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Kirche in WDR 4 | 01.04.2014 | 08:55 Uhr

Zwei Buchstaben - viel Macht

„April, April!“

Das werden Sie heute vermutlich irgendwann im Lauf des Tages zu hören bekommen, lieber Hörer, liebe Hörerin.

Sie haben etwas gelesen, gesehen oder gehört – und erfahren plötzlich: Es stimmt gar nicht. Jemand hat sich einen Scherz erlaubt. Der April macht, was er will. Wettermäßig jedenfalls. Mag sein, dass man ihn deshalb gern mit kleinen Unwahrheiten willkommen heißt: „April, April!“ Noch am Morgen schien sommerlich warm die Sonne; mittags auf einmal regnet es in Strömen, und die Temperaturen sinken in den Keller. Manchmal wechselt das mehrmals am Tag. Launisch und unzuverlässig kommt der April daher. Frühlingsgefühle kann er unerwartet in winterliches Frösteln verwandeln.

Es gibt zwei Buchstaben, eine einzige kleine Wortsilbe nur, die können das auch. Ehe man sich´s versieht, verkehren sie etwas ins glatte Gegenteil. Hübsche werden un-ansehnlich; Leckeres wird un-genießbar; Angenehmes un-erträglich; bisherige Favoriten un-geliebt.

U – n, zwei kleine Buchstaben nur – und so viel Macht. Was sie bewirken, ist mehr als ein kleiner Aprilscherz. Manchmal entscheiden diese zwei Buchstaben über ganze Lebensschicksale.

Meine Freundin Ute und ich waren in den ersten drei Grundschuljahren unzertrennlich. Morgens zogen wir schon zusammen los zur Schule, mittags trotteten wir zusammen nach Hause. Und spätestens nach den Hausaufgaben trafen wir uns wieder draußen zum Spielen. Im vierten Grundschuljahr wurde das anders. Man teilte uns in drei Parallelklassen ein: A für diejenigen, die aufs Gymnasium gehen sollten; B für die künftigen Realschüler; C für alle, denen man schulisch nur wenig zutraute. Ob die Verantwortlichen ahnten, was sie damit anrichteten? Ute landete in Klasse C und wusste nun: Sie halten mich für unbegabt. Sie denken, ich bin ungeeignet für eine weiterführende Schule.

Die Kränkung saß tief. Zwei Buchstaben nur – und so viel Macht. Uns beide hat die kleine Wortsilbe damals getrennt. Begabt, un-begabt. Geeignet, un-geeignet.

An welche eigene Erfahrung mögen Sie denken, lieber Hörer, liebe Hörerin, wenn Sie Jesus erzählen hören: „Ein Mensch säte guten Samen auf seinen Acker. Als die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon“? (Matthäus 13, 24-28)

Zwischen allem Kraut nun plötzlich Un-kraut. Ja, wie Feinde gebärden sich diese beiden kleinen Buchstaben. Sie urteilen. Sie sortieren aus. Sie werten ab. „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

Un-befugt. Un-geschickt. Un-gehorsam. Un-beliebt. Un-gewollt. Un-attraktiv.

Wer entscheidet das eigentlich? Und mit welchem Recht?

„Woher hat der Acker das Unkraut?“, fragen auch die Leute, die Jesus damals zuhören. „Das hat ein Feind getan“, antwortet er – und lässt offen, wer das ist.

Woher kommt es, dass wir so gern aussortieren und abwerten?

Bis dahin, dass Menschen es wagen, das Leben anderer als unwertes Leben zu bezeichnen und zu vernichten? Warum locken uns diese beiden kleinen Buchstaben mit ihrer Macht? Ob wir wirklich meinen, wir selbst stünden mit ihrer Hilfe besser da?

Lasst es sein, höre ich Jesus sagen.Es schadet. Diese kleine Wortsilbe ist ein Feind des guten Zusammenlebens. Jesus selbst hat sein Leben gegen diese beiden Buchstaben gelebt. Hat Un-geliebte geliebt. Un-beachtete beachtet. Un-befugten Zutritt gewährt. Mit Un-gläubigen hat er geredet, mit Un-frommen gegessen und Un-sichere gestärkt. Ob wir wenigstens heute versuchen, es ihm nachzutun?

Fragt Ihre Annette Kurschus,

Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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