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Kirche in WDR 4 | 24.12.2014 | 08:55 Uhr
Geschenk ist Botschaft
„Wir schenken uns in diesem Jahr nichts. Ist ja doch immer nur ein Tausch.“ Wir schenken uns in diesem Jahr nichts. Ein trauriger Satz. Ja, da kann man sich Weihnachten ja auch gleich schenken, denke ich. Eine Freundin schrieb vor einigen Tagen dieses Gedicht:
WIR SCHENKEN UNS IN DIESEM JAHR NICHTS, SAGEN MANCHE .
(…) NICHTS? KEIN LÄCHELN ? KEINEN EXTRAKUSS? KEINEN ZETTEL UNTERS KOPFKISSEN ODER EIN KOMPLIMENT DAS MEHR IST ALS ROUTINE? KEINE GESCHICHTE UND KEINEN ERLAUSCHTEN HERZENSWUNSCH? MACH NICHT MIT, GOTT. BITTE NICHT. UM HIMMELS-UND DER ERDE WILLEN HÖR NICHT AUF MIT DEM SCHENKEN.
WERDE MENSCH! (Gabriele Herbst, Magdeburg)
Dass wir uns an Weihnachten etwas schenken, das hat seinen Grund im Fest selbst. Hier geht es um ein Geschenk, das den Menschen sozusagen von höchster Stelle ins Herz gelegt ist. In den Sinn. In die Seele. Nicht verpackt. Pur. Zerbrechlich und kraftvoll. Ein Geschenk, an dem sich die Hoffnung festmacht: Es kann anders werden. Nichts muss bleiben wie es ist. Von höchster Stelle ein Geschenk in unsere Herzen, Sinne und Seelen gelegt – das uns zeigt: So bist du Menschlein. Angewiesen auf andere, hungrig, durstig, schutzbedürftig, kräftig, lustvoll, lebendig.
In der Krippe, in der Wiege – da sind alle Menschen gleich. Gleich angewiesen. Noch unterscheidet sie weder Status noch Kleidung noch Beruf noch Geldbeutel. Und Gott mit und in ihnen. Leuchtet in die Seelenwinkel, wärmt das Herz, macht die Seele stark. Macht Lust und Hoffnung auf Frieden. Das ist das größte Geschenk.
Weihnachten ist eine Erinnerung daran, wie dieses Geschenk in die Welt gekommen ist. Auf dieses Geschenk hatten damals alle so lange gewartet. Es war eine unfriedliche Zeit. Und man dachte: Gott wird uns einen schenken, der räumt auf, der macht Schluss mit Krieg, Korruption und Gewalt und wird ein Friedensreich errichten.
Und dann kam das Geschenk. Jesus – Gott selbst - in der Krippe. Etwas war jetzt anders. Sie rückten zusammen. Sie hatten ein gemeinsames Ziel. Frieden - in den Herzen und in der Welt. Frieden – der ohne Gewalt kommt, dessen Fundament Gerechtigkeit ist und Liebe. Diese Liebe zu allen, die den Frieden erst möglich macht – die uns einander näher rückt, wie fremd wir uns auch sind und uns zu Geschwistern macht, diese Liebe ist das Geschenk. Sie ist Gottes Botschaft an alle Menschen.
Ein Geschenk, so las ist kürzlich, ist kein Gegenstand. Ein Geschenk ist eine Botschaft. Deshalb ist es nicht so wichtig, dass Sie noch auf den letzten Drücker viel Geld ausgeben und heute durch die Stadt hetzen. Denken Sie dran: Das beste Geschenk, das ist schon da. Liegt schon sicher und warm in Ihrem, in unser aller Herzen. Horchen Sie mal: Was flüstert Ihnen das Kind in der Krippe – womit können Sie denen, die Sie beschenken wollen, wirklich beglücken? Der Dichter Hans-Joachim Ringelnatz hat sich auch mal sehr den Kopf darüber zerbrochen. Und kam dann zu einer einfachen und doch ganz weihnachtlichen Lösung;
Zu einem Geschenk
Ich wollte dir was dedizieren,
Nein schenken; was nicht zuviel kostet.
Aber was aus Blech ist, rostet,
Und die Messinggegenstände oxydieren.
Und was kosten soll es eben doch.
Denn aus Mühe mach ich extra noch
Was hinzu, auch kleine Witze.
Wär’ bei dem, was ich besitze,
Etwas Altertümliches dabei --
Doch was nützt dir eine Lanzenspitze!
An dem Bierkrug sind die beiden
Löwenköpfe schon entzwei.
Und den Buddha mag ich selber leiden.
Und du sammelst keine Schmetterlinge,
Die mein Freund aus China mitgebracht.
[Nein - das Sofa und so große Dinge
Kommen überhaupt nicht in Betracht.
Außerdem gehören sie nicht mir.]
Ach, ich hab die ganze letzte Nacht
Rumgegrübelt, was ich dir
Geben könnte. Schlief deshalb nur eine,
Allerhöchstens zwei von sieben Stunden,
Und zum Schluss hab’ ich doch nur dies kleine,
Lumpige beschissne Ding gefunden.
Aber gern hab’ ich für dich gewacht.
Was ich nicht vermochte, tu du’s: Drücke du
Nun ein Auge zu.
Und bedenke,
Dass ich dir fünf Stunden Wache schenke.
Lass mich auch in Zukunft nicht in Ruh.
(Aus: Joachim Ringelnatz, Allerdings. Gedichte. Berlin, Ernst Rowohlt 1928)
In diesem Sinne einen entspannten Start in den Heiligen Abend und Botschaften, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Ein Geschenk, das größte, haben Sie schon. Es liegt in Ihnen. Gucken Sie mal nach. Es grüßt Sie, Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.