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Kirche in WDR 3 | 03.05.2025 | 07:50 Uhr
Tag der Pressefreiheit
Guten Morgen!
Sie tun gerade etwas Gutes. Sie, die Sie gerade zuhören. Und vielleicht merken Sie es nicht einmal. Sie hören Radio. Und gleich, nach diesem Beitrag, kommen Nachrichten. Das alles ist überhaupt nicht selbstverständlich.
Heute ist der Internationale Tag der Pressefreiheit. Die Vereinten Nationen haben diesen 3. Mai dazu auserkoren. Jedes Jahr erinnern Journalistinnen und Journalisten daran: Eine Auswahl an Radiosendern, unabhängige Redaktionen, das ist nicht selbstverständlich. Die meisten Länder auf der Welt haben diese Freiheit nicht. Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit stand Deutschland im vergangenen Jahr auf Platz 10. (1) Ganz vorne stehen die skandinavischen Länder. Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ stellt diese Rangliste jedes Jahr auf: Sie fragen tausende Journalistinnen und Journalisten, ob sie angegriffen oder bedroht werden, ob es Zensur gibt und inwiefern der Staat die Medien kontrolliert.
Es hat natürlich seinen Grund, dass die Feinde der Freiheit zuallererst die Medien angreifen. In der Nazizeit heißt das „Gleichschaltung“: Berichtet werden darf nur noch, was der politischen Führung genehm ist. In den Vereinigten Staaten sehen wir das im Moment auch, und selbst bei uns in Deutschland versuchen Leute, die Medien als „Lügenpresse“ oder „Staatsfunk“ verdächtig zu machen. Die Hälfte der Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten in unserem Land findet bei rechtsextremen Demonstrationen statt.
Dabei zeigen unabhängige Studien, dass die Qualität der Nachrichten in den deutschen Medien sehr gut ist. Wir alle können uns in der Regel darauf verlassen, dass das, was in den großen Zeitungen steht und was in den Radionachrichten berichtet wird, gut recherchiert und geprüft ist.
Und doch wird das Gegenteil behauptet: Da erzählt einer was und sagt dann: “Aber das darf man in diesem Land ja gar nicht mehr sagen”. Dabei hat er es ja gerade gesagt! Die Wahrheit ist: In unserem Land kann jede und jeder fast alles sagen. Grenzen gibt es nur da, wo andere beleidigt werden und wo zu Gewalt aufgerufen wird, und da, wo der Holocaust geleugnet wird. Ansonsten kann jede und jeder alles sagen. Und die Medien können über alles berichten: Eine Zensur findet nicht statt, so garantiert es unser Grundgesetz.
Die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit bedeuten allerdings auch nicht, dass alles unwidersprochen stehen bleiben muss. Wenn ich anderer Meinung bin, kann ich widersprechen. Wenn mir das Radio- oder Fernsehprogramm nicht gefällt, darf ich aus- oder umschalten und mich beschweren. Wenn das, was behauptet wird, offenbar falsch ist, dann ist es die Pflicht von Journalistinnen und Journalisten, einen Faktencheck zu machen.
In der Bibel und im Christentum ist die Wahrheit ein hohes Gut. „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen“, so heißt es im achten Gebot der Bibel.
Manchmal tut die Wahrheit weh, und oft haben wir Menschen unterschiedliche Meinungen und Standpunkte dazu. Ich glaube, es ist gut, wenn wir unsere Meinung und die Wahrheit auseinanderhalten können.
Für heute danke ich allen Journalistinnen und Journalisten. Ihre Arbeit ist nicht leicht – und doch so wichtig für uns alle. Und ich danke Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, fürs Radiohören. Damit helfen Sie der Freiheit und der Wahrheit.
Einen guten Start ins Wochenende wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Steffen Riesenberg aus Bottrop.
Quellen:
(1) https://www.reporter-ohne-grenzen.de/ und https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2024 (Links zuletzt abgerufen am 08.04.25)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
