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Sonntagskirche | 03.08.2014 | 08:55 Uhr

Venedig und seine alte Kathedrale Torcello

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Wenn man doch ein bisschen Urlaub herüberretten könnte in den Alltag! Da war man einige Tage in der Toscana und hat sich als Andenken eine Flasche sanften Olivenöls mitgebracht. Oder leckere Mortadella aus Bologna, eine Flasche vollmundigen Weins aus Südtirol oder hausgemachte Pasta aus Neapel. Und dann setzt man sich später daheim an den Esstisch - und merkt: Das schmeckt in Mönchengladbach, Münster oder Minden zwar immer noch lecker, aber längst nicht so wie in Montaione, Milano oder Monreale. Muss an der Luft liegen, denkt man da, oder am Wasser - oder schlichtweg daran, dass man eben nicht im Urlaub ist.

Urlaub ist zweckfrei. Ohne „um-zu“-Ziele und „damit das und das gelingt“-Rezepte. Ganz was anderes als „Muss“ oder und „Müssen“. Vielmehr mit langgezogenem, mußevollem „u“! Eine Zeit, die daran erinnert, dass das Leben nicht nur zur Pflichterfüllung, sondern vor allem der „Fülle des Lebens“ bestimmt ist, biblisch gesagt.

Und „Fülle des Lebens“ heißt nicht „das volle Programm“. Eher: Das wahrnehmen, was mein Leben bereichert - und nicht nur Haken an meine von Reiseführern vorgegebene Top-Tip-Listen macht. Zu solchen Orten mit „Fülle“-Potenzial möchte ich Sie an den nächsten Sonntagen einladen - mit einer „Ohrenreise“ durch Italien. An Orte, die zu einem neuen Blick aufs Leben ermutigen. Meine Erfahrungen mit Leserinnen und Lesern meiner Zeitung, die ich zu mußevollen „Reise-Exerzitien“ begleitet habe, ermutigen mich dazu. Ich arbeite für „Kirche+Leben“, die Wochenzeitung im Bistum Münster.

Heute nehme ich Sie mit - nach Venedig, liebe Hörerinnen und Hörer, zu dieser traumschönen Wasserstelzenstadt voll Geschichte und Kunst. Aber wir fangen eben nicht auf dem Markusplatz an oder im Markusdom. Wir verlassen vielmehr die Massen von Attraktionenjägern, setzen uns in ein Vaporetto, einen venezianischen Wasserbus, der uns gemächlich eine knappe Stunde in die Lagunen hinausfährt - an Murano mit seinen Glasbläserwerkstätten vorbei bis nach Burano mit seinen bunten Häuschen. Dort steigen wir um nach Torcello, gehen nochmals gut 10 touristenfreie Minuten an einem schmalen Kanal entlang und nähern uns der alten Kathedrale von Torcello, die schief und unscheinbar da draußen auf einer Insel liegt.

Meist hat man Glück und ist beinahe allein in dem schlichten, kühlen Raum. Und ist umso mehr überwältigt von einem rund 1000 Jahre alten, gewaltigen Mosaik, das vom alten Haupteingang bis hoch zum Mauerende reicht: ein großes, wimmelndes Weltgerichts-Szenario. Die Menschen früher sahen es beim Hinausgehen, gingen darunter hindurch nach draußen: weniger als Drohung, sondern als Erinnerung daran, dass nichts sinnlos geschieht in dieser Welt, aber auch nicht konsequenzenlos. Doch schon beim Hineingehen durch das „Gericht“ hindurch ging ihr Blick auf ein schlichtes, ganz von Gold umgebenes, liebevolles Figurenpaar im Altarraum: Maria, die zärtlich das Jesuskind trägt.

Die Richtung ist entscheidend! Die Richtung, die ich meinem Leben gebe. Wonach richte ich mich? Wohin richte ich mich aus? Woran orientiere ich mich?

Ich finde es spannend, dass im Wort „Orientierung“ das Wort „Orient“ steckt - der Osten. Nicht ohne Grund sind die meisten alten Kirchen dorthin ausgerichtet - nach Osten, zum Morgen - dorthin, von wo die Bildsprache des Glaubens Christus erwartet, wenn „die Zeit erfüllt“ ist. Der Maßstab für gelingendes Leben ist nicht das „volle 0815-Programm“ - im Bild: der von Menschen überschwemmte Markusplatz, sondern wirklich Erfüllung, die satt macht - wie Torcello draußen in den Lagunen.

Das, was satt macht - dazu kann der Genuss von Pasta aus Palermo und Prosciuto aus Parma sicherlich beitragen, einen Moment lang. Aber machen - machen kann man diese Erfüllung nicht. Denn wo ich in mich hineinschaufle, da bin ich voll. Nur wo ich offen empfange, werde ich erfüllt.

Ich wünsche Ihnen einen in diesem Sinn mußevollen Sonntag! Aus Münster verabschiedet sich Ihr Markus Nolte.

Copyright Vorschaubild: Markus Nolte, Münster

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