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Kirche in WDR 4 | 12.11.2014 | 08:55 Uhr

Rettende Sekunde

Guten Morgen! Jedes Mal bin ich verblüfft, wenn ich die Tür zu unserer kleinen reformierten Kirche öffne. Über 700 Jahre ist sie schon alt und restlos ausgemalt. Ein Brautpaar hat der Gemeinde die Wandmalereien geschenkt. Vor 450 Jahren. Die beiden waren begeistert von Martin Luthers Gedanken, dass es Bildung für alle Schichten geben soll. Damals konnten weite Teile der Bevölkerung noch nicht lesen und schreiben. Ein unbekannter Maler malte dann im Auftrag des Paares die Zehn Gebote und die Kreuzwegstationen Jesu in die Gewölbe unserer Kirche.

Die Bilder sind nur darum heute noch erhalten, weil die Evangelisch-Reformierten die Bildnisse Gottes nicht duldeten. Als die Gemeinde vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis wechselte, überstrich sie die Bilder einfach mit Kalk. So wurden sie geschützt. Später entdeckte man sie wieder und legte sie frei. So sehen wir heute, was man vor 450 Jahren über bestimmte Bibeltexte dachte und wie man sie interpretierte: Zum Beispiel das Gebot: Du sollst nicht töten.

Man sieht, wie der Mantel Kains zurückschwingt. Genau in der Sekunde, in der er mit der Keule ausholt, um seinen Bruder Abel aus Eifersucht zu erschlagen. Kain könnte verharren, die Keule sinken lassen, seinen Bruder bewahren, das Leben schützen. Doch wir wissen: Kain schlägt zu.

In einer anderen Szene sieht man Bathseba. Sie badet in ihrem Garten im Brunnen. Oben auf dem Turmbalkon seines Palastes steht König David und sieht ihr zu. Der Maler schärft den Blick für den Augenblick, in dem sich David entschließt, diese Frau einfach zu sich bringen zu lassen wie ein Möbelstück (2. Samuel 11,2-4). Den dazugehörigen Ehemann stellt er in die erste Reihe der Schlacht (2. Samuel 11,14-15), damit er stirbt. David steht in der Szene noch auf dem Turm, er könnte die Eheleute in Ruhe lassen. Schließlich hat er ja schon fünfzehn Frauen (1. Chronik 3) und zehn Nebenfrauen (2. Samuel 15, 16). Wir wissen: David wird es nicht tun.

Die Bilder erzählen von Grenzüberschreitungen zur Erreichung eigener Ziele.

Sie zeigen mir, dass ich die Sekunde der richtigen Entscheidung verpassen kann.

Wie oft habe ich diese Sekunde schon verpasst: Da profitiert mein Land von der Waffenproduktion, die den Kains dieser Welt die Keule in die Hände spielt.

Oder ich sehe zu, wie Frauen unter uns und in vielen Ländern der Welt schutzlos der Gewalt der Männer ausgeliefert sind – so wie Bathseba damals. Ohne Skrupel nimmt sich ein Mann, was er will.

Die Liebe – zerbrochen in den Gewaltexzessen und schutzlos der Gier ausgeliefert. Der Maler der biblischen Szenen malt vor 450 Jahren die Bilder der Liebe zwischen die einzelnen biblischen Szenen. Zu sehen ist Jesus, der die rettende Sekunde nicht verfehlt hat.

Die Bildersprache der Reformation zeigt Jesus auf seinem Kreuzweg: Wie er seine Auslieferung ohne Keule überlebt, wie er sein Kreuz trägt, ohne es anderen über den Schädel zu ziehen. Allein Jesus kann die Liebe ans Ziel bringen.

Wo wir in den entscheidenden Sekunden das Ziel aus den Augen verlieren, bringt Jesus die Liebe über die Ziellinie des Todes. Er zeigt, der Mensch muss dem Menschen kein Wolf sein, der ihn zerreißt. Er kann auch Hirte sein und Leben bewahren.

Ein Hirte, der mich lehren will: Achte die Grenzen, sie schaffen Leben. Wie das aussieht, sehe ich an der Kirchendecke. Da spannt sich über den Bildern ein Gewölbe wie eine Gartenlaube voller paradiesischer Blumen: eine andere Welt, die besser werden kann.

Wo immer ein Mensch einen anderen liebt, da beginnt das Paradies. Ich wünsche Ihnen Paradiesblumen auf Ihrem Weg, die Erkenntnis der rettenden Sekunde und den Mut, dann auch zu handeln, Ihre Viktoria Keil, Pastorin in Barntrup und Sonneborn.

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