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Kirche in WDR 4 | 29.11.2013 | 08:55 Uhr

Ge-zeichnet

„So was kann jedem passieren. Jeder, der sich mit Haut und Haar engagiert, kann so was erleben.“ Sagt der eine. Anderen ist das unheimlich. Dass ein Kollege so mir nichts dir nichts in ein tiefes Loch fällt. Plötzlich nichts mehr auf die Reihe kriegt. Für Dinge, die ihm vorher leicht von der Hand gingen, unglaublich lange braucht. Depressiv wird. Gar nichts mehr kann. Burnout.

Als ich selbst vor einigen Jahren aus Kummer und Überarbeitung einen Burnout erlebte, kam dazu die Angst, in unserer Leistungsgesellschaft stigmatisiert zu werden. Würde man mich abstempeln? Würde man mir noch etwas zutrauen, ja zumuten? Und die große Frage: Würde ich meinen Beruf noch ausfüllen können?

Die meisten Menschen, die einen Burnout haben, fürchten sich davor, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Ich selbst habe mich damals gefragt: Ist es eigentlich unsere unhinterfragbare Überzeugung, dass nur derjenige, der keine Schwächen zeigt, seine Lebensberechtigung hat?

Dann fiel mir ein: Stigmata, so nennt man auch die Wundmale, die Jesus durch die Kreuzigung an seinem Körper zugefügt wurden; die so genannten Nägelmale an den Händen und Füßen; die ihn aber nicht nur schmerzten, sondern ihn geradezu auszeichneten als denjenigen, der durch diese Leiden hindurch das Leben gewann. Speziell an den Nägelmalen, erkennen die Jünger den auferstandenen Christus. Ihren mitleidenden und gerade dadurch siegreichen Herrn. „Reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, in meine Wunde“, sagt Jesus zu Thomas. Und der erkennt ihn gerade daran und sagt: “Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,27f).

Das berührt mich: Vielleicht können ja auch seelische Narben und unsichtbare Verletzungen in einem ähnlichen Licht verstanden werden? Als Lebenskraft, gewonnen auf einem schmerzvollen Weg.

Schmerz – weil mir Grenzen aufgezeigt wurden: Du hast nicht unbegrenzte Kräfte. Du hast nicht alles immer im Griff. Auf dem Weg der Genesung, auf dem Weg zurück ins Leben begleiten mich die Stigmata der Erkrankung. Und sie erinnern mich an wichtige Erkenntnisse: Erste Erkenntnis: Warum sollte es einem Christen anders ergehen als Christus selbst? Einsatz fordert seinen Tribut. So sah es im Übrigen auch der Apostel Paulus. Der musste sich ganz wörtlich mit Schlägen und im übertragenen Sinne mit mancherlei Kritik auseinander setzen: „Ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“ (Gal 6,17) schreibt er in einem seiner Briefe. Und meinte dies gar nicht klagend, sondern eher ein bisschen mit Stolz untermischt: Mir ergeht’s nicht anders als meinem Herrn Jesus Christus: Durch Schweres zu den Sternen!

Daraus aber ergibt sich ein Zweites: Wer seelische Wunden und körperliche Narben – auch aufgrund seines Glaubenslebens – mit sich herumträgt, wird daran erinnert: Du gehörst zu Christus und: Er lässt dich gerade jetzt nicht allein. So wie in der Antike ein Sklave durch ein bestimmtes Zeichen einem Herrn zugeordnet wurde, so können Christen von ihrem Herrn durch Narben aus-gezeichnet werden. Das ist kein masochistischer Zug, sondern beinhaltet den Glauben an eine tiefe Verbindung mit ihm und die Erfahrung: Wenn Leben schmerzt, ist Christus nah, der heilen will.

Und schließlich drittens und letztens: Wer stigmatisiert ist, versteht andere Stigmatisierte besser. Er weiß, welchen Vorurteilen sie sich ausgesetzt sehen. Ein befreundeter Theologieprofessor schrieb mir dazu: „Hadern Sie nicht mit Ihrem Geschick, denn wenn Sie Ihren Dienst wieder übernehmen, dann haben Sie eine besondere Qualifikation, die Qualifikation dessen, der eine Hölle hinter sich hat – die Voraussetzung jeglicher Erhöhung, die Sie nicht erzwingen, wohl aber geduldig erwarten können.“ Ja, ich habe es später selber erlebt, dass eigene Wunden für die Wunden anderer sensibilisieren kinönnen. Da war ich über meine Stigmata nicht mehr verletzt, sondern konnte ihnen Leben abgewinnen. Einen guten Tag wünscht Ihnen Pfarrer Max Koranyi aus Königswinter.

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