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Kirche in WDR 4 | 15.11.2014 | 08:55 Uhr

Dankbuch

Guten Morgen! Neulich las ich einen Aufruf:

Sprecher: Nimm dir ein Buch.

Eines mit leeren Seiten.

Setz dich an einen stillen Ort.

Erinnere dich.

Sonntag. Montag. Dienstag Mittwoch. Donnerstag. Freitag. Sonnabend.

Wofür bist du dankbar?

Schreib es auf.

Schlag das Buch erst zu, wenn fünf Dinge auf der Seite stehen.

Schreib.

Jede Woche, ein Jahr lang.

Am Ende des Jahres weißt du:

Dein Leben ist schön.

(Quelle unbekannt)

Ja, wenn das so einfach wäre: Am Morgen liegen bei mir schon die Listen bereit, die ich an diesem Tag abarbeiten muss. Die Liste sagt mir schon in den ersten Stunden des Tages, dass ich das in den kommenden 24 Stunden gar nicht schaffen werde. Das ist schon die Vorstufe zu Zwang und Verbissenheit, die sich in mir breit machen. Ich sehe ein Meer von Aufgaben und habe nur einen Eimer Kraft, wie es der Dichter und Pastor Albrecht Goes einmal sagte:

Sprecher: „Es ist immer der Ozean uns gegenüber, und es ist immer nur eben der Eimer in unserer Hand. Ein Ozean Aufgabe und ein Eimer Kraft; ein Ozean Leid und ein Eimer Hilfe…“ (1)

In meinem Alltag kann ich am täglichen Blick auf das Meer von Aufgaben verzweifeln: Die Kranken, die Einsamen in unserer Nähe, die auf Besuch warten, die Flüchtlinge, die aus 48 Regionen dieser Welt in unserem Ort leben und auf unseren Einsatz warten. Da ist ein Meer von Pflichten und ich habe einen Eimer Kraft, sie zu erfüllen. Der Tipp mit dem Buch und den leeren Seiten hat mir geholfen. Mein Blick wendet sich. Ich blicke auf das Andere. Ich sehe plötzlich: Da gibt es Aufgaben, die leicht werden. Das liegt an Menschen, die mir helfen. Ich erinnere mich an die wärmenden Worte von aufmerksamen Menschen, die wissen, wie viel Arbeit in einem Projekt steckt. Aus meinem Eimer Kraft wird nicht mehr, aber ich verbinde sie mit den Eimern der Hilfe, die Andere in ihrer Hand tragen und empfinde tiefen Dank. Und fühle mich dem Aufgabenmeer nicht mehr so ausgeliefert. Auf das Gute schauen und Danken ist gar nicht so leicht. Und doch eine Form des Glaubens. Im Dank sieht man die Welt besser als sie ist. Ich erkenne die Schönheit. Vielleicht ist es sogar eine Idee, für die Aufgabenliste einmal dankbar zu sein. Sie mal ganz anders anzuschauen – mit dem Blick: Das alles darf ich tun. Ich werde vielleicht nicht alles schaffen oder nicht so gut schaffen, wie ich es mit mehr Zeit geschafft hätte, aber: Ich darf! Ich kann gestalten. Ich kann Pläne machen. Sie sind nicht mein Feind, sondern meine Freundin. Die mich sicher durch die Zeit geleiten und mit denen ich immer wieder das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden kann. Nur versklaven lassen darf ich mich durch meine Listen nicht. Sondern mir immer wieder klar machen, dass ich mein Leben nicht meiner Nützlichkeit, sondern Gott verdanke, der mir hilft zu leben. Der Grund meines Lebens ist ein Geschenk.

Es gibt besondere Augenblicke, in denen das spürbar wird, In meinem Dankbuch habe ich festgehalten, wie schön eine Familienfreizeit unserer Gemeinde am Meer war - generationsübergreifend am Morgen Danklieder singen, barfuss am Strand den Horizont betrachten, begeisterten Jugendlichen beim Fußball zusehen. und wie sie Ende Oktober im Meer baden.

Aber auch die erledigten To-Do-Listen betrachten: eine Arbeit ist befriedigend zuende geführt. Dank hören von Menschen, bei denen mein kleiner Eimer Hilfe eine Unterstützung sein konnte, aber auch, meinen Dank weitergeben an Menschen, die ihren Eimer Hilfe einsetzen. Am Sonntag wird er neu gefüllt: Gott sei Dank!

Ich wünsche Ihnen einen guten Rückblick auf die vergangene Woche und für jeden Tag viele Einträge in ihr Dankbuch, Ihre Viktoria Keil, Pfarrerin in Barntrup und Sonneborn.

(1)Albrecht Goes: Das Erstaunen, Begegnung mit dem Wunderbaren, Eschbach 1998, S 201f.

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