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Kirche in WDR 4 | 12.11.2013 | 08:55 Uhr

Versöhnung ist möglich

Nur wenig nimmt er mit auf seine Reise. Mehrere Tage soll sie dauern. Leichtes Gepäck und schweres Herz. Und mitten auf dem Weg die Worte: „Jakob, ich werde dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe!“ Das sagt Gott zu Jakob, der sich auf einen langen, schweren Weg gemacht hat. Denn er will sich mit Esau, seinem Bruder versöhnen. Den hatte er ziemlich dreist übers Ohr gehauen. Das ist nun viele Jahre her – seitdem ist Funkstille!

Wunderbar wird in den Geschichten von Jakob im Alten Testament deutlich, wie schwer es ist, sich zu versöhnen. Und: Was ein Mensch so alles unternimmt, um Versöhnung zu erreichen.

Tja, wäre ich doch schon mal soweit mit manchen Menschen. Manchmal bin ich mit mir selbst im Gespräch: Könntest du nicht, solltest du nicht? Du müsstest eigentlich…

Aber dann gibt es auch wieder andere Gedanken, die mich halten, die mich ausbremsen! Ich bin doch nicht blöd! Wieso soll ich immer der erste sein? Sehe ich doch gar nicht ein! - Na gut, ich könnte mich natürlich auch mal fragen, ob das so stimmt?! War ich denn tatsächlich immer der erste? Oder ist hier nur der Wunsch der Vater des Gedankens?

Es ist nicht leicht, auf einen anderen zuzugehen! Vor allem dann, wenn man es selbst vermasselt hat. Jakob jedenfalls, der hatte sich entschieden Er wollte sich mit seinem Bruder versöhnen. Ein Mann, ein Wort. Also los! Gut so.

Unterwegs legt Jakob sich schlafen. Und dann träumt er. Im Traum sieht er eine Leiter. Die reicht bis in den Himmel. Engel steigen auf ihr auf und ab. Was für ein schöner Traum! Es gibt also doch eine Verbindung zwischen Himmel und Erde! Für Jakob ist im Traum der Himmel offen. Und obendrein sagt Gott Jakob fest zu: „Ich werde dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ Für mich ist das kein Zufall, dass Jakob diesen Traum ausgerechnet unterwegs hat, nachdem er sich auf die Socken gemacht hat zu seinem Bruder.

Da hat er sich schon entschieden: „Ich will mich mit Esau versöhnen.“ Und Gott stärkt ihm unterwegs den Rücken und sagt: „Du bist nicht allein, Jakob. Ich bin bei dir auf deinem schweren Weg. Und ich halte mein Wort. Ich tue, was ich dir versprochen habe.“ Jakob macht die Erfahrung: Gott lässt mich nicht allein auf meinem Weg zur Versöhnung. Schwer ist er, dieser Weg– aber mit Gottes Hilfe ist er möglich. Freilich: Losgehen, das muss ich schon selbst - das nimmt mir Gott nicht ab!

Als Seelsorger weiß ich, wie wichtig es sein kann, dass Menschen sich versöhnen und wie gut das tut, wenn es gelingt. Selbst das Sterben kann leichter sein, wenn Menschen Versöhnung erreichen.

Sicher: Es steht nicht schon von vornherein fest, dass Versöhnung gelingt, wenn man sich darum bemüht. Dafür gibt es keine Garantie! Doch die Geschichte von Jakob macht Mut, es wenigstens zu versuchen. Wer losgeht, um sich mit einem Menschen zu versöhnen, der steht unter dem besonderem Schutz und unter der Verheißung des Himmels. Dem kann sich der Himmel öffnen.

Jetzt wollen Sie sicher noch wissen, wie die Geschichte mit Jakob und seinem Bruder ausgeht! Ich verrate nur so viel: Nach einigen Tagesreisen kommt Jakob, der Betrüger, bei seinem Bruder Esau an. Esau läuft seinem Bruder entgegen – die beiden liegen sich in den Armen – und weinen.

Gott mit Ihnen an diesem Tag – das wünscht Ihnen Pfarrer Frank Küchler aus Troisdorf.

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