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Sonntagskirche | 23.08.2015 | 08:55 Uhr

Geschenkte Zeit

Guten Morgen, es ist fünf vor neun. Die Zeit ist reif, um einmal kurz darüber nachzudenken, was Sie genau vor acht Stunden und 55 Minuten geschenkt bekommen haben. Ich wette, Sie haben keine Ahnung.

Kleiner Tipp: Schauen Sie einmal auf Ihr Bankkonto. Und dabei stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie haben heute um Mitternacht genau 86.400 Euro überwiesen bekommen. Und das dürfen Sie heute alles ausgeben.

Und damit nicht genug! Denn ab heute bekommen Sie Tag für Tag immer wieder die gleiche Summe zur Verfügung, ich sage es nochmal: 86.400 heißt die Zahl. Die Sache hat allerdings einen Haken – war klar, oder? Der Haken ist: Sie müssen am Ende eines jeden Tages alles ausgegeben haben. Sie können nicht damit warten, das Geld auszugeben. Sie müssen sich schnell was einfallen lassen, denn heute Abend ist alles weg. Sparen geht nicht.

Und? Haben Sie eine Idee, wofür Sie es ausgeben könnten? Klar doch, oder? Endlich das Haus abbezahlen, den Kredit für das Auto ablösen. Endlich mal in Ruhe shoppen gehen, den nächsten Urlaub buchen… ach ja … was wäre das Leben plötzlich leicht. Arbeiten müsste man ja auch nicht mehr. Vielleicht noch ein bisschen zum Spaß. Erst mal unbezahlten Urlaub nehmen, dann kann ich mir später überlegen, ob ich noch was machen will. Denn irgendwann weiß man bestimmt ja auch nicht mehr, wofür man sein Geld noch ausgeben soll, wenn es jeden Tag immer wieder neu so viel davon gibt. Was soll man damit?

So. Und jetzt sage ich Ihnen: Das Ganze ist kein reines Gedankenspiel. Diese 86.400 haben Sie heute bei Tagesanbruch tatsächlich geschenkt bekommen. Allerdings nicht in Euro. Sondern in Sekunden. 24 Stunden hat Ihr Tag heute, genau wie er es morgen haben wird. Das sind 24 Mal 60 Minuten – oder eben 86.400 Sekunden. Und egal, ob Sie jetzt gerade in Ruhe am Frühstückstisch sitzen; ob Sie gerade gelangweilt Ihre Zeit totschlagen oder gehetzt sind, weil sie gefühlt „keine Zeit“ haben: Seien Sie beruhigt. Egal wie es sich anfühlt oder wie Sie es nennen - es bleibt immer dieselbe Zeit, die Sie gerade haben. Sie können nichts hinzufügen und auch nichts wegnehmen.

Wir haben schon viele Dinge erfunden, um „Zeit zu sparen“: Wir fahren Auto statt Rad, schreiben Emails statt Briefe … mal ehrlich: Mir erspart das nichts. Im Gegenteil: Meine Zeit wird nur voller. Ich bin schneller irgendwo und kann noch mehr in noch kürzerer Zeit erledigen. Ich kann in einer Stunde einen Brief schreiben, die Antwort bekommen und zurück schreiben. Habe ich damit jetzt Zeit gewonnen?

„Ich habe etwas festgestellt: Ich habe keine Zeit“ sagt auch der Autor Florian Opitz in seinem Dokumentarfilm „Speed“. Untertitel: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.“ Ein nachdenklich machender Film, bei dem man sich sofort ertappt fühlt. Florian Opitz: „Ich tue doch schon alles, um Zeit zu sparen. Ich versuche, effizient zu sein. Mein Rechner, mein Handy und meine High-Speed-Internetverbindung sollen mir eigentlich dabei helfen. Aber irgendwie habe ich nicht mehr, sondern immer weniger Zeit.“ (Zitat aus „Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“)

Der Filmemacher hat Recht. Ich erinnere mich noch gut, wie mein alter Computer mir einmal jeden Tag Zeit schenkte: Ich stellte ihn an und während ich darauf wartete, dass das System langsam hochfuhr, war genug Zeit, um noch in Ruhe einen Kaffee zu trinken und innerlich völlig leer auf den sinnlos blinkenden Bildschirm zu starren.

Wer schenkt mir eigentlich heute Zeit? „Ich aber, Gott, hoffe auf Dich (…). Meine Zeit steht in Deinen Händen.“ (Psalm 31,15f., Lutherübersetzung 1984) Meine Zeit. Jeden Tag. 86.400 Sekunden. Jede davon ein Geschenk. Genießen Sie sie. Ihre Daniela Kirschkowski, Pfarrerin in Marl.

http://www.speed-derfilm.de/

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