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Kirche in WDR 4 | 04.03.2015 | 08:55 Uhr

Je ne suis pas Charlie

Guten Morgen. Es war eine große dänische Tageszeitung, die vor einigen Jahren Mohammed-Karikaturen veröffentlichte. Vor zweieinhalb Wochen fand in einem Kulturcafé in Kopenhagen eine Veranstaltung statt. Das Thema: Kunst, Islam und Meinungsfreiheit. Mit dabei war der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks. Wenige Minuten später ist ein Besucher erschossen. Danach erschießt der Attentäter mit islamistischem Hintergrund einen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge. Die Anteilnahme war groß, so wie in Paris.

Dort steht Anfang Januar die Welt für einen Augenblick zusammen. Die Menschen recken Farbstifte in die Luft und erklären sich solidarisch mit den Karikaturisten der Satirezeitung Charlie Hebdo. Überall sind Schilder zu sehen mit der Aufschrift „Je suis Charlie“ – ich bin Charlie. Die Auflage der Zeitung erhöht sich in der nächsten Ausgabe von 60.000 auf 7 Millionen Exemplare (1). In der Folge entrüsten sich Muslime in der ganzen Welt, Kirchen werden in Brand gesteckt, Christen abgeschlachtet.

Als ob das nicht schon reichte! 17 Tote sind ja schon zu beklagen! Und „Märtyrer“ gibt es auf beiden Seiten. Da sind die Attentäter, die in ihrem Wahn den Propheten Mohammed rächen wollen und da sind die Märtyrer der Meinungsfreiheit. Sie sind gestorben, damit in der westlichen Welt auch in Zukunft jeder sagen kann, was er will. So wurde es in öffentlichen Reden direkt nach dem Attentat formuliert. Und das war auch erst einmal richtig so: Denn Meinungs- und Pressefreiheit sind ein hohes Gut. Die Grenzen sind in unserem Land weit gefasst. Wer sie überschreitet, muss juristische Konsequenzen fürchten, aber nicht um sein Leben.

Mir ging es in diesen Tagen nach dem Attentat so: Alle waren Charlie und ich spürte sehr genau: Ich bin es nicht. Und ich habe mich gefragt: Was ist das für eine merkwürdige Freiheit, die darauf aus ist, das, was manchen Menschen heilig ist, in den Dreck zu ziehen? Es gab in der Vergangenheit etliche Prozesse gegen Charlie Hebdo. Die katholische Kirche hatte mehrfach versucht, sich mit rechtlichen Mitteln gegen die Obszönitäten und Respektlosigkeiten dieses Magazins zu wehren.

Wenn Gott-Vater, natürlich: mit Nachthemd und Rauschebart als älterer Mann dargestellt, die Jungfrau Maria schwängert – oder: wenn der Prophet Mohammed mit einem Turban abgebildet wird, unter dem sich eine Bombe befindet mit einer Zündschnur, die bereits angezündet ist – das sind gewollte und gezielte Provokationen.

Sicher: Die Zeichner wollten vor allem die fanatischen Islamisten treffen – aber sie haben damit auch viele friedliebende Muslime getroffen, die terroristische Anschläge genauso verurteilen wie viele andere Menschen auch. Aus dieser Freiheit gibt es dann übrigens auch kein Zurück mehr! Das haben die Zeitungsmacher selbst so gesehen und haben trotzig gesagt: „Jetzt erst recht!“ Und alle anderen haben mit in dasselbe Horn gestoßen! „Das geht auf keinen Fall, die müssen so weiter machen! Wenn die jetzt klein beigeben, dann ist das der Untergang für die Presse- und Meinungsfreiheit der gesamten westlichen Welt.“

Was für eine erbärmliche Freiheit, aus der es kein Zurück mehr gibt!

Normalerweise gilt im menschlichen Miteinander die Regel: Meine Freiheit endet da, wo die des anderen anfängt. Das ist ein weit verbreiteter Konsens unter uns. Daran halten wir alle uns ja auch - meistens jedenfalls. Und das ist auch gut so! Wie sollte denn sonst auch unser Zusammenleben überhaupt gelingen? Nur: Warum sollen diese Regeln für die, die Zeitungen machen und darin Karikaturen veröffentlichen, die andere Menschen verletzen, nicht gelten? Das leuchtet mir nicht ein.

Freiheit hat – christlich verstanden - jedenfalls nichts damit zu tun, dass ich rücksichtslos alles tue, was möglich ist. Aus christlicher Sicht gibt es keinen Zwang, das was anderen heilig ist, in den Dreck zu ziehen. Die Freiheit könnte vielmehr gerade darin liegen, genau darauf zu verzichten - meint Pfarrer Frank Küchler aus Marialinden.

(1) http://www.tagesschau.de/inland/charliehebdo-deutschland-103.html:

Nach wenigen Minuten ausverkauft. In: tagesschau.de. 17. Januar 2015, abgerufen am 17. Januar 2015.

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