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Kirche in WDR 4 | 30.10.2015 | 08:55 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Kevin´s Idee

Guten Morgen!

Wenn ich aus dem Fenster gucke, schaue ich auf ein ehemaliges Altenpflegeheim der evangelischen Kirche und Diakonie. Hier sind Flüchtlinge untergebracht. 220 Erwachsene und 30 Kinder. Die Kirchengemeinde hilft: mit Kleider- und Spielzeugspenden. Pfannen und Wasserkochern. Rollstühlen für die Verwundeten. Deutschunterricht. Fußballtraining für die Kinder. Die meisten Flüchtlinge kommen mit fast nichts. Vielleicht haben Sie auch schon mal beobachtet, wie sich mancher an der Plastiktüte oder dem kleinen Rucksack mit seinen wichtigsten Wertsachen festklammert. Die Begegnungen lassen niemanden kalt. Ich möchte Ihnen erzählen, was sich Kinder der Gemeinde überlegt haben. Es ist Sonntagnachmittag. 130 Besucher - darunter viele Flüchtlinge – sind in die evangelische Tersteegenkirche Düsseldorf gekommen.

Musik: Marc-Antoine Charpentier - Te Deum Prelude

(Kevin C.R. Hunder-Conolly Altblockflöte, Arno Ruus, Cembalo) (Livemitschnitt)

O-Ton 1 Philipp: Ich fand´s einfach toll für die Flüchtlingskinder einfach mal was zu zeigen, was man in den Jahren hier gemacht hat.

Autorin: sagt Philip Hebmüller. Er geht in die dritte Klasse und hat mitgespielt beim Benefizkonzert „Hits for Kids - Oldies for Goldies“ – ein Konzert von Kindern der Gemeinde für Flüchtlingskinder. Die Idee dazu hatte der elfjährige Kevin Hunder-Conolly. Er hatte mal irgendwo von einem Benefizkonzert für Flüchtlinge in einer Kirche gelesen.

O-Ton 2 Kevin: Und dann hab ich meine Mutter gefragt, was ist das eigentlich, das Benefizkonzert. Dann hat die mir das erklärt und ich wollte das dann machen und es hat schließlich geklappt.

Autorin: Das Schicksal der Flüchtlinge in der Gemeinde hatte den jungen bereits preisgekrönten Musiker berührt. Er will helfen:

O-Ton 3 Kevin: Oh, ich denke wenn ich so ein Flüchtling wäre, was würde dann das Leben so sein? Schrecklich. Weil die müssen ja alle fliehen vor den ganzen Kämpfen. …ganz viele werden vertrieben, fast alle aus Iran, Irak, Afghanistan. Und die sind ganz arm, die haben kein Geld oder wenn dann ganz, ganz, ganz wenig und einfach dass die auch bessere Kleidung haben und dass die sich eine Wohnung leisten können.

Autorin: Fast fünf Monate dauerte die Vorbereitung auf das Konzert. Kevins Musiklehrer haben ihm dabei geholfen. Wichtig sind neben einem guten Programm andere Musiker. War es schwer, die zu überzeugen?

O-Ton 4 Kevin: Es war eigentlich nicht so schwierig wie ich gedacht habe, weil eigentlich alle, die jetzt mitspielen, wollten mitmachen, ja, die fanden das alle ´ne gute Idee.

Autorin: Zum Beispiel die 13-jährige Roya Kremer.

O-Ton 5 Roya: Und dann hab ich halt auch natürlich ja gesagt, weil das auch immer eine gute Sache ist, wenn man irgendwelchen Leuten allein durch die Musik helfen kann.

Autorin: Und Charlotte Lüer, 15, erzählt:

O-Ton 6 Charlotte: Flüchtlingskinder(n) bin ich begegnet, die dann auch irgendwie so Pfandflaschen gesammelt haben. Die taten mir dann leid und ja, ich hab mich dann auch gefragt, wie viel die auch damit verdienen dann.

Autorin: Drei Erwachsene und fünf Kinder und Jugendliche an verschiedenen Flöten, Cembalo, Klavier und Schlagzeug mit selbst komponierter Filmmusik, Klassikperlen oder Pop.

Musik: Abba: SOS, Charlotte Lüer (Schlagzeug), Renja und Julika Lüer (Klavier), Kevin Hunder-Conolly (Querflöte) (Livemitschnitt)

Autorin: Das Publikum ist begeistert. Am Ende des Konzertes wünschen sich alle gegenseitig Gottes Segen mit einem Lied:

Musik: Irisches Segenslied „Möge die Straße“ (Kevin Hunder-Conolly (Flöte), Arno Ruus (Cembalo) (Livemitschnitt)

O-Ton 7 Konzertbesucher: (Mann) Wir haben auch mit gesungen am Ende. Das hat richtig Spaß gemacht. Besonders hat uns gefallen, wie dieser kleine junge Mann es geschafft hat, die Leute zu begeistern und zwar offensichtlich ohne Notenblatt, das war wirklich genial.

(Frau) Ich fand das ´ne super Idee, so was zu machen. Dass die Kinder so toll Musik gemacht haben war schön. War ein schönes Erlebnis.

Autorin: 1400 Euro für die Flüchtlingshilfe sind beim Konzert und anschließendem afrikanischen Buffet zusammengekommen. Und es ist der Wunsch entstanden, das nächste Konzert zusammen mit den Flüchtlingen zu machen.

O-Ton 8 Konzertbesucherin: …so dass sie vielleicht auch ihre eigene Musik - denn jeder Mensch hat Musik - mit einbringen können. Das fänd ich schön.

Helfen und dabei gewinnen. Freunde. Neue Lieder. Vielleicht haben auch Sie eine Idee, wie Sie helfen können. Den Flüchtlingen und anderen, die Ihre Hilfe brauchen. Nur los.

Ihre Pfarrerin Petra Schulze aus Düsseldorf.

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