Beiträge auf: wdr4
Sonntagskirche | 06.07.2025 | 08:55 Uhr
Tag des Kusses
Heute
vor 20 Jahren ging der längste Kuss der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde ein.
Vom 6. bis 7. Juli 2005 küssten sich in London James Belshaw und Sophia Severin
satte 31,5 Stunden. Deshalb feiern wir heute den internationalen Tag des
Kusses. Allerdings ist der Rekord inzwischen überholt. Mit über 58,5 Stunden
belegt
ein thailändisches Ehepaar inzwischen Platz eins der Dauerknutscher.
Aber ich finde, beim Küssen kommt es nicht auf die Länge an, sondern vielmehr auf das Gefühl, das ich damit verbinde. Dabei gibt es viele verschiedene Arten von Küssen. Der erste Kuss, meist im Teenageralter, ist etwas Besonderes und ich wette, Sie können sich noch genau daran erinnern. Dann gibt es den Kuss zur Begrüßung – meist auf die Wange –, den verehrenden Handkuss und den freudigen Luftkuss. Als Mutter küsse ich meine Kinder auch gerne auf die Stirn, sofern sie das gerade mögen, denn sie sind ja schon groß. Und natürlich gibt es den leidenschaftlichen Zungenkuss, den ich mit niemand anderem teile als mit meinem Mann.
Außerdem erinnere ich mich an den sozialistischen Bruderkuss. Der war übrigens kein Ritual aus der Arbeiterschaft, sondern hat tatsächlich christliche Wurzeln. In der russisch-orthodoxen Tradition küssen sich in der Osternacht alle Gläubigen links und rechts auf die Wange, um ihre Freude und Verbundenheit auszudrücken. Daran angelehnt wurde der Bruderkuss vor einhundert Jahren zum Erkennungszeichen kommunistischer Revolutionäre. Berühmt ist bis heute, wie sich Erich Honecker und Leonid Breschnew zum 30. DDR-Geburtstag auf den Mund küssten.
Nicht nur privat, sondern in der Öffentlichkeit zu küssen, hat eine besondere Bedeutung. In der Bibel ist von „heiligen Küssen“ die Rede – und die beziehen sich nicht nur auf Paare oder Familien. Wenn der Apostel Paulus sagt: „Grüßt einander mit einem heiligen Kuss!“, dann meint er: Christinnen und Christen begrüßen sich auf Augenhöhe, mit einem Kuss, der sich abhebt von der antiken Tradition, die schon bei der Begrüßung vor allem den Status in der Hierarchie anzeigte. Ein heiliger Kuss ist in der Bibel für alle: Frauen und Männer, Arme und Reiche, Juden und Heiden, Freie und Sklaven, Junge und Alte. Egal, was andere dazu sagen. Ein heiliger Kuss ist ein Zeichen von Wertschätzung, das gerne erwidert wird. Heute, am Tag des Kusses, ist eine wunderbare Gelegenheit dafür.