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Kirche in WDR 4 | 02.06.2016 | 08:55 Uhr

„Türklinkengebet“

Guten Morgen!

Ich stehe vor einer weißen Türe in einem Hamburger Krankenhaus. In der Priester-Ausbildung lernen wir seelsorgliche Gesprächsführung. Und jetzt wird es praktisch: Nach dem Teamgespräch auf Station mit Ärzten, Therapeuten und Krankenschwestern stehe ich vor der ersten Türe auf der Station, die mir zugewiesen wurde. Mein Herz pocht. Wer und was wird mich hinter dieser Türe erwarten? Ist die Patientin überhaupt im Zimmer? Hat sie vielleicht Besuch oder schläft sie und ich störe? Vielleicht kann sie aber auch nichts mit mir als Kirchenvertreter und meinem Glauben anfangen? Ich sollte besser einen Rückzieher machen.

Zu spät! Ich habe schon angeklopft und meine Hand berührt die Türklinke. Und warum überhaupt einen Rückzieher machen? Ich möchte doch als Seelsorger mit Menschen ins Gespräch kommen. Da kann ich doch nicht einfach davonlaufen.

Ich atme tief ein. Und zugleich kommt mir ein Einfall: Ich spreche einfach ein kurzes Stoßgebet, ein „Türklinkengebet“ sozusagen. An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern – es war ja spontan. Aber ich habe kurz gesagt: „Gott, sei bei mir und lass mich offen sein, für das, was mich hinter der Türe erwartet.“

Danach fühle ich mich irgendwie gestärkt. Ich öffne die Tür und gehe zu dem einzigen Bett, das im Zimmer steht. Eine ältere Frau liegt dort. Natürlich dreht sich das Gespräch erst um ihre Krankheit: Krebs. Operationen, Chemo, Bestrahlung.

Und dann verändert sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck; sie lächelt, denn sie erzählt mir von ihrem Mann und ihrer Tochter; von den schönen Jahren mit ihren beiden Enkeln – und von ihrem größten Hobby: dem Reisen. Viel habe sie dabei von der Welt zu sehen bekommen.

Und ich? Ich höre einfach nur zu. Und ich spüre, wie gut ihr das tut.

Vor solchen Türen wie damals im Hamburger Krankenhaus stand ich in den letzten Jahren noch mehrmals. Und auch heute noch spreche ich immer wieder mal ein „Türklinkengebet“: Vor der Haustüre, wenn ich eine Familie besuche, deren Kind kurz nach der Geburt gestorben ist. Vor dem Zimmer im Altenheim, um einem sterbenden Mann die Krankensalbung zu spenden. Oder vor der Wohnungstüre des Brautpaares, das von mir erwartet, ihnen den schönsten Tag in ihrem Leben zu bescheren. Dann spreche ich immer ein kurzes Gebet und bitte darum, dass ich zunächst einmal einfach Mensch bleibe, egal, was mich hinter der Türe erwartet. Dass ich offen bin für das, was die Menschen mir erzählen. Und dass ich Gottes Spuren im Leben dieser Menschen mit ihnen zusammen entdecke.

Besonders berührt mich der Vertrauensvorschuss, der mir als Seelsorger bei den vielen Gesprächen entgegengebracht wird. Welchem anderen wildfremden Menschen vertraut man so viel von sich an? Umso mehr hilft mir das kurze Stoßgebet, offen und frei in solche Situationen zu gehen.

Und wenn Sie demnächst mal vor einer Tür stehen und nicht wissen, was sich dahinter verbirgt: Probieren Sie es doch auch mal mit dem „Türklinkengebet“.

Einen guten Tag mit einer großen Portion Mut für unbekannte Situationen wünscht Ihnen Kaplan Andreas Möhlig aus Würselen.

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