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Kirche in WDR 4 | 01.08.2014 | 08:55 Uhr

„Haus des Gebetes“

„Haus des Gebetes“

Vor mehr als zwanzig Jahren erlebten wir, wie eine sehr große Gruppe Sintis und Romas Asyl im Dom suchte. Inmitten dieser Menschenmenge wollten wir unsere gewohnte Wochentagsvesper beten. Da kam der Student, der unser Singen auf einem Spinett begleitete, an unsere Bank und fragte etwas besorgt, ob wir denn jetzt angesichts dieser Asyl suchenden Menschen überhaupt die Vesper beten könnten. Und wir antworteten ihm: „Wenn nicht jetzt, dann nie!“ Es war am Ende eine recht intensive Gebetsatmosphäre, angereichert mit der Not all der Asylsuchenden im Dom.

Guten Morgen, liebe Hörer und Hörerinnen!

Seit über vierzig Jahren beten wir im Dom wochentags die Vesper. Inmitten eines Gotteshauses, das tagtäglich von vielen Besuchern und Betenden aufgesucht wird, soll unser Beten ein Beitrag dazu sein, dass dieses kunstgeschichtlich wichtige Gebäude vor allem auch als Haus des Gebetes erfahren werden kann. Die immer gleiche liturgische Form des Gebetes, wie sie schon seit Jahrhunderten in den Klöstern gepflegt wird, lässt Menschen unterschiedlichster Lebenssituationen zur Ruhe kommen. Und gerade jene Vesper inmitten der Asylsuchenden vor über 20 Jahren ist mir in Erinnerung geblieben. Die uralte Form des Gebets stand in einer Spannung zu dieser unübersehbaren aktuellen Notsituation: „Wenn nicht jetzt, dann nie!“ Denn wenn die große Liturgie nichts mit den Sorgen der Menschen zu tun hat, ist sie kein Gebet, sondern selbstgenügsame Kulturveranstaltung, die zwar den ästhetischen Sinn der Menschen anspricht, aber nicht unbedingt das Herz zu Gott hinzieht.

Im Laufe der Jahrzehnte haben wir den Dom nicht nur als Herausforderung, sondern vor allem auch als Bereicherung erfahren: die direkte Nähe zu den Menschen, die uns oft später erzählen oder schreiben, was ihnen die gemeinsame Vesper bedeutet hat, - auch die durch die Besichtigungen große Unruhe, in der es gilt, selbst still zu werden, - und eine Art Bereicherung sind sogar die ständig vor dem Westchor vorbei filierenden Touristen, die uns als Besichtigungselement des Domes fotografieren. Der große Kontrast zu unserer Hauskapelle im Kloster lässt uns lernen, an jedem Ort still zu werden und die Menschen besser zu verstehen, die sich gerade im Trubel ihres Alltags nach Ruhe und Stille sehnen. Zum Beten braucht man nicht einen stillen abgeschotteten Raum, sondern die Stille im Herzen. Und die gilt es, gerade auch im Trubel der Besichtigungen einzuüben. Unsere Aufgabe ist es nicht, auf musikalische Weise die Menschen für das Geheimnis Gottes zu öffnen, was der Dommusik auf vielfältige Weise gelingt. In sehr schlichter Art versuchen wir lediglich im Dom eine Atmosphäre des Betens zu schaffen, in das sich Menschen in ihrem Alltag einlassen können.

„Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein“ – sagt der Prophet Jesaja im Namen Gottes. Und mit diesem Wort wirft Jesus die Händler aus dem Tempel. Im Münsteraner Dom gibt es keine Tische der Geldwechsler, keine Taubenhändler und sonstige Geschäftemacherei. Vielleicht beginnt die Tempelreinigung heute in den Herzen derer, die da beten: Liturgie, die nur sich selbst meint, muss gereinigt werden. Sie soll Beten im Sinne derer sein, die den Bau vor 750 Jahren begonnen haben: Lobpreis der Erhabenheit Gottes, der zugleich so klein sein kann, dass er sich uns zuneigt und uns darin groß macht.

Der Dom in Münster ist ein Haus des Gebetes – sowohl für die Mitbeter der großen Liturgien wie für die Gemeinde der alltäglichen Eucharistiefeiern, für die Beter unserer Wochentagsvesper im Westchor wie für die stillen Beter in der Sakramentskapelle, für die Frau, die sich mit Einkaufstaschen beladen in die letzte Bank setzt und im Dom zu Atem kommt, wie für den Obdachlosen, der im Winter kurz hereinkommt, um sich etwas aufzuwärmen. Der Dom als Haus des Gebetes birgt sie alle.

Das Gefühl, geborgen zu sein und einen guten Tag wünscht Ihnen Schwester Ancilla vom Klarissenkonvent am Dom zu Münster.

Copyright Vorschaubild: Bönte Dialogverlag

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