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Kirche in WDR 4 | 03.03.2015 | 08:55 Uhr

Opfer

Guten Morgen! Es gibt Leute, die reden ohne Punkt und Komma, wenn man sie trifft. Denen scheint jedes Taktgefühl zu fehlen. Oder sie haben ein übertrieben stark ausgeprägtes Bedürfnis, sich mitzuteilen. Oder sie sind einfach nur einsam. Ein Freund meinte neulich: „Nachdem ich mir das alles angehört hatte, und selbst gar nicht dazwischen kam, fühlte ich mich wie ein Müllcontainer. Da wird auch einfach alles reingekippt.“

Wenn ich so jemandem in die Hände falle, gibt es dann auch schon schnell mal die lachenden Dritten. Die sagen dann scherzhaft: „Guck mal, der hat schon wieder ein Opfer gefunden.“

Und was passiert, wenn ich mich in so einer Situation opfere als Müllcontainer? Da solche Leute nicht von selbst aufhören mit dem Reden, habe ich anfangs noch Geduld. Sehr schnell merke ich dann, wie ich mich zunehmend unwohler fühle. Ich spüre den Impuls: „Ich will hier weg“. Oder ich werde richtig ärgerlich.

Beim nächsten Mal denke ich dann sehr wahrscheinlich: „Och nee, der schon wieder - nichts wie weg!“ und mache lieber einen großen Bogen um diese Person. Aus reinem Selbstschutz.

Vor einiger Zeit bin ich mal einer Krebspatientin begegnet. Sie redete und redete. Wollte einfach nur abladen. Als ich das merkte, unterbrach ich sie ziemlich direkt und sagte: „Sagen Sie mal, merken Sie eigentlich, dass Sie wie ein Wasserfall reden und mich hier zuschwallen?“ Da wurde sie wütend. Was mir einfiele, mit einer todkranken Frau so zu reden... Und sie warf mich quasi raus. Am anderen Tag kam ich wieder auf die Krebsstation und gleich kam eine Krankenschwester auf mich zu und sagte: „Ich glaube, es ist gut, wenn sie noch mal zu der Patientin hingehen, die sie gestern rausgeworfen hat.“ Das tat ich natürlich. Und was soll ich Ihnen sagen? Es wurde eine sehr intensive seelsorgerliche Begleitung bis zum Tod dieser Patientin einige Monate später. Eine Erfahrung, die mir zeigte: Es ist besser, ehrlich zu bleiben und Grenzen zu setzen, als sich scheinbar großherzig als Müllcontainer zu opfern.

Woher kommt das überhaupt, dass wir so verquer sind und meinen, uns aufopfern zu müssen? Religion und Opfer, das ging in der Menschheitsgeschichte meist gut zusammen. Schon ganz früh fragten sich die Menschen: Wie kriegt man Gott gnädig gestimmt? Und dann hat man hat es mit Menschenopfern versucht. Man hat es mit Tieropfern versucht. Man hat es mit Erntegaben aus der Natur versucht. Man hat es versucht, indem man sich selbst wehgetan hat. Man hat es versucht, indem man in den Krieg gezogen ist. Fakt ist: Opfer bzw. Opferkult haben sich bis auf den heutigen Tag hartnäckig in den Religionen gehalten. Und lange Zeit galt das sich Opfern als christliche Haltung par excellence.

Aber es gab daneben auch schon sehr lange eine radikal andere Sichtweise. Und die besagt: Gott will überhaupt gar keine Opfer. In der jüdisch-christlichen Tradition wird diese opferkritische Richtung durch die Propheten begründet. Prominentestes Beispiel: Der Prophet Hosea. Er lässt Gott so sprechen: „Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer.“ (Hosea 6,6)

Auch Jesus war ein Vertreter der opfer-kritischen Position. Ich glaube: Opfern rächt sich. Und wer sich opfert, der kann sich dafür jedenfalls nicht auf Gott berufen. Wer sich trotzdem unbedingt opfern will, sollte wach beobachten, ob ihm diese Opferrolle wirklich gut tut!

Gott mit Ihnen an diesem Tag – das wünscht Ihnen Pfarrer Frank Küchler aus Marialinden.

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