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Kirche in WDR 4 | 04.07.2014 | 08:55 Uhr

Hören

Ein Klingelton. Schon greifen mehrere Leute im Zug reflexartig nach ihrem Handy: Wem das Signal wohl gilt? Die Lage entspannt sich schnell, als das Gespräch angenommen wird.

Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer.

Immer und überall erreichbar zu sein hat natürlich riesige Vorteile, aber es ist auch eine Art der Fremdbestimmung. Und die kann lästig werden, zumal wenn dadurch auch andere gestört werden. Ich kann meine Ohren eben nicht einfach verschließen. Auch nicht vor dem Telefonat, das dem Klingelton im Zug folgt. Die Außenwelt dringt immer an unser Ohr – selbst dann, wenn wir schlafen. Entwicklungsgeschichtlich hat das ja auch einen ganz wichtigen Grund: Das offene Ohr ist quasi die Alarmanlage des Menschen. Es hört den brüllenden Löwen lange bevor er da ist und bewahrt davor, verschlungen zu werden. Nun werden wir heute nicht mehr von Löwen bedroht, aber bestimmte Geräusche erschrecken uns immer noch und lösen eine gesteigerte Aufmerksamkeit aus, wie eben der Klingelton vom Handy.

Unser Gehör ist einer der sensibelsten und differenziertesten Sinne, über die wir Menschen verfügen: Durch beide Ohren können wir zum Beispiel die Richtung feststellen, woher ein Ton kommt – sogar wenn er hinter unserem Rücken liegt. Auch können wir unzählige Töne und Tonhöhen unterscheiden – und das müssen wir auch, um Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, denn es dringt ja ständig etwas an unser Ohr.

Wie wichtig das Gehör ist, kann man auch daran erkennen, dass das Hören dem Sprechen vorausgeht. Sprechen erlernen Kleinkinder bekanntlich durch die Nachahmung dessen, was sie hören. Und dadurch, dass ich mich beim Sprechen sogar selber höre, kontrolliere ich meine Sprache. Hören hat also etwas mit Selbstwahrnehmung zu tun.

Keine Frage: Das Gehör spielt im Leben eine wichtige Rolle. Und das gilt auch für das Hören in der Religion. Das Christentum und auch schon das Judentum sind Hör-Religionen, wo der Gläubige ein „Hörer des Wortes Gottes“ ist. Schon das zentrale Glaubensbekenntnis der Juden beginnt ja mit dem Aufruf: „Höre, Israel!“ „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott Jahwe, ist einzig!“ (Dtn 6,4).

An dieser Art Hör-Religion fasziniert mich folgender Gedanke: Gott teilt sich erst einmal dem Menschen mit und nicht umgekehrt. „Wer Ohren hat zum Hören, der höre“, sagt Jesus gleich mehrfach im Matthäusevangelium. Das heißt aber, der Mensch braucht zum Glauben zunächst nichts anderes zu tun, als das, was er sowieso nicht abstellen kann, das Hören. Nur gilt es aus den vielen Stimmen, die tagtäglich auf ihn eindringen, auch diejenigen herauszuhören, die wichtig sind.

Mir persönlich gelingt das paradoxerweise oft nur, wenn ich die Stille suche, wenn ich Zeit habe, das Gehörte zu verarbeiten, eben Menschen nachzudenken, die mir was gesagt haben. Ich habe den Eindruck, diese Stille schult auch mein Gehör, wieder genauer hinzuhören, zum Beispiel wenn andere Menschen mich brauchen.

Es müssen ja nicht immer die schrillen Alarmsignale sein, die aufhorchen lassen, manchmal sind es ja schon die leiseren Zwischentöne, mit denen sich die Menschen mitteilen und mit ihnen auch Gott. Und noch ein Letztes: Da das Hören ja dem Reden vorausgeht und sogar das eigene Sprechen kontrolliert, ist das Schweigen manchmal sehr beredt.

Aus Duisburg grüßt Sie Ihr Pater Philipp Reichling

(Copyright Vorschaubild: Pater Philipp OPraem)

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