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Sonntagskirche | 29.03.2015 | 08:55 Uhr

Begreift ihr meine Liebe?

Begreift ihr meine Liebe?

Guten Morgen,

wenn ich an meine Mutter, ihre Schwestern oder meine beiden Großmütter denke, sehe ich sie alle häufig in Kittel oder Schürzen vor mir. Allesamt zupackende Frauen. „Ärmel hoch und ran“ hieß die Devise und das war durchaus wörtlich zu nehmen. Ich weiß es noch wie heute: Bei jeder Familienfeier kam irgendwann der Zeitpunkt, wo sie die schicken Blusenärmel hochgekrempelten, die Schürze umbanden oder den Kittel überzogen. Dann wurde getan, was getan werden musste – auch wenn man doch eigentlich zu Gast war: spülen, aufräumen Getränke holen und – was halt alles so anfällt, wenn viele Menschen zusammen feiern.

„Ärmel hoch und ran“ – das Motto zog sich auch im Alltag dieser Frauen durch. Da wurde nicht lange gefackelt. Ob die kranke Nachbarin Kohlen aus dem Keller brauchte oder eine Freundin Hilfe beim Nähen, ob die Kinder der Schwester gehütet werden mussten oder eine Frau aus dem nahe gelegenen Asylbewerberheim Begleitung beim Arztbesuch brauchte. Helfen, anderen zu Diensten sein, das war eine absolute Selbstverständlichkeit. Damit bin ich groß geworden: „Mach dich nützlich.“ Hieß es oft. Und: „Geben ist seliger denn nehmen.“ Tatsächlich machten wir in meiner Familie die Erfahrung: Hilfe, Unterstützung, Zuwendung zu geben fiel erheblich leichter, als umgekehrt das Annehmen.

Meine Mutter erfuhr in den letzten Monaten ihres Lebens eine drastische Umkehr der Situation. Acht Monate Koma, Pflegestufe drei, schwerstpflegebedürftig. Ihr Leben bestand mit einem Schlag zu 100% aus Annehmen. So wie es einst als Baby begonnen hatte, sollte es im Alter enden: vollkommen angewiesen zu sein auf andere.

Jetzt mussten andere sehen, was zu tun ist, mussten beherzt zupacken – nicht lange fackeln: Ärmel hoch und ran. Ich vermute, wenn meine Mutter das bewusst wahrgenommen hätte, es wäre ihr unsagbar schwer gefallen, das auszuhalten, jetzt selbst Hilfe annehmen zu müssen.

In wenigen Tagen, am sogenannten Gründonnerstag, wird die Erzählung von der Fußwaschung beim Abendmahlsgottesdienst vorgelesen. Da geht es auch um das Helfen und darum Hilfe anzunehmen. Im Johannesevangelium wird nämlich erzählt, dass Jesus mitten beim gemeinsamen Mahl aufsteht und die Ärmel hochkrempelt. Genauer: Er legt sein Obergewand ab und umgürtet sich mit einem Leinentuch. Mit dem Anlegen dieser Schürze legt er auch eine andere Rolle an: macht sich selbst vom Meister und Lehrer zum Diener. Mit dem Griff nach der Waschschüssel mutet er den Anwesenden die Erfahrung zu, sich von ihm bedienen zu lassen.

Und das ist noch nicht alles: Jesus belässt es nicht bei dem Rollenwechsel. Er fragt in die Runde nachdem er allen Anwesenden die Füße gewaschen hat und wieder an seinem Platz ist: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Und er schiebt die Erläuterung gleich hinterher: „Wenn ich, euer Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,12.14f).

Vor der Aufforderung steht das Geschenk – vor dem Dienen, die Erfahrung bedient zu werden, das heißt Aufmerksamkeit zu erfahren. Vor dem Sehen steht das gesehen werden, und vor dem Geben, ein selig machendes Empfangen. Das Annehmen-Können scheint mir eine besondere Gabe zu sein, die anzunehmen ich zuerst erlernen muss. Aber vielleicht ist das ja genau damit gemeint, wenn Jesus sagt: „Begreift ihr meine Liebe?“ Dann lasst euch beschenken. Ihr müsst es nur wirklich zulassen.

Sabine Lethen aus Essen

Copyright Vorschaubild: artco2010 photoschop 44 CC BY-SA 2.0 flickr

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