt: 5000 Soldaten kommen, um Athanasius festzunehmen. Der Kaiser hat außerdem ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Im Volksgedränge kann Athanasius untertauchen und verschwinden. Er geht zu den Einsiedlern in die Wüste und versteckt sich dort für sechs Jahre.
Heute ist der Tag des Heiligen Athanasius von Alexandria. Die Legenden erzählen von einem mutigen Mann, der für seinen Glauben eine ganze Menge auf sich nimmt. Er zählt heute zu den Kirchenlehrern, also zu den bedeutenden Theologen der Antike. Für mich ist Athanasius ein Vorbild. Er gibt nicht auf. Er bleibt bei dem, was er für richtig hält – auch wenn das gefährlich ist. Er macht das für die frohe Botschaft: In Jesus kannst du Gott selbst begegnen. Jesus selbst sagt es so: “Wer mich sieht, sieht den Vater.” (Die Bibel, Johannes 14,9) Dafür lohnt es sich, auch mal anzuecken. Die Theologin Dorothee Sölle hat gesagt, so kann man Christinnen und Christen erkennen: Sie sind ”absolut furchtlos, grenzenlos glücklich, immer in Schwierigkeiten.” (1)
Als Athanasius schließlich nach Alexandria zurückkehrt, muss er nach vier Monaten wieder fliehen. Auf einem wackeligen Kahn segelt er verkleidet den Nil hinauf. Seine Verfolger jagen ihm hinterher, schnell verringert sich der Abstand zwischen den Booten. Ihre Segel sind größer, ihr Boot ist schneller. Bald haben sie ihn eingeholt. Wieder einmal ist Athanasius in Schwierigkeiten.
Dann fällt ihm etwas ein. Hinter einer Flussbiegung, als er kurz aus dem Blickfeld der Verfolger ist, nimmt er allen Mut zusammen. Er wendet er sein Boot und fährt den kaiserlichen Soldaten mit vollen Segeln entgegen. Er ist ja verkleidet! Die Verfolger rufen ihm im Vorbeifahren zu: „Hast du Athanasius gesehen?“ „Ja“, entgegnet Athanasius selbst: „Ihr habt ihn bald eingeholt, direkt hinter der Kurve da!“
Bleiben Sie heute behütet und beschützt vor aller Gefahr!
Ihr Pfarrer Steffen Riesenberg aus Bottrop.
Quellen:
(1) https://www.dorothee-soelle.de/2013/04/26/grenzenlos-glücklich-absolut-furchtlos-immer-in-schwierigkeiten/ (zuletzt abgerufen am 06.04.25)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
