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Sonntagskirche | 05.07.2015 | 08:55 Uhr

„Sonntagsruhe“

Einen guten Sonntag Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer.

Ich wohne an einem großen Parkplatz. Durch das geöffnete Schlafzimmerfenster bekomme ich schon vor dem Aufstehen mit, welche Jahreszeit herrscht, wie das Wetter ist und welchen Wochentag wir haben. Der Parkplatz und seine Geräusche spiegeln die Wirklichkeit und transportieren sie bis an mein Bett oder an meinen Schreibtisch. An Werktagen erwacht das Leben ab sechs, wenn die ersten Angestellten ihre Autos abstellen und spätestens gegen halb acht, wenn der Elternverkehr der gegenüberliegenden Kindertagesstätten einsetzt.

An Werktagen ist der Platz mit seinen gut fünfzig Stellplätzen ständig überfüllt, heute vielleicht sieben oder acht Autos einiger Anwohner. Der Platz atmet durch. Richtig erholsam, diese Stimmung in der Ortsmitte an einem Sonntagmorgen. Sonntagsruhe eben. Und so atme auch ich durch. Sicher, gleich sind noch Gottesdienste zu feiern. Aber das alles geht irgendwie auf dem Hintergrund des ruhigen Parkplatzes viel leichter von der Hand. So gerne ich die Geschäftigkeit des Alltages vor meiner Haustüre mag – die Ruhe am Sonntagmorgen gehört irgendwie auch dazu. Ein guter Rhythmus, der sich hier eingestellt hat. Soweit – so gut. Doch: Wie sieht es wirklich aus mit der „Sonntagsruhe“? Gibt es nicht in vielen Familien und Lebensgemeinschaften das genaue Gegenteil – „Sonntags-Action“ bis zum Abwinken? Manchmal mehr, als überhaupt eigentlich zu leisten ist?

Der Sonntag als Ruhetag – das ist keine Idee unseres Gesetzgebers – das ist schon in der Bibel nachzulesen. Selbst Gott hat sich bei seinem Schöpfungswerk einen Tag Ruhe gegönnt. Warum tun wir es ihm nicht gleich? Doch klar – ich möchte hier nicht die Idylle eines Einsiedlers vom Land beschwören. Auch bei mir laufen die sozialen Netzwerke sonntags, auch bei mir kommen E-Mails an. Und nach dem Gottesdienst höre ich es schon wieder: „Gut, dass ich Sie gerade sehe...“ Schon ist man wieder drin in der Alltags-tretmühle.

Doch geht mir auch in diesen Situationen die geradezu himmlische Ruhe auf meinem Parkplatz durch den Kopf. Warum eigentlich nicht das eine mit dem anderen kombinie-ren. Am Sonntag ganz ruhig etwas angehen, zu dem man unter der Woche eh nicht kommt. Ohne Druck, einfach so. Ruhe schafft Räume. Auf dem Parkplatz vor meinem Haus sind es Stellplätze, in meinem Kopf entsteht Weite. Je weniger ich mit meinen Sinnen wahrnehme, desto größer wird diese Weite. Tief durchatmen. Dann die nächste Etappe angehen. Das gilt nicht nur für anstrengende Bergwanderungen. Das gilt auch für meinen Alltag, für den der Sonntag eigentlich so etwas wie eine Art „Energietankstelle“ sein sollte. Viele tun sich heutzutage etwas schwer zu akzeptieren, dass am siebten Tag Ruhe sein soll. Das geht gegen ihre Auffassung von persönlicher Freiheit: Warum soll ich das am Sonntag machen? Geht das nicht genauso gut am Dienstag oder am Freitag? Muss ich mir die Ruhe am Sonntag vorschreiben lassen?

Ich denke, ein solches „verordnetes“, gemeinschaftliches Ruhe-Erlebnis tut schon gut. Nur so gibt es eben die Ruhe auf dem Parkplatz vor meiner Haustüre, die so wohltuend ist. Wenn wir uns auch in unseren Ruhephasen noch vereinzeln würden, käme es letztlich dazu, dass ständig die eine Hälft der Gesellschaft in Ruhephasen wäre, während die andere ganz normal ihren Alltagsgeschäften nachginge. Am Ende würde das sicher da-zu führen, dass es überhaupt keine Ruhephase mehr gäbe – denn die stört den Ablauf, macht alles kompliziert. Und – wer weiß: Vielleicht würde ich in meiner Ruhe einfach vom Rest der Gesellschaft abgehängt. Dann lieber weitermachen, auf die Ruhe verzichten und dabeibleiben.

Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer für den heutigen Sonntag ein solches gemeinschaftliches Ruhe-Erlebnis. Vielleicht bei der NRW-Radtour mit WDR4 durch Westfalen heute. Ich gestehe: ich werde nicht dabei sein. Ich bleibe heut daheim. Mit dem Blick auf den ruhigen Parkplatz unter meinem Arbeitszimmer-Fenster.

Pfarrer Ulrich Clancett aus Jüchen.

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