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Sonntagskirche | 15.11.2015 | 08:55 Uhr

Wir sind eins

Morgens beim Bäcker gedrückte Stimmung. Kein Smalltalk, sondern nur das Nötigste. Nicht mal das übliche „Schönes Wochenende!“ – denn das ist kein schönes Wochenende. Sondern eins, das bestimmt wird von Bildern des Terrors und der Gewalt in Frankreich.

Paris ist eine Stadt im Ausnahmezustand. Die Bilder übersteigen das, was ich mir vorstellen kann. Ein Reporter, zugeschaltet per Telefon, ein Augenzeugenbericht, ein Handyvideo. Der Junge im Stadion, der weint. Eine Frau mit ängstlichem Gesicht. In der Stadt Krankenwagen, Blaulicht, Verletzte.

Junge, unmaskierte Täter stiegen aus dem Auto, eröffneten das Feuer, schossen wahllos in die Menge. Es ist grausam. Mitten drin der französische Präsident François Hollande. Er sagt „Wir werden den Kampf anführen. Wir werden gnadenlos sein.“ Ich schlucke. Hat er das gesagt? „Gnadenlos“ waren die Terroristen. Und so sprechen sie auch. Wahrscheinlich wollte der Präsident nur Entschlossenheit zeigen. Und schon fiel er in die gleiche Sprache. Vorsicht, denke ich, Vorsicht...

Ich spüre wieder mal: Es gibt keine vollkommene Sicherheit. Polizei und Geheimdienste tun alles, was in ihrer Macht steht, aber solange wir frei leben wollen, tanzen, Essen gehen, ein schönes Wochenende haben in Paris, Berlin oder Köln, gibt es keine absolute Sicherheit vor Terroristen, die so gewaltbereit und lebensmüde sind.

Gestern Morgen, kurz nach 9, die Bundeskanzlerin im Fernsehen. „Wir fühlen uns Ihnen so nah. Wir weinen mit Ihnen“, sagt sie und bekundet ihr Mitgefühl mit den Menschen in Frankreich. Tatsächlich kämpfe ich an diesem Wochenende manchmal mit den Tränen. Es gibt auch wieder ein Motto, unter dem man sich versammeln kann, ähnlich wie im Januar nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. „Nous Sommes Unis“ – „Wir sind eins“.

Ja, ich fühle mich eins mit denen, die Gewalt erlitten haben. Die einen Menschen verloren haben, mit dem sie verbunden waren. Mitgefühl eint. Das tut gut. Meine Frau und ich haben uns zwischendurch einfach mal in den Arm genommen. Den Schrecken geteilt. Das gibt Halt. So, in diesem Mitgefühl, sind wir eins mit den Menschen in Frankreich. Ich fühle mich eins mit den Muslimen, die jede Gewalt ablehnen, wie überhaupt mit allen, die verstanden haben, dass Religion und solche Gewalt nicht zusammenpassen.

„Wir sind eins“ – das schöne Motto wirft bei mir auch Fragen auf. Mit einem französischen Präsidenten, der in Kriegsrhetorik verfällt und gnadenlos einen Kampf anführen will, bin ich nicht eins. Sorry, da bin ich nicht dabei. Mit denen in der Politik, die meine Freiheit immer mehr einschränken wollen, um vielleicht noch etwas mehr Sicherheit zu gewinnen, bin ich auch nicht immer eins.

Einen Tag und eine Nacht danach will ich kein ängstliches Gesicht zeigen, sondern ein festes und gelassenes. Mag sein, es gibt Gewalt. Mag sein, wir sind nicht sicher. Mag sein, es gibt nie einen Sieg über den Terror. Anders ist das Leben wohl nicht zu haben. Aber ich wäre gerne eins mit vielen anderen Menschen in Europa über bestimmte Werte: dass wir weiter Mitmenschlichkeit zeigen, christlich gesprochen: Nächstenliebe, dass wir die Freiheit des Einzelnen schätzen, dass wir voreinander Respekt haben und Gemeinschaft suchen. Diese Werte und diese innere Freiheit will ich mir nicht nehmen lassen. Sie sind stärker als jeder Terror.

Ja, kein schönes Wochenende, aber eines, an dem ich mich vergewissern kann, was mich hält und was uns eint.

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