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Kirche in WDR 4 | 13.11.2013 | 08:55 Uhr

Glauben alle an denselben Gott?

„Wir glauben doch alle an denselben Gott“, sagen manche Leute. Sie wollen das Gemeinsame verschiedener Glaubensrichtungen betonen und tolerant sein. Ich bin da skeptisch!

Denn es sind ja meist die Mächtigen dieser Welt gewesen, die ein Interesse daran hatten, dass es nicht zu viele verschiedene Götter gibt. Unter Kaiser Konstantin zum Beispiel wurde das Christentum im 4. Jahrhundert Staatsreligion1. Schon zuvor, im alten Ägypten, gab es den Pharao Echnaton. Auch er wollte in seinem riesigen Reich den Glauben an einen Gott einführen - hatte damit aber keinen Erfolg.

Der Glaube an einen Gott schafft ein Wir-Gefühl, hält ein Land zusammen. Praktisch, wenn man dazu noch fest davon überzeugt ist, dass der eigene Gott auch der einzig richtige ist! Dann können die anderen ja nur den falschen haben. Kriegerische Übergriffe lassen sich besser begründen, wenn man nur einen Gott hat. Nehmen wir mal Karl, den Großen, als Beispiel. Der hatte für seine Massaker an den Sachsen gute Gründe: Die Sachsen waren ja „Heiden“ und hatten falsche Götter. Deshalb mussten sie christianisiert werden.

Gut, wer sagt: Wir glauben doch alle an denselben Gott, der will ja gerade dies nicht, dass die einen Gläubigen gegen die anderen kämpfen. Wichtig ist zu sehen: Der jüdisch-christliche Gott ist nicht immer derselbe geblieben. Selbst Gott hat eine Entwicklung gemacht! Schon die Bibel erzählt, wie sich Gott entwickelt und verändert hat. Ein Beispiel: Einmal vernichtete Gott die Menschen wegen ihrer Bosheit durch eine große Flut. Hinterher bereute Gott das! Er versprach den Überlebenden: Das will ich nicht wieder tun! Der Gott, von dem wir in der Bibel lesen, ist ein lernfähiger Gott. Ein Gott, der sich auch mal korrigiert!

Es gibt verschiedene Bilder von Gott. In der Bibel wird das übrigens ganz unverkrampft gesehen. Da gibt es den Gott Abrahams, den Gott Jakobs und den Gott Isaaks. Abraham, Isaak, Jakob: Sie alle haben ihre eigene Erfahrung mit Gott gemacht. Vorsichtiger ausgedrückt: mit dem, was sie für Gott gehalten haben.

Abraham zum Beispiel. Der glaubte tatsächlich, Gott verlangt von ihm, dass er seinen Sohn opfert. Die Propheten der Bibel dagegen sagten: Quatsch! Gott will keine Opfer! Und schon gar keine Menschenopfer.

Noch die deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg hatten auf ihren Koppelschlössern stehen: „Gott mit uns.“ Wie gotteslästerlich, denke ich - und schäme mich für meinen Großvater.

Islamistische Terroristen unserer Tage meinen: Unser Gott will, dass wir uns als Selbstmordattentäter opfern. Das empört die meisten anderen Muslime! „Moment mal, das ist nicht Allah, wie wir ihn kennen.“

Glauben also alle an denselben Gott? Nein. Denn: Wer Gott ist, das hängt von den Menschen ab. Je nachdem, wie ein Mensch das, was er erlebt, erklärt und deutet. Religionen sind menschliche Erfindungen, Konstruktionen. Es sind Deutungen, von dem, was im Leben passiert. Deswegen sind sie auch anfällig für Irrtümer. Ja, ich kann mich irren und verirren in meinem Gottesglauben. Kann sogar den Namen Gottes missbrauchen. Schlimmstenfalls für mörderisches Tun. So wie Kaiser Karl, der große Sachsenschlächter.

Der Theologe Karl Barth schrieb: Wir treiben Theologie unterhalb der Geheimnisse Gottes. Will sagen: Gott ist immer größer als das, was Menschen über ihn denken. Das gefällt mir. Denn: in diesen Worten liegt eine Bescheidenheit, die angemessen ist, wenn es um das große Geheimnis „Gott“ geht.

Gott mit Ihnen an diesem Tag, das wünscht Pfarrer Frank Küchler aus Troisdorf.

1 im Audiobeitrag heißt es fälschlich „3. Jahrhundert“ – wir bitten um Entschuldigung.

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