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Kirche in WDR 4 | 16.10.2014 | 08:55 Uhr

Schwerter zu Pflugscharen

Im Garten der Vereinten Nationen in New York steht eine Bronzeskulptur. Ein muskulöser Mann schwingt kraftvoll einen schweren Schmiedehammer über dem Kopf. Gleich wird sein Arm herniederfahren, und der Hammer wird mit voller Wucht die Schneide seines Schwertes treffen. Aus dem Blatt der Waffe tritt deutlich erkennbar die Kontur eines Pfluges hervor. Die Sowjetunion machte die Skulptur den Vereinten Nationen im Jahr 1959 zum Geschenk. Damit wollte die Staatsführung ihre Bereitschaft zur friedlichen Koexistenz mit dem so genannten Klassenfeind bekräftigen. Erstaunlich: Mitten im kalten Krieg zitiert die durch und durch atheistische und antikirchliche kommunistische Großmacht die Bibel, diese Worte aus dem Prophetenbuch Jesaja:

Sprecher: (Gott) wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. (Jesaja 2,4-5)

Die Sowjetunion hatte gelernt Krieg zu führen, musste es lernen. 1941* wurde das Land von Deutschland überfallen. Um für die „arische Herrenrasse“ „Lebensraum im Osten“ zu erobern und den „jüdischen Bolschewismus“ zu vernichten, wie es hieß. Dafür nahmen die „deutschen Herrenmenschen“ den millionenfachen Tod sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten bewusst in Kauf. 30 Millionen Menschen wurden ermordet, starben an Krankheiten oder verhungerten. Am sowjetischen Ehrenmal in Berlin steht eine Bruderskulptur des UN-Kunstwerks: ein sowjetischer Soldat, der keine Pflugschar aus seinem Schwert schmiedet, sondern ein Hakenkreuz mit ihm zerstört.

Man muss beide Skulpturen zusammen betrachten. Gerade jetzt, da Russland wieder droht zum Feind zu werden. Gerade jetzt, zu den großen Jahrestagen der Weltkriege und des Mauerfalls. In Frankreich besuchte unser Bundespräsident den riesigen Soldatenfriedhof, genannt „Menschenfresserberg“, um dem Hass abzusagen. In seiner Rede sagte er selbstkritisch:

Sprecher: „Alle glaubten, auf Seiten der wahren Kultur und Zivilisation zu stehen und diese eben gegen Feinde zu verteidigen... Deshalb wollen wir uns stets aufs Neue darauf verpflichten, den politischen Willen nicht zu verlieren, der aus alten Feinden Partner und Freunde machte.“ (1)

Würde unser Staatsoberhaupt doch auch eine Geste Russland gegenüber finden, um etwas gegen diese sich von neuem anbahnende alte Feindschaft zu unternehmen.

„Sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.“ Diese biblische Vision scheint im Moment wieder für Blauäugige zu sein. Am Antikriegstag brachte die FAZ einen spöttischen Abgesang auf den Pazifismus. (2)

Die militaristische Sprache steckt im Tarnanzug. Man redet von Verantwortung, die man weltweit übernehmen müsse, und meint Militäreinsätze. Man redet von Menschenrechten und meint Rohstoffinteressen. Man redet von der Ausweitung der Demokratie und meint die Ausweitung des Freihandels.

„Sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.“ Die Deutschen haben es ganz gut verlernt. Das wird von manchen als kaltschnäuziger Wohlfühlpazifismus (3) diffamiert.

Im Moment kommt es mir vor, als wäre ein Umerziehungsprogramm im Gange, damit wir wieder lernen Krieg zu führen. Ich bin besorgt über die zunehmende Gewalt in den Worten, die unversehens Gewalt in Taten hervorbringen können. Ich bin besorgt über den zunehmenden Hass, der sich hüben und drüben in die Köpfe der Völker frisst. „Krieglernen“ steht wieder auf dem Stundenplan. Ich wünsche mir, dass möglichst viele den Unterricht schwänzen und die Hausaufgaben vergessen. Ich wünsche mir, dass wir unsere biblischen Friedensvisionen nicht in den Mülleimer werfen, weil wir meinen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Ich wünsche mir, dass wir Jesajas Worte in Ehren halten.

Wie das gehen kann? Dafür beten und arbeiten. Ihre Pfarrerin Silke Niemeyer

* Fälschlich wurde in der Audioversion 1942 als Datum des Überfalls angegeben.

(1)http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/08/140803-Gedenken-Hartmannsweilerkopf.html

(2)http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/deutschland-der-pazifismus-und-der-krieg-13128310.html

(3)http://www.welt.de/debatte/kommentare/article127234023/Im-Ukraine-Konflikt-fehlt-Polen-unsere-Solidaritaet.html

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