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Kirche in WDR 4 | 11.12.2015 | 08:55 Uhr

Spieglein, Spieglein an der Wand...

Guten Morgen! Spieglein, Spieglein an der Wand – erinnern Sie sich? Ein bisschen von dem alten Märchen lebt in einem täglichen Ritual weiter. Ich schaue jeden Morgen in den Spiegel. Und finde darin zumeist mein Bild von mir bestätigt. Das Bild, das ich in- und auswendig kenne. Bestimmte Konturen, Linien, Übergänge… Das Spieglein an der Wand bekommt viele aufmerksame Blicke.

Doch: „Dem eigenen Spiegelbild zu glauben, das ist gerade der Irrtum“, so sagte die Autorin und Regisseurin Doris Dörrie in einem Interview. Denn der Spiegel wirft immer ein seitenverkehrtes, leicht verzerrtes Bild zurück. Das, was ich für mein wahres Gesicht halte, sehen die anderen immer ein bisschen anders. Ziemlich merkwürdig! Wie bin ich denn nun wirklich?

In der Antike benutzten die Menschen Metallspiegel, geschliffenes Glas war noch nicht erfunden. Ein Spiegel, etwa aus poliertem Kupfer, reflektierte das eigene Gesicht nur in Andeutungen. So blieb stets etwas Geheimnisvolles bei der Selbstbetrachtung, ein Rest, der nicht ganz aufgehellt wurde. Der Apostel Paulus hat deshalb das Spiegelbild mit einem dunklen, rätselvollen Bild verglichen, das wir nicht auf Anhieb verstehen.

Sind wir heute weiter mit unseren perfekten Kristallspiegeln oder mit der Spiegel-App auf unseren Smartphones? Sind wir weiter mit der Erkenntnis unserer Welt, unseres Lebens?

In vielerlei Hinsicht schon. Heute muss keiner mehr so an Masern oder Diphterie sterben, wenigstens in unseren Breitengraden. Wir wissen viel: Wie man erfolgreich wirtschaftet zum Beispiel. Und nebenbei versuchen wir noch schnell die Frage zu klären, wie das mit dem Glücklichsein geht.

Aber trotz aller Entschlüsselungen bleiben Rätsel. Woher kommt das, dass sich einer verliebt? Warum kann ich ersehntes Glück, wenn es sich endlich mal einstellt, nicht dauerhaft haben? Wieso werden wir aneinander schuldig, obwohl es doch eigentlich keiner will? Warum müssen Mutter und Vater eines Jugendlichen aus meiner Gemeinde in ziemlich kurzem Abstand an derselben Krankheit sterben? Wieso bringen junge Menschen erst andere und dann sich selbst um, was bewegt Radikale und Terroristen? An Wissen, an Informationen sind wir unendlich reicher als die Menschen zur Zeit des Paulus und des Jesus von Nazareth. Die Rätsel, die Geheimnisse, sind jedoch geblieben. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat in einem Trostbrief an einen Bekannten folgenden Rat formuliert: „Ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“ (1)

Die Fragen leben. Ich denke an den so hilflosen, aber weit verbreiteten Versuch, eine Krankheit völlig dadurch verstehen zu wollen, dass wir uns per Internet alle medizinischen Informationen bis ins letzte Detail verschaffen. Wie wenig ist damit tatsächlich erreicht? Wie viele wäre vielmehr geholfen, gäben wir stattdessen den Fragen Raum: Wie kann ich jetzt mit einer Einschränkung, mit meiner gesundheitlichen Beeinträchtigung weiterleben? Was ist mein Leben wert? Wonach sehne ich mich? Solchen inneren Anfragen nachzugehen, den Rätseln nachzuspüren, aber nicht, sie restlos aufklären zu wollen – das kann helfen, sich im eigenen Leben zu Hause zu fühlen. Und: Ich muss mich nicht nur selbst fragen, sondern kann all diese Fragen weiter adressieren: Gott sei Dank! Ihr Pfarrer Michael Opitz aus Düsseldorf.

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