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Kirche in WDR 4 | 23.04.2014 | 08:55 Uhr

Verwandeltes - Leben

Die Bibelstelle von Maria Magdalena, die dem auferstandenen Jesus begegnet – wie oft habe ich die schon gelesen. Aber dass da in dem Text irgendetwas nicht stimmte, ist mir nie aufgefallen. Auch in der Schule und an der Uni hat mich nie jemand auf eine Ungereimtheit aufmerksam gemacht. Erst ein Regisseur, der die Bibelstelle inszenierte, und eine Schauspielerin, die die Magdalena spielte, stießen wohl darauf.

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Die Bibelstelle beginnt damit, dass Maria Magdalena voller Trauer über den Tod Jesu zum Friedhof geht. Sie will zu dem Ort, an dem man Jesus bestattet hat - in einer Höhle, so wie das damals üblich war. Sie schaut in das Grab und sucht den Leichnam. Der Auferstandene spricht sie dabei von hinten an, und sie wendet sich um – so steht es in der Bibel. Soweit der erste Teil der Geschichte - das ist noch leicht zu inszenieren und für die Schauspielerin auch leicht zu spielen. Weiter heißt es dann: Maria sieht Jesus und denkt, er ist der Friedhofsgärtner. Sie spricht mit ihm, fragt ihn nach Jesus und im Dialog erkennt sie: Aber das ist doch Jesus, mit dem ich gerade spreche. Er lebt ja. Und dann heißt es in der Bibel: Sie wendet sich um und sagt zu ihm: Mein Meister. Aber Moment – in welche Richtung schaut man denn, wenn man sich zweimal umwendet?

Die Schauspielerin auf der Bühne stellte jedenfalls fest, dass sie ja jetzt wieder in die ursprüngliche Richtung, nämlich von Jesus weg sah – also irgendwie in die falsche Richtung. Nach anfänglicher Überraschung gingen dem Regisseur und den Spielern dieser biblischen Szene auf, dass es in dem Text wohl zwei Weisen des Umwendens gibt: eine äußere und eine innere. Wenn man sich äußerlich einem Menschen zugewendet hat, dann bleibt die Begegnung vielleicht noch an der Oberfläche. Maria Magdalena hat zunächst dieses äußere Umwenden vollzogen und Jesus nicht erkannt. Erst wenn dann ein inneres Umwenden, ein Zuwenden, geschieht, vollzieht sich Begegnung. „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, sagt Antoine de Saint-Exupery. Das Wesentliche erkennt man mit dem Herzen; vermutlich aber auch nur, wenn man sich – wie Magdalena – den Menschen und Geschehnissen zuwendet. Der Regisseur nennt dieses doppelte Umwenden die „Magdalenensekunde“. Diese Entdeckung hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich frage mich, wie oft ich mir in meinem Alltag wohl Zeit dafür nehme, was der Regisseur Magdalenensekunde nennt, also für das innere Zuwenden zu Menschen, mit denen ich im Kontakt bin. Im Tempo des Alltags und bei den Anforderungen fehlt mir oft diese Sekunde des Zuwendens. Wobei ja das Wort selbst schon deutlich macht, dass der Zeitaufwand der inneren Zuwendung sich sehr in Grenzen hält. So eine Sekunde ist schließlich kein Zeitraum, der in meiner Tagesplanung eine große Rolle spielt. Ich werde heute in meinen Tag mal den Gedanken an die Magdalenensekunde mitnehmen – mal schauen, wie viele Sekunden ich im Laufe des Tages investieren werde, um mit den Menschen, die mir begegnen, in einen lebendigen Kontakt zu kommen.

Und vielleicht genügt heute ja auch eine Sekunde des Zuwendens, damit die vielen Impulse des Tages mich lebendiger machen: ein schönes Musikstück, eine Blume, ein Sonnenstrahl, den ich mir ins Gesicht scheinen lasse – all das kann mich heute ein bisschen lebendiger machen, wenn ich mich ihnen einen bewussten Moment lang zuwende – halt eine Sekunde – eine Magdalenensekunde lang.

Viele Sekunden der Zuwendung wünscht Ihnen heute Ingelore Engbrocks aus Oberhausen.

Copyright Vorschaubild: astama81 Public Domain CCO Pixabay

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