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Kirche in WDR 4 | 20.10.2016 | 08:55 Uhr
Anziehen
Guten Morgen!
Manchmal stehe ich morgens vor dem Kleiderschrank und überlege, was ich anziehen soll. Und manchmal lege ich mir schon abends die Sachen für den nächsten Tag raus - wenn was Wichtiges ansteht und ich auf jeden Fall gut angezogen sein muss. Wie es auch sein mag: Ich muss mich morgens anziehen.
Ich kann ja nicht nackt zur Arbeit gehen.
Es ist eine der grundlegenden Kulturleistungen der Menschen, sich etwas anzuziehen - anfangs Blätter und Felle - später Kleidung aus Stoffen.
Wer nackt ist, ist bloß und verletzlich.Wer angezogen ist, ist geschützt und schön - wobei bei Schönheit die Geschmäcker schon mal auseinan¬der gehen.
„Kleider machen Leute“, sagt der Volksmund.
Und glauben Sie mir: bei einem Priester wird enorm darauf geschaut, was er anzieht.
Da gibt es viele und zum Teil widersprüchliche Erwartungshaltungen.
Vor Jahren hat die berühmte Fotografin Herline Koelbl eine Bilderreihe geschaffen und als Leitmotto genau das erwähnte Sprichwort gewählt.
„Kleider machen Leute“. Die Ausstellung hat öffentliche Personen gezeigt - in ihrer Berufskleidung und in ihrem Freizeitlook.
Am meisten für Aufsehen gesorgt hat der damalige Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, denn er hat sich sowohl im Bischofgewand als auch im Trainingsanzug gezeigt.
Manche Besucher der Ausstellung hatten wirklich nicht erwartet, dass selbst ein Geistlicher wie der jetzige Präfekt der Glaubenskongregation eben auch mal bequeme Sportsachen trägt.
Wie gesagt: bei Priestern wird genauer hingeschaut, was sie tragen.
Das hat sicherlich damit zu tun, dass es in der Kirche - wenn man so will - Jahrhunderte alte Kleiderordnungen gibt, besonders in Gottesdiensten.
Aber warum die Kleidung hier so eine Rolle spielt, das wiederum hängt zusammen damit, dass die Kleidung schon in der frühen Christenheit ein zentrales Sinnbild ist.
„Ihr habt als Gewand Christus angelegt“, schreibt Paulus an die Gemeinden in Galatien (Gal 3,27).
Das Wort „Gewand“ wirkt etwas altertümlich, denn auch Christen tragen, außer in den erwähnten Gottesdiensten, heute keine Gewänder mehr.
Paulus Worte gelten aber für alle Christen. Sie sind alltagstauglich.
Und deshalb würde Paulus heute wohl sagen: Ihr habt Christus angezogen - als Kleidung, als Klamotten. Ihr tragt Christus auf Eurer Haut!
Was damit gemeint ist, ist klar:
Christus ist Euer Schutz. Und Euer Schmuck!
Er prägt Euer Leben.Und Ihr Christen tragt ihn nach außen!Ihr macht Euch in seinem Sinne erkenntlich. Und ja: Ihr fallt damit auf.Auch wenn das auch nicht immer jedermanns Geschmack ist!
Aber was für ein Auftrag an jeden Christen! Trag ihn in die Welt!
Mach die Welt schöner durch ein Leben nach seinem Vorbild!
Und fühle Dich dabei beschützt von dem, der Dich umgibt, wie ein Gewand – oder jetzt im Herbst, wie ein regendichter Mantel.
Ich wünsche Ihnen einen schönen, einen beschützten Tag.
Ihr Pfarrer Peter Dückers aus Aachen.