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Kirche in WDR 4 | 01.07.2015 | 08:55 Uhr

Von Menschenhand

Die Felsenwüste des Sinai ist Schauplatz einiger der grundlegendsten Geschichten der Bibel.

Guten Morgen!

In dieser kargen Landschaft des Sinai, so erzählt die Bibel, zog das Volk Israel 40 Jahre umher. Und auch die wahrscheinlich folgenreichste Gottesbegegnung fand dort statt: Bis heute wird im Sinai jener Ort verehrt, an dem Mose mit den Gesetzestafeln vom Berg hinabstieg. Vor Jahren zog ich mit einer Gruppe eine Woche lang durch diese Landschaft. Und ich bekam einen neuen Zugang zu den biblischen Erfahrungen. Damals notierte ich folgende Verse in mein Tagebuch:

Sprecherin:

Sinai

die berge stumpf. wie ausgebrannte schlacke

unter jedem schritt zerbröselt sie

wer kann in der asche noch die zehn worte finden

mit göttlichem finger eingemeißelt in stein

erstausgabe, die der prophet wütend zerschlägt

als er den goldenen götzen und das tanzende volk sieht

nicht einmal bruchstücke lassen sich noch finden

erst die zweitauflage der gebote - ohne jede korrektur-

wurde der öffentlichkeit übergeben

geschrieben von menschenhand

Mir wurde klar, wie menschlich die Gebote Gottes sind und zugleich wie göttlich. Die „Zehn Worte“, wir sagen die „Zehn Gebote“, sind von Menschen geschrieben und sollen uns eine Orientierungshilfe geben. In ihnen lebt ein Geist, durch den wir heute noch, Jahrtausende nach ihrer Entstehung, in die Verantwortung gerufen werden.

G. K. Chesterton, der englische Schriftsteller, hat einmal spöttisch festgestellt: "Laternenpfähle sind dazu da, dass sie den Weg beleuchten - nur Betrunkene halten sich daran fest." Es gilt, Gesetze wie „Laternenpfähle“ zu behandeln, die Orientierung geben. Sie leuchten einen Weg aus, aber sie sind nicht der Weg selbst. Sinngemäß müssen sie in jede Situation neu hinein ausgelegt werden. Aber wir sollen uns nicht wie Betrunkene daran festhalten. Denn das endet leider sehr häufig in religiösem Fundamentalismus. Ich habe bei unseren Wanderungen in der Wüste erfahren, wie wichtig selbst kleinste Anhaltspunkte sind. Denn der Unerfahrene kann sich leicht in der Wüste verlaufen. Einmal hatte sich ein Mitglied der Gruppe selbstständig gemacht und fand nicht mehr zum Lagerplatz zurück. Unsere Beduinenbegleiter machten sich auf die Suche und entdeckten ihn schließlich mit Sonnenbrand recht erschöpft und kleinlaut in einem Seitental. Die Wüste fordert absolute Solidarität und Gemeinschaft, sonst wird sie zur Falle. Falscher Stolz und Besserwisserei reden uns ein, wir kämen in der Wüste unseres Lebens schon alleine zurecht. Am Ende stehen dann teure und große medizinische oder psychologische Hilfs- und Rettungsaktionen oder, schlimmstenfalls, sogar frühzeitiger Tod.

Es braucht also Anhaltspunkte, Laternenpfähle, um nicht unterzugehen. Aber sie müssen, um im Bild zu bleiben, hin und wieder auf ihre Strahlkraft untersucht werden, damit sie ihren Sinn erfüllen. Auch Gottes Weisungen müssen, wie jede andere menschliche Gesetzgebung, immer wieder überprüft werden, ob sie noch tragfähig sind. Bei den Zehn Geboten gilt es, sich zu vergegenwärtigen, dass sie mit einer Zusage beginnen: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt, aus dem Sklavenhaus“ (Ex 20,1). Erst dieses wichtige Vor-Wort öffnet die göttliche Weisungen. Es sind Weisungen, die dem Volk Israel die Freiheit garantieren sollen, die es durch Flucht aus Ägypten erreicht hat.

Die Weisungen, Gottes Gebote, haben den e i n e n Sinn, die erlösende Freiheit zu garantieren, in die jeder Mensch von Gott gerufen ist. Wo dieser Sinn verdunkelt wird, auch durch frommes Gerede, herrscht das „goldene Kalb“, herrscht armselige Sklaverei, herrschen all die Götzen der Macht und des Geldes, die wir nur allzu gut selbst kennen.

Dass S i e heute erneut einen befreienden und solidarischen Tag erleben, wünscht Ihnen Pfarrer Wilhelm Bruners aus Mönchengladbach.

Copyright Vorschaubild: Rahlwes wikipedia

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