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Kirche in WDR 4 | 10.11.2015 | 08:55 Uhr

Einlassen und gewinnen

Guten Morgen!

Wir waren im Urlaub, als wir im Fernsehen die Bilder vom Münchner Bahnhof sahen: Erschöpfte, aber erleichterte Menschen auf der Flucht. Freundlich und begeistert empfangen von applaudierenden Menschen. Und dann der Satz der Kanzlerin: „Wir schaffen das!“ Da konnte man schon ein bisschen Stolz verspüren. Auf unseren Wanderungen haben meine Frau und ich darüber nachgedacht: Wie lange wird diese Willkommenskultur wohl anhalten? Und wann wird diese freundliche Stimmung die ersten dunklen Flecken bekommen?

Heute, zwei Monate später, bitten immer mehr um Asyl und hoffen auf Aufnahme. Jetzt klingt es nüchterner: „Wir schaffen das, aber...“ „Wir schaffen das, wenn...“ Die Euphorie der Nächstenliebe wird gebremst. Hoffentlich wird sie nicht ausgebremst.

Denn sie steht unserem Land gut zu Gesicht. Nächstenliebe gehört zu den Grundlagen unserer Kultur, die ein Erbe des Glaubens an Jesus Christus ist. Wer ist denn mein Nächster?, fragen viele. Im jüdischen Glauben ist das zum ersten Mal so gesagt worden: Du sollst deinen Nächsten lieben, denn er ist wie du.

Nächste – das sind alle. Das ist nicht einfach zu leben. Selbst nicht für Pfarrerinnen oder Priester. Vor über 60 Jahren hat der französische Priester Michel Quoist seine Gebete in einem Buch zusammengefasst. In einem davon fragt er:

Sprecher: (männlich)

Herr, warum hast du mir befohlen, alle meine Menschenbrüder zu lieben?

Ich habe es versucht, aber erschrocken kehre ich zu Dir zurück...

…ich habe meine Tür ein wenig offengelassen, unklug, wie ich war…

Die ersten sind bei mir eingekehrt, Herr,

Es gab doch ein wenig Platz in meinem Herzen.

Ich habe sie aufgenommen, ich hätte schon Sorge für sie getragen…

Du wärest schon zufrieden gewesen, Herr,

gut bedient, wohl geehrt, sauber, ordentlich.

Bis hierher war es vernünftig...

Aber die folgenden, Herr, die anderen Menschen, die hatte ich nicht gesehen;

die ersten hatten sie verdeckt.

Sie waren zahlreich, sie waren elender, sie haben mich ohne Warnung überflutet.

Ich musste mich wieder einschließen, ich musste wieder Platz bei mir schaffen.

… Ach, Herr, ich habe alles verloren, ich bin nicht mehr ich;

für mich gibt es keinen Platz mehr in meinem eigenen Haus.

(Michel Quoist, Herr da bin ich, 54.-57.Aufl. 1970, Verlag Styria Graz Wien Köln, S. 133f)

Michel Quoist's Menschenbrüder waren damals alle die, für die er als Seelsorger da sein sollte. Aber sein Gebet klingt, als ob er die Gedanken von vielen heute vorwegnimmt, die sich Sorgen um unser Land machen und Angst haben, wir könnten zu Fremden im eigenen Land werden.

Die Liebe zum Nächsten ist die, die nicht fragt, wer denn überhaupt mein Nächster ist. Diese Liebe ist die Nagelprobe darauf, wie sehr wir in unserem Land in der christlich-abendländischen Kultur verwurzelt sind.

Nun, es stimmt, wer die Tür seines Herzens aufmacht, muss sich auf allerlei Gäste gefasst machen. Michel Quoist hat verstanden, wer mit all den Besuchern zu ihm kommen würde. Er hört Gottes Antwort auf sein Gebet:

Sprecher: (männlich)

Fürchte nichts, sagt Gott, du hast alles gewonnen.

Denn während die Menschen bei dir einkehrten,

habe ich, dein Vater,

ich, dein Gott,

mich mit ihnen bei dir eingeschlichen.

(Michel Quoist, Herr da bin ich, 54.-57.Aufl. 1970, Verlag Styria Graz Wien Köln, S. 135)

Wenn das auch zu unserer wunderbaren Kultur gehört, dann braucht uns um sie nicht bange zu sein. Im Gegenteil, dann wird man dankbar für das Wunder, mit Fremden vertraut zu werden - meint Pfarrer Rüdiger Schnurr aus Hilchenbach.

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