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Kirche in WDR 4 | 19.04.2014 | 08:55 Uhr

Im Übergang

Noch ist alles draußen grau. Dunkel, schmerzhaft, fahl. Ein kummervoller Ton zieht durch den Garten. Vor einem Grab liegt ein gewaltiger Stein. Fast nur Frauen sind zu sehen. Sie weinen. Und im Garten steht die Zeit still. Nichts und niemand bewegt sich. Jesus ist tot. Gestern hat er noch gelebt. Dann brachte man ihn um. Jetzt liegt das alte Leben hinter ihm. Aber auch hinter den Menschen, die ihn liebten. Grabesruhe. Eine Zwischenzeit, ein Übergangstag – zwischen seinem früheren Leben und – ja, und was eigentlich?

Solche Zwischenreiche der Gefühle sind auch uns nicht fremd. Zwar waren wir damals nicht im Garten mit dabei. Aber auch wir standen schließlich alle schon einmal in anderen Gärten. Wir haben auch schon Menschen zu Grabe getragen. Abschied von so vielen Gemeinsamkeiten: Lebenszeiten, Plänen, Unternehmungen. Und danach die Stille. Und dann das Warten auf etwas Neues, eine neue Zeit.

Eigentlich ist unser ganzes Leben voller Karsamstage. Sie schauen, sie schweigen uns ja nicht nur an, wenn Menschen uns für immer verlassen haben. Karsamstage schweben auch sonst durch unsere Zeit. Die Uhren scheinen still zu stehen, wenn bestimmte Lebensetappen hinter uns liegen. Wir haben unsere Ausbildung beendet. Prüfungen und Examina liegen hinter uns. Und jetzt geht der Blick nach vorne, und die Suche nach einer guten Tätigkeit und festen Anstellung kann beginnen. Zwischenphase aber auch, wenn ein Umzug hinter uns liegt. Das Einpacken in Kisten in alter Umgebung und die Fahrt dann zum Wohnort wie ein Samstag auf Raten.

Von manchem haben wir uns dabei getrennt, vieles Unbrauchbare ganz einfach auch weggeschmissen. Aber: Wird das Einleben in den unbekannten Räumen wirklich gelingen? Karsamstage haben immer ein doppeltes Gesicht: Sie trauern nach hinten. Und sie schauen neugierig, erwartungsvoll nach vorne.

Das tun die Frauen im Garten vor dem Grab des toten Jesus auch. Sie denken an ihn und seine Lebensleichtigkeit zurück. An gute, erfüllte, heilende und fröhliche Stunden. Aber wenn sie es jetzt recht bedenken, dann hatte er ihnen noch etwas anderes ersprochen. Nämlich, nicht für immer und ewig weg zu sein.

Wiederzukommen. Aufzustehen aus der schwarzen Erde. Aus der Nacht durch den dämmrig-schläfrigen Samstag hindurch in ein ganz, ganz neues Morgenlicht. Noch ist davon zwar nichts zu sehen. Es tatsächlich zu erleben, das wäre nichts weniger als ein Wunder. Aber die Wartenden hatten auch früher schon manche Wunder mit ihm erlebt. Und deshalb gehen sie jetzt auch nicht weg. Stattdessen umkreisen sie den schwarzschweren Stein und rufen laut ins Grab hinein: „Wächter, ist die Nacht bald dahin?“ (Jesaja 21,11)

Neben ihnen wir: „Seh’ ich dich einmal in Gottes Himmel wieder?“ rufen wir unseren Verstorbenen nach. „Was kommt morgen in meinem neuen Arbeitszimmer auf mich zu?“, fragt flüsternd ein anderer neben uns. „Wird mir mein Heim wirklich mein neues Zuhause werden?“eine andere. Oder: „Braucht man mich noch mit meinen Gaben und Kräften?“ „Wächter, ist die Nacht bald vorbei? Gibt es ihn, den neuen Morgen?“

So warten die Frauen am Grab mit uns durch die Nacht. Trotz mancherlei Stillstand: Am Ende verrinnt auch diese graue Zeit. Auch der heutige Karsamstag wird sich in einigen Stunden seinem Ende zuneigen. Und schaut einmal ganz genau hin: Da berühren schon die ersten Strahlen der Ostersonne den scheinbar unbeweglichen Stein vor Jesu Grab. Auch über unseren Gräbern. Auch über unseren sehr unterschiedlichen Lebenserwartungen im Übergang. Bald schon ist die Nacht ganz hin. Dann ist das neue Licht ganz da. Dann ist ER wirklich da. Dann ist der Auferstandene zu Ostern da und alle Ängste weichen.

Ein geduldiges Warten auf diesen Moment wünscht Ihnen Pfarrer Max Koranyi aus Königswinter.

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