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Kirche in WDR 4 | 15.08.2016 | 08:55 Uhr

Grenzen

Erstaunlich, wie manche Erfahrungen der Kindheit prägen.

Ich spüre es bis heute, wenn ich mich einem Grenzübergang nähere: Mulmige Gefühle stellen sich ein. Das Dorf, in dem ich in den ersten Jahren meines Lebens aufwuchs, endete an Todesstreifen, Stacheldraht und Wachtturm. Dahinter war Thüringen, damalige DDR. Uns Kindern wurde eingeschärft, ja nicht zu nah an den Zaun zu gehen. Einen jungen Vater hatten die Grenzer dort erschossen. Auf der Flucht. Seinen dreijährigen Sohn hatte er an der Hand.

Wo damals der Zaun stand, ist heute ein Gedenkpfad mit verschiedenen Stationen. Vor kurzem war ich da. Was ich sah, erschien mir seltsam vertraut – und zugleich kam es mir unwirklich, ja widersinnig vor. Die alte Angst kam wieder hoch. Mir kroch neu unter die Haut, wie lebensfeindlich es hier früher war.

Grenzen können doch nicht gut sein. Sie müssen überwunden werden.

Das sitzt bei mir tief.

Heute landen wieder Flüchtlinge an Stacheldrahtzäunen und unüberwindbaren Wegsperren. Idomeni in Griechenland ist dafür zu einem Symbol geworden. Grenzen verbreiten Schrecken. Sie sperren Menschen aus. Und sperren Menschen ein.

Da begegnet mir in der Bibel der Satz: Eine Grenze hast du gesetzt, dass sie die nicht überschreiten. Ein Satz aus dem 104. Psalm. Mitten im Jubel über die Schönheit der Schöpfung: Eine Grenze hast du, Gott, gesetzt. Offenbar gibt es gute Grenzen. Grenzen, für die ich dankbar sein kann, weil sie dem Leben dienen.

Diese zum Beispiel:

Unser blauer Planet schwebt wie eine zerbrechliche Glaskugel vor der schwarzen, lebensfeindlichen Tiefe des Alls. Umgeben von einer schützenden Atmosphäre. Gott hat eine Grenze gesetzt. Die Ozonschicht schützt alles Leben vor tödlicher Strahlung. So kostbar ist die Erde.

Und: So verletzbar! Plastiktüten wabern in den Ozeanen. Das Eis der Pole schmilzt. Dürren und Ungewitter nehmen zu. Allmählich dämmert es uns: Leben braucht Grenzen. Auf einem begrenzten Planeten kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Immer größer, immer schneller, immer mehr – das kann auf Dauer nicht gut gehen! Jedenfalls geht es immer auf Kosten derer, die ohnehin schon wenig haben.

Viele sehen bereits jetzt keinen Ausweg mehr aus der Not – da, wo sie leben.

Sie hauen ab, wollen ihr Leben retten vor Armut, Krieg und Gewalt – und scheitern an Stacheldrahtzäunen und Wegsperren.

Ja, zurzeit werden die lebensfeindlichen Grenzen wieder groß gemacht.

Zäune und Abschottung haben Hochkonjunktur. Sie verbreiten Angst - und schaffen nur vermeintlich Sicherheit.

Damit werde ich mich niemals abfinden.

Umso beharrlicher will ich die Grenzen achten, die das Leben fördern.

Will aufhören mit dem Haben-müssen.

Es jedenfalls versuchen.

Das bedeutet Verzicht – und zugleich Gewinn. Ich entdecke: Das Beste, es ist längst da. Mit Worten aus Psalm 104: HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; ... Eine Grenze hast du gesetzt, dass sie die nicht überschreiten.

Gott sei Dank!

Einen guten Tag wünscht Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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