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Sonntagskirche | 14.06.2015 | 08:55 Uhr

Der Herr Erbarme dich

Guten Morgen! Steffi sitzt mit ihrer Tochter Marie in der Kirche. Es ist Sonntagmorgen. Gottesdienst. Steffis Neffe wird getauft. Ziemlich am Anfang stimmt die ganze Gemeinde in einen Gesang ein: Herr, erbarme dich. Dreimal. Am Schluss des Gottesdienstes wird das Fürbittengebet gesprochen und die Pfarrerin fordert die Gemeinde auf, nach jeder Bitte gemeinsam zu sprechen: Herr, erbarme dich. Auf einmal stupst Marie ihre Mama an: „Du, Mama, den Herrn Erbarme dich, kennen wir den eigentlich?“

Als Steffi später bei der Tauffeier diese kleine Anekdote zum Besten gibt, müssen alle lachen. Da kommt ihre Schwester ins Zimmer, auf der Hand eine Kuchenplatte: „Wer erbarmt sich denn jetzt noch über den letzten Kuchen?“ Wieder lachen alle. „Passt wie Faust aufs Auge“, sagt Steffis Mann. Aber irgendwie werden jetzt alle nachdenklich. Was haben sie denn da eigentlich gesagt?

Es gibt Worte, die spricht man einfach aus, weil man sie eben immer schon so gehört hat. Man benutzt sie, weil sie zur Alltagssprache gehören. Ihre wahre Bedeutung ist einem aber oft gar nicht so wirklich bewusst. Die scheint unter einer Patina verborgen zu sein. Wie der Silberglanz vom angelaufenen, alten Silberbesteck, der sich unter der grau-schwarzen Patina verbirgt. Jahre nicht gebraucht und nicht geputzt, sind die wahre Schönheit und der wahre Wert des Bestecks nicht zu erkennen. Erst wenn man es mit einem Tuch wieder blank reibt, sieht man den wahren Glanz, ja, den wahren Schatz, der sich dahinter verbirgt.

Das Wort „Erbarmen“ ist so ein Schatz, der wiederentdeckt werden möchte. In ihm steckt das altertümliche Wort „barmen“, was so viel bedeutet wie jammern oder klagen. Mit der Vorsilbe versehen meint erbarmen, von Not befreien.

In der Bibel wird Erbarmen mit Gott in Verbindung gebracht. „Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich Gott über die, die ihn suchen.“ Heißt es in den Psalmen.

Gott sieht die Menschen und lässt sich anrühren und erweichen von ihrer Not.

Wenn Gott sich so verhält, dann klingt das nicht nach strengem Vater. Sondern hier kommt eine ganz andere, mütterliche Seite Gottes zum Vorschein.

Tatsächlich steckt in dem hebräischen Wort für Erbarmen der gleiche Wortstamm wie beim hebräischen Wort für „Mutterleib“. Gottes Erbarmen ist sozusagen wie der Mutterleib für ein Kind. Er gibt Wärme und Nähe, Verbindung und Nahrung, ist wie ein Schutzraum. Gott lässt sich erweichen. So wie Mütter und Väter weich werden, wenn sie die Tränen ihrer Kinder sehen. Bei der sechs in Mathe, beim verlorenen Handy, bei der selbstunterschriebenen Entschuldigung. Du hättest mehr lernen, besser aufpassen und nicht lügen sollen. Die Konsequenzen sind jedem Kind klar. Aber am Ende nimmt man sein Kind dann doch in die Arme, die Liebe schiebt sich vor den Ärger oder den Zorn.

So ist Gott. Er ist ganz nahe bei uns und es jammert ihn, wenn wir zu ihm kommen, vielleicht hundeelend, weil wir versagt haben, weil wir keinen Ausweg mehr sehen, weil wir etwas falsch gemacht haben. Wenn wir spüren: Ich selbst kann nichts ändern. Ich brauche Hilfe. Dann ist Gott da mit seinem Erbarmen und zeigt uns Wege auf aus der Not.

Vielleicht erzählt Steffi ihrer Tochter Marie von diesem mütterlichen Gott. Damit sie den Herrn Erbarmedich kennenlernen kann. Geschichten dazu gibt es in der Bibel genug.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag. Ihre Annette Krüger, Pfarrerin in Witten.

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