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Kirche in WDR 4 | 15.11.2016 | 08:55 Uhr

„Das Buch des Lebens“

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie Sie sich bestatten lassen wollen? Möglicherweise empfinden Sie diese Frage als merkwürdig oder unangebracht. Ich denke, es ist aber sinnvoll, diese Frage zuzulassen. Heute gibt es so viele verschiedene Formen der Bestattung. Und da gilt es durchaus zu prüfen, was hier für einen persönlich zählt.

Vor einem halben Jahr hat eine Umfrage der Verbraucherinitiative für Bestattungskultur Aeternitas ergeben, dass nur noch jeder vierte Bundesbürger das klassische Sarggrab auf einem Friedhof bevorzugt. Jeder Fünfte würde sich für ein Urnengrab auf dem Friedhof entscheiden. Einäscherung also. Diese Zahlen haben mich überrascht, aber sie machen deutlich, wie sehr die Bestattungskultur im Wandel ist.

Noch bedenklicher scheint mir der Trend zur anonymen Bestattung. Immer mehr Frauen und Männer entscheiden sich bewusst für diese Bestattungsform. Der Grund ist, dass sie ihren Angehörigen nicht als alter und kranker Mensch und schließlich auch nicht nach dem Tod zur Last fallen wollen. Oft wissen die Angehörigen nicht einmal davon. Das zeigt: In unserer Gesellschaft wird kaum über Sterben und Tod gesprochen und: Menschen vereinsamen zunehmend.

Bei der anonymen Bestattung wird der Verstorbene zunächst eingeäschert und dann durch das Friedhofsamt auf einem Urnenfeld beigesetzt. Bei dieser Bestattungsform muss nur der Rasenmäher über die Fläche gehen. Die Grabpflege entfällt. Die Angehörigen sind allerdings nicht selten schockiert, wenn sie von dem letzten Willen des Verstorbenen erfahren und sagen: Ich wohne zwar nicht mehr in der unmittelbaren Nachbarschaft, aber selbstverständlich hätte ich mich um die Grabpflege gekümmert!

Warum wollen Menschen auf ein Grab, auf die Nennung ihres Namens, vielleicht auch auf eine Begleitung bei ihrer Bestattung verzichten? Warum wählen sie eine anonyme Grabstätte, an die sich keine Geschichte knüpft? Ein Grab, an dem das Leben für die kommenden Generationen namenlos bleibt?

Der Name und damit die Person, die sich damit verbindet, spielt in der christlichen Tradition seit jeher eine große Rolle! Denn Christen glauben, dass Gott jeden Menschen geschaffen und bei seinen Namen gerufen hat (vgl. Jes 43,1). In der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, greift der Autor Johannes diesen Gedanken auf und entwickelt das Bild vom „Buch des Lebens“ (Offb 3,5): Im Buch des Lebens sind die Namen der Getauften verzeichnet. Und wenn ein Mensch stirbt, dann wird sein Name nicht aus dem Buch gestrichen, sondern er bleibt. Denn bei Gott geht niemand verloren. Das ist der Grund, warum auch heute noch auf vielen christlichen Grabsteinen ein geöffnetes Buches dargestellt ist. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Verstorbene bei Gott ist, weil Gott ihn liebt. Deshalb fällt auch der Tote, der auf einem anonymen Gräberfeld bestattet worden ist, selbstverständlich nicht aus der Liebe Gottes heraus.

Dennoch hat das namentlich gekennzeichnete Grab einen Sinn: Und zwar für die Hinterbliebenen. Zwar benötigen nicht alle von ihnen das Grab als Ort für ihre Trauer; manchen genügt vielleicht das Foto an der Wand oder ein bestimmtes Kleidungsstück als Anknüpfungspunkt für die Erinnerung. Aber vielen Menschen hilft es, wenn sie regelmäßig an das Grab gehen können, um dort an den Verstorbenen zu denken, sich an schöne gemeinsame Stunden zu erinnern und ein Vaterunser für ihn beten zu können.

In Köln und anderen Städten wird regelmäßig in einem Gottesdienst an die Menschen erinnert, die aus ganz verschiedenen Gründen keine Abschiedsfeier gehabt haben. In diesem „Gottesdienst für Unbedachte“ werden aus einem Buch die Namen der Verstorbenen laut vorgelesen und eine Kerze für sie entzündet. Damit wird deutlich, dass Gott diese Menschen nicht vergisst, denn so heißt es beim Apostel Paulus: „Ihre Namen stehen im Buch des Lebens“(Phil 4,3).

Vielleicht fällt Ihnen ein Verstorbener ein, an den Sie heute besonders denken möchten. Aus Köln verabschiedet sich Eva-Maria Will.

*Vgl. die Umfrage der Verbraucherinitiative für Bestattungskultur Aeternitas (KNA vom 20.4.2016)

Vgl. hierzu Die deutschen Bischöfe, Tote begraben und Trauernde trösten. Bestattungskultur im Wandel aus katholische Sicht=Arbeitshilfen 81 (2005), bes. Seite 24-28.

Vgl. auch Friedrich Lurz, „Unbedacht“. Gedenkfeier für anonym bestattete Menschen, in: Zeitschrift „Gottesdienst“ 41 (12.7.2007), S. 100.

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