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Sonntagskirche | 06.11.2016 | 08:55 Uhr

Bekleiden und Bestatten

Guten Morgen. Es ist November geworden. Monat des Gedenkens.

Erst als er tot war, erfuhr ich, dass er Otto hieß. Des Öfteren hatte ich den älteren hageren Mann gesehen. Mit seinem bepackten Fahrrad war er durch die Stadt gezogen, hatte Mülleimer nach Brauchbarem durchsucht und auch manchen Hof gefegt.

Bei uns fehlt jetzt einer, sagte der Bezirkspolizist. Als Waisen- oder Findelkind war Otto in die Welt gekommen. Er hatte ein schweres Schicksal, schrieb seine Pfarrerin mir nachher. Zeitweise litt er unter Wahnvorstellungen..., die manchmal Todesnot bei ihm auslösten. Dann kam er zu uns in die Gemeinde oder ging zu Polizei oder Sozialdienst... Aber er hat es selbst geschafft, sich ein soziales Netz aufzubauen. Er war stolz, wenn er in unserer Gemeinde ein paar Kleinigkeiten erledigen konnte.

Nun lud die Kirchengemeinde zum Trauergottesdienst ein. Mehr als 100 Leute waren gekommen: Gemeindeglieder, Freunde von Otto, Mitarbeiterinnen der Bäckerei, Polizisten, Bedienstete der Stadt und manche einfach so. Es war für mich - ohne zu übertreiben - die wunderbarste Gottesdienstgemeinschaft, die ich bisher erleben durfte, schrieb die Pfarrerin. Alle keine geübten Gottesdienstbesucher, aber alle unheimlich offen und bewegt... Ich habe nun eine Ahnung davon bekommen, wie es zur Zeit der ersten Christen gewesen sein muss... All das hat Otto geschafft. Wie? Darüber denke ich seit Tagen nach.

Die Pfarrerin hat eine Ahnung davon bekommen, wie es zur Zeit der ersten Christen gewesen sein muss... In einer syrischen Kirchenordnung aus der alten Kirche wird die Aufgabe eines Diakons beschrieben:

„Wenn der Diakon in einer Stadt tätig ist, die am Meer liegt, soll er sorgsam das Ufer absuchen, ob nicht die Leiche eines Schiffbrüchigen angeschwemmt worden ist. Er soll sie bekleiden und bestatten.“(1)

Die Leiche eines Schiffbrüchigen. Da gibt’s nichts mehr zu missionieren. Es geht allein um die Würde eines toten Menschen: Dass seine Blöße bedeckt, sein Leichnam nicht den streunenden Hunden überlassen wird. Die frühen Christen machten Ernst damit, dass alle Toten - auch die Fremden, die Namenlosen, die Flüchtlinge - Gottes Eigentum sind, in seiner Güte geborgen.

Dieser Einsatz für die Würde des Menschen verschaffte ihnen hohe Anerkennung und Respekt. Bis heute verspricht solcher Einsatz die wunderbarste Gottesdienstgemeinschaft. Wie schrieb die Pfarrerin? Alle keine geübten Gottesdienstbesucher, aber alle unheimlich offen und bewegt....

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten November, in dem wir der Toten gedenken - unserer Toten und auch der vielen namenlosen, fremden. Ihr Pfarrer Alfred Buß aus Unna.

(1) Aus: Testamentum Domini, syrische Kirchenordnung aus dem 5. Jahrhundert.

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