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Kirche in WDR 4 | 29.06.2017 | 08:55 Uhr
Mitte des Jahres
Heute in 185 Tagen ist Silvester. Damit ist das Jahr quasi schon zur Hälfte rum.
Krass oder? Ich finde, die Zeit rast... Und je älter ich werde, desto schlimmer wird das bei mir...
Und doch, manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich denke: Das war doch gerade erst; umgekehrt dann aber auch: Mensch, das ist doch schon ganz schön lange her. – Irgendwie purzelt mein Zeitgefühl durcheinander, meine Einordnung in Sekunden, Minuten, Tage und Monate scheint aus der Form zu sein.
Und erzähle ich anderen davon, stehe ich mit diesem Gefühl gar nicht so alleine da.
Vielleicht verlieren wir das Gefühl für Zeit, weil uns die Zeit verloren geht. Weil unsere To-dos nicht mehr in 24 Stunden hineinpassen. – Mir geht es zumindest manchmal so.
Wie sehr ich durch die Zeit hetze, merke ich meist erst, wenn ich ausgebremst werde. Also, wenn das Leben Zwangspausen reinschiebt. Zum Beispiel im Wartezimmer beim Arzt. Dort habe ich in der letzten Zeit leider öfter sitzen müssen, und war nicht so recht in der Lage zu lesen oder mich mit dem Handy abzulenken.
Also, saß ich einfach nur da.... Ich hab ein bisschen gebraucht, bis ich aus der Anspannung raus kam. Aber dann kam mir das ein bisschen so vor, als wenn ich in einer großen, leeren Kirche sitzen würde.
Im Urlaub gehe ich manchmal einfach so in eine Kirche, gar nicht um zu beten, sondern einfach, um da zu sein, zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen. Ein Gespräch mit Gott ergibt sich bei mir dann manchmal von alleine. Einfach nur da zu sitzen erfrischt mich, und das nicht nur, weil Kirchen immer so schön kühl sind. Wenn ich dann wieder auf die Straße trete, fühle ich immer ein Stückchen leichter.
Eigentlich müsste man das öfter machen:
sich in eine Kirche denken,
im Wartezimmer auf nichts warten,
sich eine Auszeit schaffen und auftanken.
Ich finde, sich eine Auszeit zu nehmen ist ein guter Mitjahresvorsatz. Da sollte keiner noch 185 Tage drauf warten.