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Sonntagskirche | 26.01.2014 | 08:55 Uhr

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Seine Seminare waren spannend. Und so beschloss ich als Student bei ihm mein Gemeindepraktikum zu machen. Jürgen Fangmeier war Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und gleichzeitig Landpfarrer in dem kleinen Örtchen Schöller.

Damals war es noch üblich, dass der Praktikant im Pfarrhaus mitwohnte, und so bezog ich ein kleines Zimmer unter dem Dach eines Bergischen Schieferhauses. Jürgen Fangmeier hatte bei dem berühmten Schweizer Theologen Karl Barth promoviert und eine Zeit lang in der Schweiz als Pfarrer gearbeitet. Obwohl er selber ursprünglich aus der Neuwieder Gegend stammte, hatte er sich einen leichten Schweizer Akzent angewöhnt – und klang damit ein bisschen wie sein großes Vorbild Karl Barth. Jürgen Fangmeier wurde vor 44 Jahren mein Vorbild. Was zeichnet ihn aus, dass er für mich so wichtig wurde?

Es sind einzelne berührende Szenen, die mir bis heute vor Augen stehen, wenn ich an ihn zurückdenke. Einmal stellte er sich einem rasenden Auto mitten auf der kleinen Dorfstraße vor der Kirche in den Weg. Nur 30 kmh waren erlaubt, aber die meisten Ausflügler in Schöller hielten sich natürlich nicht daran. Da half eben nur, dass sich der Geistliche des Ortes dieser Rücksichtslosigkeit – ganz wörtlich genommen – entgegenstellte und damit die beste Predigt zu Achtsamkeit und Nächstenliebe hielt.

Der Pfarrer war klug. Und der Pfarrer war fromm. Und er war menschenfreundlich. Was für eine ideale Kombination! Den Schluss einer Predigt habe ich mir notiert, wohl aus einer Zeit, als er selber Schweres zu tragen hatte: „’Folge mir nach!’ Das sieht in jedem Christenleben und vielleicht auch zu verschiedenen Zeiten anders aus. Und doch können wir spüren, dass wir dabei immer mit Jesus unterwegs sind, vielleicht gerade an einem Kreuz, das uns zugemutet wird – und zwar so, dass dieses Kreuz schwer und leicht zugleich sein kann.“

In den wenigen Worten steckte alles für mich als Lernender drin: Der eindeutige Ruf in die Nachfolge Jesu in ein vielschichtiges Leben hinein. Ein Leben, das Last und gleichzeitig Leichtigkeit bedeuten kann. Mitfühlend war mein Vorbild auch. So erzählte Jürgen Fangmeier mir einmal: Auf einer Reise nach Indien sprach er mit einem Hindu. Bevor das Gespräch zu einem befriedigenden Ende kommen konnte, musste er in den Bus einsteigen. Noch lange winkte erdem Hindu aus dem Fenster zu, um versöhnlich zu wirken.

Noch bis zuletzt schrieb Jürgen Fangmeier kleine Miniaturen, in denen er sein Leben, vor allem die Kriegs- und Nachkriegszeiten, Revue passieren ließ. In einer Erzählung erwähnte er, dass er bei seinen täglichen Fürbitten meinen Namen vergessen hätte. Getröstet hätte er sich mit dem Gedanken: Ich habe für ihn ja schon so oft gebetet, da ist sein Name bereits im Himmel gut aufgehoben. Am Ende seines Lebens erwähnte Jürgen Fangmeier oft einen Bibelvers: „Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer.“ (Johannes 21,4).

Seine Frömmigkeit war tatsächlich so etwas wie ein Ausschau Halten nach der neuen Welt am anderen Lebensufer. Als ich seiner Frau nach seinem Tod kondolierte, schrieb sie mir zurück: „Eine Art seiner Präsenz ist immer noch da, weil Erinnerungen auftauchen und neuen Wert erhalten.“ Auch uns bleiben ja Bilder von Menschen, die uns wichtig geworden sind, die Vorbild für uns wurden. Als ich ein Buch mit Andachten herausgegeben hatte, schrieb er auf den Umschlag etwas, das ein Glaubenslehrer wohl jedem seiner Schüler vermitteln sollte: „Der Autor ist ein vielseitig begabter Mensch und zugleich vor Gott ein Bettler.“ Damit verabschiedet sich heute von Ihnen Pfarrer Max Koranyi aus Königswinter.

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