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Kirche in WDR 4 | 21.08.2015 | 08:55 Uhr

Muße

Autor: Guten Morgen,

Matthias Claudius war ein Lebenskünstler. Hauptberuf: Schriftsteller. Das gab es Ende des 18. Jahrhunderts eigentlich noch gar nicht. Goethe etwa hatte viele politische Ämter und war mit Verwaltungsaufgaben in Weimar betraut, die ihm ein regelmäßiges Einkommen verschafften. Schiller verdiente als Regimentsmedikus und als Professor in Jena sein tägliches Brot. Aber: Schriftsteller, so wie es sie heute gibt, die ihr Auskommen von dem haben, was sie schreiben, ja damit sogar reich werden können, das kannte man vor 200 Jahren noch nicht.

Matthias Claudius, der 1815 gestorben ist, hatte verschiedene Berufe, die ihm neben der Schriftstellerei etwas Geld einbrachten. Mal war er Privatsekretär des Grafen Holstein in Kopenhagen, dann wieder Hauslehrer, Feldapotheker, Bergwerksassistent oder Postbeamter. Nie hielt er es lange aus. Immerhin drei Jahre war er Redakteur bei den Hamburger „Adreß-Comptoir-Nachrichten“, bis er beim „Wandsbeker Boten“ seine Lebensberufung fand.

Manche seiner Freunde und seiner Kritiker warfen ihm vor, faul zu sein und sich nicht genug anzustrengen. Immerhin hatte er eine große Familie zu ernähren. Aber: War er wirklich träge? Ich glaube, dass er sich ganz bewusst einem neuen Lebensstil entzog, der sich damals langsam etablierte und der bis in unsere Zeit maßgebend ist. Das ist ein Lebensstil, der das Wort „Muße“ nicht mehr kennt und „Müßiggang“ mit Faulheit und Abhängen verwechselt. Die Muße aber ist eine alte Tugend, die wir heute wieder neu entdecken müssen. Sie entzieht sich dem Zweck und der Versachlichung. Wo die Arbeit heiliggesprochen wird und alles sich dem Diktat von Produktivität und Erfolg zu beugen hat, da sind Muße und Gelassenheit ein sehr hohes, kostbares Gut. Die Muße ist die Quelle aller Ideen, der künstlerischen Inspirationen und der Entdeckung neuer Wege. Zu viel Stress und zu viel Arbeit können die Wege verstopfen, die alles Neue erst gehen muss. Das wusste niemand besser als Matthias Claudius.

Und er berief sich auf Jesus. Jesus nahm sich die Natur zum Vorbild. Einmal sagte er seinen Jüngern:

Sprecherin:

„Seht die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht und sie sammeln nichts in die Scheunen. Und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Und doch war selbst der schöne und reiche König Salomo in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ (Matthäus 6,26.28)

Autor: Ich glaube, das ist von Jesus kein Aufruf zum Faulenzen. Sondern dazu, den Blick für die einfache Schönheit der Dinge nicht zu verlieren. So wird sich eine tiefe Zufriedenheit in unseren Herzen ausbreiten. Für diesen Blick brauche ich Gelassenheit und hin und wieder auch eine echte Mußestunde.

Und dann kann es sein, dass die Dankbarkeit ganz von selbst aus mir herausdrängt. Matthias Claudius hat diesem Dank in einem gereimten Gebet ein Denkmal gesetzt:

Sprecherin:

Ich danke Gott, und freue mich:

Wie 's Kind zur Weihnachtsgabe,

Daß ich bin, bin! Und daß ich dich,

Schön menschlich Antlitz! habe;

Ich danke Gott mit Saitenspiel,

Daß ich kein König worden;

Ich wär geschmeichelt worden viel,

Und wär vielleicht verdorben.

Auch bet ich ihn von Herzen an,

Daß ich auf dieser Erde

Nicht bin ein großer reicher Mann,

Und auch wohl keiner werde.

Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht,

Hat mancherlei Gefahren,

Und vielen hat's das Herz verdreht,

Die weiland wacker waren.

Und all das Geld und all das Gut

Gewährt zwar viele Sachen;

Gesundheit, Schlaf und guten Mut

Kann's aber doch nicht machen.

Gott gebe mir nur jeden Tag,

Soviel ich darf zum Leben.

Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;

Wie sollt er’s mir nicht geben!

(Täglich zu singen, Matthias Claudius, Sämtliche Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1996, Seite 146f.)

Autor: Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute eine Mußestunde haben! Albrecht Philipps, Pfarrer in Ochtrup und Metelen.

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